27. LONDON-MARATHON, 22. April 2007
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AUFBAUKÄMPFE
Silvesterlauf Frankfurt (10 km), 31.12.06
Winterserie Hofheim-Lorsbach (20 km), 4.2.07
Frankfurter City-Halbmarathon, 4.3.07
Gießener Halbmarathon, 25.3.07
STRECKE ¤ VORBEREITUNG ¤ MARATHON ¤ STATISTIK ¤ BILDER
Zwei für Deutschland (vom Marathon of Doom)
 
 
Ende der Siebziger hatte in einem Londoner Pub namens „The Dysart Arms“ alles seinen Anfang genommen. Angeregt durch den gewaltigen Erfolg des Marathons in New York, und berauscht von einigen Pinten Ale, war einigen Pionieren des britischen Laufsports der Gedanke gekommen, ein großes, spektakuläres Straßenrennen durch die Hauptstadt Englands zu organisieren. Ein Jahrzehnt später wurden daraus Taten. Unterstützt von einem Rasierklingentycoon legte der erste London-Marathon 1981 die halbe Stadt lahm. „The Great Suburban Everest“ wurde zur Goldgrube. Als teilnehmerstärkster und einer der schnellsten Marathons der Erde, konnte Ex-Langstreckenidol und Organisator David Bedford 2007 mit dem stolzen Budget von fünf Millionen Pfund arbeiten (weit über sieben Mio. Euro). London ist der reichste Marathon, ein reiner Marathon ohne Rahmenwettbewerbe, und der zweite der neuen Laufserie „World Marathon Majors“. Die Teilnahme ist eine hohe Hürde: Mehr als 125
 000 Männer und Frauen buhlen jedes Jahr um einen der 49 000 Startplätze. Wer weder zu den Schnellen der britischen Championships gehört, noch die Zeitnorm Good for age erfüllt, kann es über die Lotterie Ballot versuchen, Spenden sammeln und für ein Hilfswerk - die sogenannten Charity places - antreten, oder sich mit dem nötigen Kleingeld in die Sponsorship einkaufen. Neben dem eher unwahrscheinlichen Start für einen englischen Leichtathletikverein (die Club Entries), bieten vom Weltverband zugelassene Sports-Tours-Veranstalter einen Umweg zur Nominierung. Wer rasch handelt - Deutschland verfügte über 360 Slots - und die nötigen Kröten hat - Reise und vier Nächte ab 900 Euro, Startgeld lumpige 190 bis 220 -, zählt so zu den Glücklichen für einen Tag. Andererseits regnet es in London auch Scheine - für die Granaten...
 
Nachdem BERLIN für Marathona Peanut und mich das große Erwachen brachte, wollten wir die fünf Spektakel nun alle haben. Boston, London, Berlin, Chicago und New York waren unser Ziel. Am 10. Oktober 2006 hatten wir eine Anmeldung beim Reisebüro „Interair“ getätigt. Damit war der erste Schritt in Richtung England getan. Anfang Januar leitete Pohlheim die Anmeldungen nach London weiter. Damit vertraten wir als zwei von knapp 300 Deutschland. Laufend konnte uns die Welt gehören...
 
.:: DIE STRECKE ::.
Außer in der Zielankunft hat sich der Marathon seit seiner Premiere 1981 kaum verändert. Der Start erfolgte im südöstlichen Stadtteil Blackheath. Von hier aus starteten drei Märsche synchron in Richtung Nordwesten. Von Blackheath ging es zunächst durch Charlton nach Woolwich. Nach einer Linkswende wurde in Greenwich der historische Segelfrachter „Cutty Sark“ passiert. Im Anschluß folgte die Route der Themse weiter durch die Docklands, querte über die Tower Bridge zum Nordufer und führte über die Hauptverkehrsstraße The Highway auf die Halbinsel Isle of Dogs mit dem Wirtschaftskomplex Canary Wharf. Nach einer Schlinge durch das East End lotste die blaue Linie auf dem Highway in umgekehrter Richtung wieder an die Themse. Neben dem seltenen Ereignis eines London-Marathons waren nun entlang der Strecke auch viele nationale Symbole Englands zu sehen. Auf dem Victoria Embankment ging es vorbei an Tower of London, Big Ben und Palace of Westminster in die Innenstadt bis zum Finale auf der Prachtallee The Mall vor dem Buckingham-Palast. London ist flach, die Steigungen kommen zusammen auf 100 Höhenmeter. An den Straßen wird stets ein Millionenpublikum erwartet. Streckenrekordler war seit 2002 Khalid Khannouchi mit 2:05:38 Stunden.
 
In London wurden vier Weltbestzeiten aufgestellt:
1981 - Joyce Smith (Großbritannien) 2:29:57
1983 - Grete Waitz (Norwegen) 2:25:28
1985 - Ingrid Kristiansen (Norwegen) 2:21:06
2002 - Khalid Khannouchi (Marokko) 2:05:38 (erste offizielle Weltbestzeit)
Dazu ein offizieller Weltrekord:
2003 - Paula Radcliffe (Großbritannien) 2:15:25 (erster offizieller Weltrekord)
 
.:: DIE VORBEREITUNG ::.
Das LAUFTAGEBUCH vom 1. Januar bis 22. April
 
 
Neuer Kampf, neuer Plan, neue Ausrüstung. Erstmals bestritt ich die Vorbereitung nicht im herkömmlichen 12-Wochen-Verfahren, sondern mit dem für ein Zeitziel zwischen 2:45 und 3:15 Stunden ausgelegten London Marathon Advanced 16-Week Training Plan. Der sah wöchentlich fünf Läufe mit bis zu 115 Kilometern vor. Zur Vermeidung der gefährlichen Einseitigkeit sollte das Laufen einmal in der Woche durch „Flexibility“- (Gymnastik), „Cross“- (Rad/Schwimmen) oder „Resistance“ (Kraft)-Übungen ergänzt werden. Dazu erfolgte ein Materialwechsel zu Adidas. - Peanut übte sechs Wochen nach dem Intermediate 16 Week Plan und ließ sich ab der 7. Woche von Herbert Steffny Beine machen. Allen Plänen voraus, ging eine wilde Jagd durch den Wald.....
 
.:: DER 1. AUFBAUKAMPF ::.
 
28. MAINOVA SILVESTERLAUF FRANKFURT, 31.12.06
(10 km)
Everything Slower than Everything Else
 
Der Silvesterlauf im Sachsenhäuser Stadtwald gehört für Frankfurts Laufbewegung seit 1979 zur Jahreswende wie Feuerwerk und knallende Korken. Neben jungen Hoffnungen hatte das Feld auch Helden wie den Ex-Rad-und-Jetzt-Triathlonprofi Hundertmarck unter sich. Die Korken durften am Ende aber die ganz in Orange angetretenen Professionellen aus Kenia knallen lassen. Bei milden Temperaturen und böigem Wind setzte sich Philemon Kipchilat vor seinem Landsmann Keitany durch. Bei den Frauen siegte die blutjunge, federgewichtige Chepkwony.
 
Start und Ziel lagen vor der Wintersporthalle, nah der 1925 als Waldstadion eingeweihten Commerzbank-Arena, sowie den Kommandozentralen des DFB und des Deutschen Sportbunds. Mehr als 2200 Teilnehmer hatten sich auf der alten Flughafenstraße eingefunden, als um 12 Uhr die Startpistole für den 10-Kilometer-Lauf abgefeuert wurde. Während die Elite unbedrängt mit fünf Minuten Vorsprung auf die Strecke ging, wurde der Hauptlauf mit rund 2000 Teilnehmern auf drei Blöcke verteilt. 12.05 Uhr ging der erste auf die Jagd. Die Strecke war schön gelegen, vollständig im Busch über regenweiche, aber feste Wege verlaufend. Durch eine amtliche Vermessung und den Einsatz der Transponder „Championchip“ ergab sich eine bestlistenfähige Netto-Endzeit.
 
Nach zwei Monaten Schindluder mit dreißig Wochenkilometern, hatte ich in der Silvesterwoche meine ersten Läufe gegen die Uhr gemacht. Die zehn Kilometer in 44 Minuten und 6 x 1000 Meter in 4:00 Min. waren dabei absurderweise so schnell wie zur Hochform gewesen. Damit durfte ich auf eine 10-Kilometer-Zeit unter 40 Minuten hoffen. Die 40 Minuten gelten ja als Gradmesser, hier trennen sich Läufer von Joggern! Anfangs stellten dann aber erst mal schmale Wege und das dichte Läufergetümmel ihre Anforderungen an Lungen und Arme. Für die ganz Eiligen hieß es: Ab durchs Gestrüpp. Getreu des heutigen Mottos „Sekt oder Blubberbrühe“ hatte ich mich auch prompt übernommen und nach drei Kilometern kaputtgelaufen. Nach einem zurückgenommenen Mittelteil ließ sich das Tempo noch mal steigern - aber dann hielt die Strecke noch eine böse Überraschung parat... Der sogenannte „Kamelbuckel“ rieb auf dem achten Kilometer endgültig die Kräfte auf. Das Ziel erreichte ich fünf Minuten nach Hundertmarck: als Jogger... Peanut bewältigte die Schleife in 56 Minuten und besetzte damit die Schnapszahl 222 bei den Frauen.
 
Den komischen Höhepunkt lieferte Marathon-Maskottchen Descombes, der die Läufer im Dirnenkostüm vom Rand aus anfeuerte. Nach einem Erinnerungsfoto haben wir uns - in der Wintersporthalle beginnend - bis zum Feuerwerk die Kante gegeben. Schließlich war Silvester: Rauschzeit!
 
 

ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
trocken, 10ºC, wechselnde Winde mit Sturmböen
 
Gesamtteilnehmer
(10 km, 4 km, 2 km, NW)
Gemeldet:
2200
Am Start:
2068
Im Ziel: 2032
 
10-km-Läufer im Ziel:
1852 (M: 1300 / W: 552)
 
Männer
1. Philemon Kipchilat (Kenia) 0:30:13
2. Elijah Keitany (Kenia) 0:30:13
3. Sebastian Dehmer (Griesheim) 0:30:31
201. Kampfläufer Vitus (Frankfurt) 0:41:47 (25. M45)
 
Frauen
1. Caroline Chepkwony (Kenia) 0:33:45
2. Prisca Kiprono (Kenia) 0:35:11
3. Veronika Ulrich (Neu-Isenburg) 0:35:27
222. Peanut (Frankfurt) 0:56:41 (59. W40)
 
Ergebnisse

Championchip
Der Kampf in einer BILDERTAFEL - anklicken:
1. Wo. - The start (67 km): Muskelkater, Klimawandel, kalte, dunkle Wintertage: Das sind die Erinnerungen an die erste Etappe auf dem Weg nach London. Mit Muskelschmerzen nach dem Silvesterlauf schlimmer als nach jedem Marathon, quälte ich mich durch einen Januar, der keiner war, durch Regen, Dreck und Schlick. Und noch bevor alles begann, stellte sich die Frage nach der Bereitschaft zu einer 16wöchigen Vorbereitung - wo doch schon die üblichen zwölf sehr am ewigen Wozu zerren... Ich strich die sechste Übung (Kraft) ersatzlos. Zudem wurden die „Quality sessions“ (Tempodauer- und Wiederholungsläufe) nicht nach dem angloamerikanischen, sondern dem metrischen System bestritten (statt einer Neuvermessung der Tempostücke mit Umrechnung der Zeiten rundete ich in Kilometer auf). Am Sonntag erfolgte der erste „Long run“ (Ausdauerlauf): im Plan mit 17 miles (27 Kilometer) angesetzt - und von mir auf 30 Kilometer verlängert. Dreißig Kilometer im Zickzack durch Dicke mit „guten Vorsätzen“ - und Auto unterm Arsch.
 
2. Wo. - First race (71 km): Das angesetzte „erste Rennen“ hatten wir um zwei Wochen vorgezogen, nämlich auf Silvester. Nun stand ein „Fartlek“ (Tempowechsellauf nach Gefühl) bevor - und die Zeichen standen auf Sturm! Orkan „Franz“ war über Hessen getobt. Die Unwetterzentrale hatte Windwarnung ausgegeben. Hessenforst sagte, man solle nicht in den Wald gehen. Doch weder umherfliegendes Geäst noch aufwirbelnder Schmutz und Müll konnten mich schrecken. Die eigentliche Heldin war indes Peanut, die bis in die Dunkelheit Dienst schieben mußte, und weiterhin nur unter Laternen trainieren konnte. Allein! Das waren die Normaliäten eines Langstreckenläufers, die im schönen Schein eines Marathons wenige auch nur erahnen. Wenige unter Millionen von Schaulustigen, die sich von einem harmlos wirkenden Lauf unterhalten lassen, der den Teilnehmern aber in Wirklichkeit alles abverlangt.
 
3. Wo. - Building long runs (88 km): Wieder ein Vergeltungsschlag der Natur. Wieder eine Sturmfront, die stärkste seit zwei Jahrzehnten! Der Zivilschutz hatte die Bevölkerung alarmiert, ab Donnerstagnachmittag zu Hause zu bleiben. Als die Verheerrung über Frankfurt hereinbrach, wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, der Flughafen strich 400 Flüge. Die Bahn stellte den Verkehr in ganz Deutschland ein. Elf Tote, die Bilanz der Schau hierzulande. - Während Orkan „Kyrill“ mir mit der Kraft einer Eisenstange ins Gesicht schlug, fielen die Kilometerzeiten aus der Startwoche. Dennoch mußte das Programm erneut gekürzt werden: Erstens fehlen mir die Zeit und Ruhe für sechs Wocheneinheiten. Und zweitens kamen mir Zweifel, vier Monaten auf ein Ziel hinzusteuern, das allein nicht zu greifen ist. Trotz eines ersten persönlichen Kontakts mit dem Marathonladen ist „London“ ein abstraktes Wort. Doch Klappern gehört zum Handwerk: Die Elite hatte für den Kampf an der Themse gemeldet. Tergat, Khannouchi, Gebrselassie, Limo, Lel, Ramalaa, Gharib, Baldini, Cherono, Chat, dos Santos, Brown und Keflezighi sollten den Marathon zum hochklassigsten der Geschichte machen.
 
4. Wo. - Endurance race week (81 km): Das von England vorgegebene „Half marathon race“ mußte mangels Angebot vertagt werden. Damit waren die Kernübungen - neben dem Long run - diesmal 8 x 1000 metres und 4 x 1 mile. Einen Heidenrespekt zolle ich meiner Freundin, die sich nach Feierabend bei einer Witterung, bei der man keinen Hund vor die Tür jagt (Finsternis, Frost und beißende Winde) unbeirrt ins Training stürzte. Das war echte Liebe und Stärke! Zudem lief ab Sonnabend ein mulmiges Gefühl mit: In unserem Trainingsgebiet wurde ein Radfahrer erschossen. Wissen es die Götter, sind sie uns in London hold!
 
5. Wo. - Long run hits 20 miles (80 km): Nachdem unsere langen Dauerläufe bereits zur 20-Meilen-Marke (32 Kilometer) vorgestoßen, und meine Schmerzen im Oberschenkel abgeklungen waren, stellten wir uns einem ersten Halbmarathon:
 
.:: DER 2. AUFBAUKAMPF ::.
 
36. WINTERSERIE HOFHEIM-LORSBACH, 4.2.07
(20 km)
Wo Germanen gegen Römer kämpften
 
Die Taunusgemeinde Lorsbach bot einen Volkslauf ohne bestimmtes Ziel. Jeder lief ganz für sich irgendwann zwischen acht und elf Uhr. Teilnehmer mit einer Gesamtleistung von über 100 Kilometern erhielten am Ende von sechs Terminen einen Sachpreis oder Pokal. Heute stand eine Achterbahn über die reizvollen wie schweren Waldpfade der „Perle der Nassauschen Schweiz“ bevor. Wobei die „8“ im doppelten Sinne zutraf: Erstens für die Strecke aus der Vogelperspektive. Zweitens für deren Erhebungen. Auf der 20-Kilometer-Runde - auf der auch ein Duathlon ausgetragen wird - waren acht Anstiege mit 420 Höhenmetern zu bewältigen.
 
Bevor Deutschland bei der Heim-WM gegen Polen den Titel gewann, hatten Peanut und ich in aller Frühe die Sporthalle am Schinderwald erreicht, und nach Zahlen von drei Euro samt knapper Unterweisung um 9.30 Uhr bei klammen Werten den „Zwanziger“ in Angriff genommen. Insgesamt 304 Läufer tummelten sich auf der Strecke. Nach einem Kilometer längs des Goldbachs war im Lorsbacher Talkessel unterhalb des altgermanischen Ringwalls „Alteburg“ der Wald erreicht. Fortan ging es rauf und runter, auf tiefem Boden, über Stock und Stein und umgestürzte Bäume von „Kyrill“. Nach einem Steilhang vorm zweiten Kilometer stieg die Strecke stetig an, um nach einer fast senkrechten Himmelsleiter am siebenten Kilometer auf 360 Meter Höhe zu enden. Dabei galt es, sich ohne Vordermann - nur anhand kleiner angenagelter Holztafeln ohne Kilometerangabe - durchs Holz zu rackern. Weshalb die Veranstaltung auch an einen Orientierungslauf erinnerte. Vorbei an Orten mit mythischen Namen wie „Heidenkeller“, „Reiche Quelle“, „Domherrnwald“, „Erlensuder“ und „Büttelgut“, wurde schließlich mit dem 410 Meter hohen „Judenkopf“ die höchste Stelle umschlossen. Nach einer Wasserstelle bei Kilometer 6 und 15 traf der Pfad am 17. Kilometer auf eine Lichtung, in deren Mitte die Ufo-ähnliche Glaskuppel des Bahaitempels von Langenhain steckte. Entlang des Waldrands zog das Sektenrefugium vorbei, und die Strecke erreichte an einem Sendemast vor Kilometer 19 wieder Zivilisation nebst einer Abzweigung, die nur Eingeweihte kannten (laut Orga markiert die Gemeinde diesen Punkt nur für den Duathlon). Den Schlußkilometer ging es steil in den Zielort hinab. 800 Meter vorm Ziel war ich in den Gassen von Alt-Lorsbach gelandet - fand aber zur Sporthalle zurück, und hätte mit selbstgestoppten 89 Minuten das Feld wohl als Erster verlassen. Doch heute war nicht Kampf, sondern ein Ausflug ins Grüne. P. hatte es als Frau von Natur aus ein bißchen schwerer im Wald. Sie hatte sich mehrmals fast verirrt und fand nach über zwei Stunden zum Ausgangspunkt zurück.
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
stark bewölkt, 6ºC, kaum Wind
Gesamtteilnehmer: 306 (20 km: 153, 10 km: 153)
 
Männer
Kampfläufer Vitus (Frankfurt) 1:29:59
 
Frauen
Peanut (Frankfurt) 2:15:58
6. Wo. (100 km): Die Schlaglichter dieses Abschnitts setzten der „Long run“ (38 Kilometer), das „Off-road fartlek“ (Querfeldein lehrt Flexibilität im Körper und Geist, Schnelligkeit und Beharrlichkeit), sowie eine „Steady pace“-Sitzung mit atemloser Dynamik über sechs Meilen (der 20-Kilometer-Berglauf aus der Vorwoche brachte Mumm in die Knochen). - So weit, so gut... bis uns ein Doomkonzert in Teufels Küche brachte. Da herrschte wochenlang tote Hose, und dann krachten ausgerechnet Black Shape of Nexus und der angepeilte Mörfelden-Halbmarathon binnen acht Stunden aufeinander. Kunst kontra Sport: eins blieb auf der Strecke - die mögliche Bestzeit im Halbmarathon!
 
7. Wo. (105 km): Zehn Wochen vorm Rennen stieg Peanut auf Steffnys „Marathontraining für Frauen“ um, und konnte bei zunehmenden Licht nun auch schöner laufen. Auch ich habe über den Steffny-Plan nachgedacht - ziehe aber das vergleichbar lockere Programm aus London durch. Draußen in der Natur, wo der Klimaumschwung tief im Februar eine Mischung aus Sturm, Sonne und Regen brachte. Alles versickerte in Morast und Dreck. Das Klima der guten alten Mutter Erde ist aus dem Gleichgewicht geraten! Während die Natur mit Abgasen, Luftverpestung und der Gier des Menschen nach immer mehr auf Kriegsfuß steht, leidet der Sportler unter dem Druck im Job. Müde und verbraucht war ich Lichtjahre entfernt von einer guten Form. Die Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit im Sportland DDR...
 
8. Wo. (120 km): Neun Wochen vorm Kampf sah London wieder einen Halbmarathon vor. Und erneut war am Wohnort keine derartige Veranstaltung vorhanden. Improvisierend wurde die Woche zu einer Mischung aus dem angesetzten „Mini-Taper“ und vorgezogenen Tempoeinheiten: sechs Läufe von 8 x 1000 Meter über zehn Meilen Fartlek bis hin zum Dauerlauf von 25 Meilen. - „Du bist wie ein Pitbull. Deine Leidensfähigkeit, deine Disziplin, gepaart mit dem notwendigen Talent: das wäre der beste Sportler überhaupt!“ Einem Kompliment der Freundin folgten neue „kleinere Prüfungen“. Derweil ich auf der langen Runde eine dicke Lippe aus dem Weg räumen mußte, war Peanut vier Stunden lang mit eisigem Regen und peitschendem Wind konfrontiert. Das war wirklicher Hardcore!
 
9. Wo. - Mini taper and half marathon race (83 km):
 
.:: DER 3. AUFBAUKAMPF ::.
 
5. FRANKFURTER CITY-HALBMARATHON, 4.3.07
Zwischen Mondfinsternis und Critical Mass mal rasch durch Mainhattan
 
Waren es in den Jahren zuvor verkaufsoffene Sonntage, die als Argument für einen frühen Start und ein frühes Verlassen des Stadtkerns und des Zielorts herhielten, so waren es diesmal die „umfangreichen Absperr- und Umleitungsmaßnahmen in der Frankfurter Innenstadt“, die den Start für 9 Uhr und das Zeitlimit auf 2:40 Stunden festsetzten. Aber in Frankfurt gibt´s nicht nur Baugruben, sondern auch die „Critical Mass“, den friedlichen Zufall der Radfahrer, der jeden ersten Sonntag im Monat ab um zwei langsam, gemächlich und ganz zufällig als Fahrradrallye durch die Stadt zuckelt - und damit nicht nur den Autoverkehr, sondern auch Läufer lahmlegen kann! Critical Mass - The revolution will not be motorized!... Eigentlich wollten wir gar nicht in Frankfurt antreten. Die Online-Anmeldung war 14 Tage vorm Rennen geschlossen worden, Nachmelden kostete 20 Euro. Und dann war da noch die totale Mondfinsternis. Ich bekam kein Auge zu. Völlig gerädert machte ich mich mit Peanut auf zum Nordwestzentrum, um acht hatten wir die Startnummern in den Händen, nun war noch eine Stunde in der Titus-Sporthalle durchzustehen...
 
... bis zum Peng, der bei Sonne und milden Werten erfolgte. Auf traditioneller Route stieg die letztjährige Nummer 18 unter Deutschlands Halbmarathons zunächst nach Norden an, um nach einer Kehrtwende im Mertonviertel über die Stadtautobahn in die Innenstadt abzufallen. Über Miquelalleee, Hansaallee und Eschersheimer Landstraße war an der Ruine des Rundschauhauses der Cityring erreicht. Über Hauptwache und Theaterplatz gelangte man zum Main, wo es am Wasser lang zur Alten Brücke ging. Über Konstablerwache und Bleichstraße schloß sich die Runde um die Innenstadt und der Weg führte immer leicht steigend zurück zum Ausgangspunkt in der Nordweststadt. - Fatalerweise hatte ich mich zu weit hinten eingereiht und mir damit selbst die Luft genommen. So kamen mir bei der Umkreisung des Nordwestzentrums unzählige Trinen in die Quere. Bei den folgenden Manövern hatte ich überzogen und mich schon nach vier Kilometern blau gelaufen. In einem Kanal aus Schallschutzwänden rollte es recht gut in die Innenstadt - bis sich nach zwölf Kilometern, am Eisernen Steg, der nächste Durchhänger einstellte. Jener hielt bis zur Steigung in der Hansaallee (Kilometer 15) an, wo sich die Läufereheleute Zimarra postiert und mir den zweiten Wind spendiert hatten. Am Ende konnte ich noch einige Plätze gut machen und hätte fast den „Hasen“ für die 1:29 abgefangen - die Spiridona Bohn. Die Nacht und deutlich Übergewicht haben Besseres verhagelt. Jubeln durfte indes Peanut, die sich resolut in die Vorbereitung reinhängt, gerannt war, was die Lungen hergaben, als Lohn e r s t m a l s die zwei Stunden knackte, und dann im Zentrumskreisel entsprechend die Arme in die Höhe reißen durfte.
 
Kenia vor Simbabwe und Äthiopien: das Rennen wurde von Ostafrika dominiert. Der 17jährige Luftikus Anderson Chirchir, der mir auf der anderen Straßenseite am 2. und 15. Kilometer mühelos entgegengeflogen war, verfehlte in 1:02:25 den Weltrekord von Samuel Wanjiru um nur 3:32 Minuten!
 
 

ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
sonnig, 11ºC, leichter bis mäßiger Wind
 
Gemeldet:
3700
Im Ziel: 2823 (M: 2231 / W: 592)
 
Männer
1. Anderson Chirchir (Kenia) 1:02:25 (SR)
2. Wirimai Juwawo (Simbabwe) 1:06:06
3. Wellay Amare (Äthiopien) 1:08:44
234. Kampfläufer Vitus (Frankfurt) 1:29:08 (38. M45)
 
Frauen
1. Milka Jerotich (Kenia) 1:11:01
2. Irina Mikitenko (Wattenscheid) 1:13:06
3. Anke Holljesiefken (Frankfurt) 1:19:04
272. Peanut (Frankfurt) 1:59:01 (PB, 39. W45)
 
Ergebnisse
Championchip
Der Kampf in einer BILDERTAFEL - anklicken:
10. Wo. - Building up again (105 km): Wiederherstellung hatte London vorgesehen, etwas langsamer machen nach dem Halbmarathon. Ein schöner Plan... Die Realität sah aber anders aus: Der schlaflos bestrittene Wettkampf hing wie ein Damoklesschwert über dieser Woche. Ausgerechnet der Schlüsselmonat März, in dem es um hohe Umfänge ging, begann so deprimierend. Ich fühlte mich wie ausgespuckt. Kein Gedanke an London. Nicht der Schatten einer Vorstellung, in sechs Wochen auf der Shooters Hill Road anzutreten. Stattdessen stand ein Abbruch der Vorbereitung und ein Pub-to-pub-Race mit den trinkfreudigen Tommys im Raum. Allein Peanut hielt unsere Flamme am Brennen.
 
11. Wo. (120 km): Nach den herkömmlichen Übungsplänen würde nun die Erholung vorm Wettkampf einsetzen. Nicht so im Falle eines 16-Wochen-Zyklus. Dann nämlich geht´s nun erst richtig zur Sache: Die Gipfelwochen standen an. Der lange Lauf mußte auf 24 Meilen (39 Kilometer) erweitert werden. Eine Entfernung, die ich in den Vorwochen schon dreimal absolviert hatte. Dreimal mit üblen Einbrüchen. Diesmal machte ich 40 Kilometer in 3:33 Std! Das Tief schien überwunden, aber dauernd schwere Beine ließen das Vertrauen in die Weisungen aus London weiter schwinden.
 
12. Wo. - Mini taper and half marathon race (88 km): Kein Ende der Schikanen in Sicht. Ausgerechnet in der Woche vorm letzten Halbmarathon setzte ein leckes Rohr unsere Bude unter Wasser. Erst mußten wir uns mit der Dunkelheit des Januars herumschlagen, dann mit Sturm, Kälte und Regen bis in den März - was mich betrifft: obendrein mit Schlafmangel und Unheil auf Arbeit -, und nun machten uns auch noch Bauarbeiten zuhause das Leben schwer... Aber am 24. März traf dafür per Luftpost die Registration Form mit der Startnummer samt einem Lageplan der an der Rennstrecke befindlichen Schänken ein. Tags darauf folgte das letzte Vorbereitungsrennen - nicht das vorgegebene „10k race“, sondern ein Halbmarathon.
 
.:: DER 4. AUFBAUKAMPF ::.
 
37. INT. GIESSENER FRÜHJAHRSLAUF, 25.3.07
(Halbmarathon)
Vom Notaufnahmelager zum Handschlag mit dem Stadtoberen
 

Schon zum 37. Mal fand das Rennen „Rund um den Schiffenberg“ statt. In der Nacht waren die Uhren auf Sommerzeit umgestellt worden. Das hieß, neben allen mechanischen und elektrischen auch die innere Uhr eine Stunde vorzudrehen. Bei einem Start um 10.15 Uhr ist das kein Ding. Wird aber eins, wenn er um eine halbe Stunde hinausgezögert wird: Die Organisatoren hatten den Termin im Netz falsch ausgeschrieben. Mit der neuen Startzeit wollten sie auch Auswärtigen die Möglichkeit zur Teilnahme nicht nehmen. Aber von vorn... Gießen ist von Frankfurt aus gut zu erreichen. In neunzig Minuten waren wir dort. Startnummern und Platz zum Umziehen gab es in der Bücherei-Mensa des Uni-Gebäudes „Philosophikum I“, vor dem ein sinniges Pferdedenkmal stand. Die Läufer präparierten sich gewissermaßen an einem Ort, an dem sonst Köpfe rauchen und Studentenfutter verzehrt wird - zwischen Kantinenmobilar, Essensausgabe und Kaffeeautomaten. Um 10.40 Uhr streckten wir die Nase hinaus ins Freie. Ab und zu kam die Sonne durch. Doch sobald sie verschwand, war es lausig kühl. Ich entschied mich für kurze Hosen und ein Leibchen des Heimatvereins Dynamo Dresden, und lief in Schwarz-Gelb auf.
 
400 Akteure - davon 180 Halbmarathonläufer - hatte es auf die Behagelstraße verschlagen, als um 10.45 Uhr die Rennen freigegeben wurden. Wie der Name vermuten ließ, war „Rund um den Schiffenberg“ ein eher anspruchsvolles. Nach einem Kilometer auf Asphalt ging es in den Wald. Über wilde, verschlungene Wanderwege, entlang einiger Keltengräber, über den Oberhag, um den Anneberg und den Brauhofsberg herum, über eine steile Straße hinab nach Petersweiher, und wieder rein in den Wald, vorbei am Kloster Schiffenberg und um den Hasenkopf herum, kam man über die Behagelstraße aus dem Forst heraus und zum Ziel vorm Philosophikum. Es galt 245 Höhenmeter zu durchstehen, von denen sich der schwierigste Anstieg zwischen Kilometer 7 und 12 mit 110 Metern Höhendifferenz auftürmte. Erschwerend hatte es tags zuvor wie aus Kübeln gegossen. Die Strecke war rutschig und von Schlamm, Kuhlen und Ästen übersät. Nach einem kühnen Auftakt hinterm späteren Sieger, hatte ich mich vom dritten Kilometer an unter den ersten Zwanzig behauptet. Trotz der Verschiedenheit der Oberfläche, trotz zermürbenden Steigungen, trotz windreicher Feldüberquerungen, trotz schlechter Markierungen (Holzspäne im feuchten Waldboden) und trotz tückischer Löcher und Haken, war alles eng zusammengeblieben. Geländeläufe sind auch immer Platzierungskämpfe. Wer ringt wen nieder? Als es auf die Schlußkilometer ging, konnte ich noch drei sich verzweifelt wehrende Kontrahenten abfangen. Der Einsatz wurde mit einem 3. Platz in der Altersklasse belohnt. Nicht minder erfolgreich war Peanut, die Zweite unter den reifen Mädeln wurde.
 
Die Siegerehrung im Philosophikum gab dem Kampf eine kultische Bedeutung. 1984 als Geflohener nach Gießen gekommen, schloß sich 23 Jahre später mit meiner zweiten Begegnung mit der Lahnstadt der Kreis. Dabei wurden die Auszeichnungen vom Bürgermeister Haumann vorgenommen, der uns zum Glückwunsch die Hand reichte! Den Ruhm haben wir mit einem Bierchen auf dem sonnigen Bahnhofsvorplatz gefeiert.
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
heiter bis wolkig, um 10ºC, schwacher bis mäßiger Wind
 
Gesamtteilnehmer im Ziel:
378 (HM, 10 km, 5 km, 1200 m)
Halbmarathonläufer im Ziel: 160 (M: 130 / W: 30)
 
Männer
1. Gerhard Schulze-Velmede (Heuchelheim) 1:21:51
2. Matthias Huppmann (Gießen) 1:22:52
3. Oliver Ott (Krofdorf-Gleiberg) 1:24:33
14. Kampfläufer Vitus (Frankfurt) 1:32:28 (15. Gesamt, 3. M45)
 
Frauen
1. Natascha Schmitt (Frankfurt) 1:28:06
2. Renate Fritz (Alten-Buseck) 1:39:45
3. Meike Hensele (Gießen) 1:40:18
13. Peanut (Frankfurt) 2:04:21 (124. Gesamt, 2. W45)
 
Ergebnisse
VfB 1900 Gießen
Der Kampf in einer BILDERTAFEL - anklicken:
13. Wo. - Peak mileage week (121 km): Auch die umfangreichste Woche war wieder eine voller Nebengeräusche. Das System überholte sich selbst. Um aus den roten Zahlen zu kommen, hatten die Chefs im fernen Amerika meinem Brotgeber einen Standortwechsel befohlen. Weniger Mietkosten und Entlassungsrunden sollten die Rettung bringen. Der vermeintliche „Aufbruch“ wird ihn einleiten! Noch drei Wochen bis London...
 
14. Wo. - Start of race taper (120 km): Mit körperlichen Schmerzen kann ich umgehen. Viel schlimmer war die seelische Last vom Arbeitsplatz. Eine ungeheure Schwere lag auf mir, und es verlangte einiges ab, abends nach endlosen Arbeitstagen noch mal in Gang zu kommen. Alles verlief fahl und leer... bis das Osterfest mit ein paar freien Stunden kam. Nach 100 Tagen Laufen nonstop begann die letzte Trainingsphase vorm Wettkampf, auch „Tapering“ genannt. Der Plan sah eine Kappung der Umfänge um ein Drittel vor. Für den „Langen“ sollten 25 Kilometer nah am Marathon-Renntempo genügen. Aus Zweifel an diesem Weg habe ich diese Woche noch mal voll durchgezogen. Peanut litt sehr unterm Pollenflug.
 
15. Wo. - Further taper (63 km): Nach 14 Wochen Schinderei war der Countdown eingeläutet. Die Leiden waren vorbei. In den letzten beiden Wochen standen nur neunzig Kilometer an. Die kommenden Tage bestritt ich nach der Vorgabe aus London. In der vorletzten Woche standen vier „Easy jogs“ mit lockeren Steigerungen, ein straffer Dauerlauf im „brisk“-Tempo, sowie ein allerletzter „Long run“ an. Der Lange maß aber nur noch zehn Meilen, mußte „slower than marathon pace“ zurückgelegt werden, und stand damit erneut im Widerspruch zu den Lehren der Experten. - - Der Klima-Overkill ging in die nächste Runde: Heißes Sommerwetter führte zu einem Rennabbruch des Rotterdam-Marathons. Nachdem 14 Läufer kollabiert waren, entschied sich die Jury das Rennen nach der Hälfte zu beenden.
 
16. Wo. - Final taper and preparation week (29 + 42,195 km = Total 1484 km): Mit dem herausgenommenen Druck galt es auf die Energiezufuhr zu achten. Jedes Gramm Speck ist toter Ballast... Nach einem mittellangen Abschlußtraining habe ich von Sonntag bis Mittwoch die Saltin-Diät gemacht - während der Vorbereitung: Low Carb, sieben Tage vorm Rennen: No Carb, und vier Tage vorm Rennen: High Carb (Speicher auffüllen). Auch die mentale Einstimmung kam nicht zu kurz. Wir haben die Fernsehübertragungen der Marathons in Paris und Boston verfolgt; 48 Stunden vorm eigenen Auftritt stand noch eine Massage beim früheren Heiler von Eintracht Frankfurt, Bär, im Kalender; und in den Mittagsstunden des 20. April hob unser Kerosinvogel nach London ab.
 
.:: DAS RENNEN ::.
 
27. Flora LONDON-MARATHON, 22. April 2007
Freitag, 20. April
 
„Festschnallen, wir starten!“ Heute stand die kürzeste unserer Major-Reisen an. Nach einer schikanösen Durchleuchtung des Gepäcks bis in die letzten Ecken - unser fürs Hotelzimmer bestimmter Feldkocher hatte beim Durchleuchten Alarm geschlagen - sowie mehrfacher Leibesvisitation und Filzen des Handgepäcks, waren wir nach einem siebzigminütigen Überflug von Deutschland nach England in Heathrow aufgesetzt. Beschwerlich verlief die Weiterfahrt vom Flughafen zum Hotel. Des riesigen Londoner U-Bahn-Netzes nicht kundig, hatten Peanut und ich beim Umstieg von der Piccadilly- in die District-Linie aus Versehen eine falsche Tube erwischt und wären beinahe auf dem Rasen von Wimbledon gelandet. Eins der skurrilen „Black Cabs“ (Londoner Taxi) brachte uns von West Brompton in buchstäblich letzter Sekunde zur Unterkunft in Kensington. Dabei wurde ich beim Betreten britischen Pflasters fast über den Haufen gefahren. „Look right!“ sagt der Angelsachse - guck rechts! Um 15.05 Uhr Ortszeit traf ich mit meiner kleinen Deutschen im „Hilton London Olympia“ ein. Genau in dieser Minute brach die Gruppe von Interair zur Startnummernausgabe im Rahmen der Marathonmesse im Ausstellungskomplex ExCeL auf. Hostess Ina stand jedoch in der Halle bereit und bot sich uns als Führer an. Leider verirrten wir uns mit Ina ein weiteres Mal im Labyrinth der Weltetropole. Nach einer Hetzjagd von einundeinerviertel Stunde per pedes, U-Bahn und der führerlosen Hochbahn, war halb fünf das Rektum von Ostpakistan erreicht. Der Erhalt der „Kitbags“ (Starterbeutel) war wiederum kein Problem - für die Briten, denen in der riesigen Halle dreißig Schalter offenstanden. Die übrige Menschheit drängte sich an drei. Nach einer halben Stunde Anstehen hielten wir die Tüten mit den Nummern zu 150 englischen Pfund endlich in den Händen (Interair mußte im Einkauf satte 400 Pfund (585 Euro) pro Lätzchen zahlen), und haben im Anschluß an eine Schale Nudeln geschwind den Abflug gemacht. Wir waren not amused über die Preise! Nach der Grundversorgung mit Lebensmitteln in einem Perserladen an der Kensington High, waren wir für 20 Uhr zum Willkommenstreffen im Hotel bestellt. Reiseleiter Wricke und Deutschlands „Lord London-Marathon“ Uli Sauer brachten einen klasse Lichtbildervortrag zum Wettkampf. Die beiden kannten die Atmosphäre gut und konnten uns viele Informationen geben. In der elften Abendstunde bin ich mit höllischem Kopfweh und dem Brummen eines Lüftungsschachts im Innenhof mehr tot als lebend ins Bett gefallen.
 
Sonnabend, 21. April
 
Ausgeschlafen? Von wegen! Ein Geräusch wie ein durchstartender Jagdflieger hatte mich um fünf hochgeschreckt: eine Klospülung irgendwo in der Bettenburg... Für den Morgen war ein Trainingslauf angesetzt. Auch dieser verlief etwas chaotisch: Neben meinem anhaltenden Kopfweh hätten wir um ein Haar die Gruppe verpaßt. Gerade noch den Schwanz hinterm Haus verschwinden sehend, ergab sich ein „Sightjogging“ durch die Parklandschaften der Windsors, den Holland Park und die Kensington Gardens mit dem Baldachin des Albert Memorials, der Konzerthalle Royal Albert Hall und Prinzessin Dianas Kensingtonpalast. Nach einer Dreiviertelsunde war der schwere Vortag ausgeschwitzt. Beim Klettern aus der Brause schlug ich mit einem Knie an. Gott segne die Königin!: ohne einen Muskel zu verletzen. Den Resttag verbrachten wir in der Horizontalen. Mit der Zubereitung des Abendessens auf dem mitgeschleppten Heereskocher war halb elf der Zapfenstreich eingeläutet.
Tower Bridge (© Vitus)
Sonntag, 22. April
 
Good Morning, London! Das Klingeln des Weckers um 4.44 Uhr war für mich der Startschuß in einen Tag, den ich nicht so schnell vergessen sollte. Nach vielen unruhigen Nächten hatte ich in der Nacht auf den Marathon wenigstens sechs Stunden Schlaf bekommen. Zur morgendlichen Lagebesprechung besorgten wir uns an der Hotelbar Weißbrot, Banane und Honig, dazu gab es Kamillentee. In puncto Wetter stand der Marathon unter miesen Vorzeichen. Für den „Sunday Morning“ deutete der Wetterradar auf 11 Grad; zur „Tea Time“ sollten es 23 werden. „Where are the April showers?“, frug sich der „Daily Telegraph“. Nun war der Sonntag da, und die Werte kratzten schon früh am Morgen an den 20 Grad. London sollte heute nicht nur Lärm und Schmutz, sondern dazu auch noch Hitze spucken. 2007 sollte „The hottest London marathon ever“ werden... Um sieben stiegen wir in den vorm Hotel wartenden Charterbus. Nach einer Stunde im dichten Londoner Verkehr war der Starttransfer ins südöstliche Lewisham bewältigt. Halb neun betraten wir den Blackheath Common, einen weiten Grashügel, auf dem schon mehrere tausend Engländer lagen. Noch achtzig Minuten. Mit Sonne von oben, pumpendem Adrenalin, drückender Blase und einer Armee übermotivierter, neongelber Ordnerjacken, die die Erledigung menschlicher Bedürfnisse unterband. Am Horizont stand eine lange Kette Toilettenhäuschen - mit langen Schlangen davor. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen! Halb zehn hatten wir die Kitbags an den „Baggage vehicles“ (Kleiderlaster) abgeliefert, die Blockkontrollen passiert, und uns neben den Fesselballons in Stellung gebracht. Ein Marshal geleitete die Masse wie eine heilige Prozession vom Vorstart zum scharfen START, und dann ging´s rund...
 
Kilometer 0 bis 10:
Start von drei verschiedenen Punkten in Blackheath
 
Nachdem um 9:00 GMT der separierte Start der Frauenelite erfolgt war, ertönte um 9.45 Uhr im BLUE-Start das Hornsignal und das „Go!“ für die Starparade der Männer, der Britischen Meisterschaft und für alle Überseeischen. Direkt hinter den Assen Limo, Tergat, Gharib, Baldini, Ramaala, Gebrselassie und Lel, hatte ich nach wenigen Sekunden die Zeitmaschinen auf der Shooters Hill Road überquert. Peanut folgte nach sieben Minuten im siebenten der neun Blöcke. Mit den aus dem St. John´s Park gestarteten Zeitqualifizierten vom GREEN-Start (die sich nach einer Meile dazugesellten), sowie den vom Charlton Way kommenden Berühmtheiten und Jubiläumsläufern des RED-Start, stießen an der Militärakademie Royal Artillerie Barracks (Mile 3) über 36
 000 Marathonkämpfer aus drei Richtungen aufeinander. Mit einem Mineralgetränk in der Hand hatte ich aufgemacht. Wenngleich es an Nachschub nicht mangelte: An jeder Meile war eine Station mit aufgeschraubten Vittel-Flaschen. Dazu wurde alle fünf Meilen in Foliesäckchen gepresstes, gesüßtes Lucozade Sport angeboten. Verdursten würde vermutlich niemand. Eher schon einen Hungerast erleiden. Denn es wurden keine Speisen angeboten. Derweil ich die abschüssigen Meilen durch das Villenviertel Greenwich und über die Ha-Ha Road durch Woolwich hinab zur ehemaligen Waffenfabrik Royal Arsenal mit je 6:30 Minuten weit unter der angepeilten „Pace 3h“ zurücklegte, kam Peanut im Gewühl kaum von der Stelle und verlor auf der ersten Meile drei Minuten auf ihre „Pace 4:20h“. Dazu mußte sie bedrückende Situationen sehen. Menschen rannten in Gedenken an verstorbene Angehörige. Sie trugen Jerseys mit deren Bildern und Botschaften wie: „Stop cancer disease!“ und „This run is dedicated to mum (dad) who died...“
 
Kilometer 11 bis 20:
Vorbei an den Pubs und durch die Docklands südöstlich der Themse
 
Auch am mächtigen Royal Naval College bis hin zum Ankerplatz der „Cutty Sark“ war ich flinker als der Plan. Wenngleich der einst schnellste Teeklipper der Welt wegen einer Runderneuerung heute nicht zu bestaunen war, sorgte dieser Flecken an Mile 6,5 für den ersten großen Funkenflug. Kopf an Kopf und in vielen Reihen drängelten sich die Zuschauer am Rande um die Läufer unentwegt anzufeuern. Vom wohlhabenden Greenwich ging es weiter längs der Themse durch die Arbeiterviertel Deptford, Rotherhithe und Bermondsey mit den ehemaligen Lagerhäusern und Werftanlagen der Surrey-Docks und vielen traditionellen Pubs. Sage und schreibe 71 Schänken kämpften mit hochgedrehten Lautsprechern und morschem Charme um den Titel „Best dressed pub“, darunter auch der „Mayflower Pub“. Kinder reichten Apfelsinenstücke. Bis das Ganze in Southwark wie aus heiterem Himmel in nacktem Wahnsinn gipfelte. Denn nach einer Biege um die Kneipe „The Pommelers Rest“ tat sich plötzlich die Tower Bridge mit ihren elfenbeinweiß leuchtenden Zuckerbäckertürmen und den hellblauen Stahltrossen auf. Auf dem mit Zinnen und Fahnen bewehrten Gemäuer herrschte ein überwirkliches Gewitter aus kreischenden Menschen in mehreren Kolonnen. Anfeuerungen wie „Go on!“ und „Go, Jesus, go!“ brandeten mir entgegen. Manchen entfuhr in dieser unerhörten Szenerie ein tiefer Seufzer oder ein ergriffenes „Oooh!“ oder „Aaah!“. Diese Augenblicke sind für immer in meinem Gehirn.
 
Kilometer 21 bis 30:
Über die Tower Bridge zur Hundeinsel und den nördlichen Docks
 
Hinter der gotischen Stairway to Heaven war die Halbmarathon-Marke erreicht. Ich passierte sie nach 1 Stunde und 30 Minuten, etwas über meiner Marschroute. Der mit einer winzigen blauen Papptafel bestückte Pacemaker für die Meilenzeit von 7:00 Minuten zog vorbei. Egal: Ich lief sowieso allein, nur im Kampf gegen die Uhr. Auch auf der Nordseite der Themse wurde der Irrsinn weiter zum Prinzip erhoben. Mit The Highway wartete keins der einsamen Asphaltungeheuer ins Nirgendwo, nein, auf der Schlagader durch Wapping machten Menschen auf Tribünen einen Krawall und eine Stimmung wie in einer engen englischen Fußballarena. Mit Mile 15 war die schwer von der Luftwaffe und Vergeltungsfeuern getroffene Halbinsel Isle of Dogs erreicht. Die Strecke führte durch Millwall und vorbei an der Hügellandschaft Mudchute. In diesem einzigen ausgestorbenen Sektor spürte ich den Verschleiß. High noon bei schwindender Kraft und wiederholten ruppigen Rampen, Mulden und Kurven, schlechter Luft, stehender Luft und sengenden Strahlen von oben und glühender Erde von unten. All das übergegossene Wasser war ruckzuck wieder verdampft. Ein Rugbyspieler berichtete: „You could see people just burning up in front of you.“
 
Die Musik spielte unterdes vorn. Dort lieferte sich ein Quintett einen Schlagabtausch auf höchstem Niveau. Am Ende jubelte der gerissene Martin Lel aus Kenia. In einem packenden Kampf mit einem phänomenalen Schlußfight zwang der New-York-Sieger von 2003 den Marokkaner Goumri und seinen Landsmann, den hochgehandelten Titelverteidiger Felix Limo, nieder. Die entscheidende Attacke hatte Lel vor dem Victoria-Turm eingangs der Zielgeraden Mall gesetzt. Goumri und Limo und den Champion trennten nach den 42 Kilometern nur sechs Sekunden. Weitere sieben Sekunden später folgten fast zeitgleich die alten Haudegen Gharib und Ramaala. Mehr Dramatik ging nicht. Bei den Frauen krönte sich Chinas Zhou Chunxiu zur Königin von London. Sowohl bei den Männern wie auch den Frauen war kein Deutscher unter den Besten vertreten.
 
Kilometer 31 bis 40:
Von der Hundeinsel nach Westen ins Zentrum
 
Für das erweiterte Vorderfeld mäanderte sich die Strecke durch das amerikanisch anmutende Geschäfts- und Finanzviertel Canary Wharf mit dem höchsten Gebäude Britanniens, dem „One Canada Square“ - und einem Lärm, der den Wolkenkratzer förmlich erschütterte. Allein um den Wharf (Mile 19) drängten sich so viele wie beim ganzen Frankfurt-Marathon zusammen. Die Route untertunnelte den One Canada Square. Während sich Etliche in der endlosen Röhre erbrachen, stellten sich bei mir Wadenkrämpfe ein. Ganz in der Nähe, vorm Athletenhotel, war Haile Gebrselassie wegen Magenproblemen ausgestiegen. Überdosierte Getränke mußten als Ausrede herhalten. Ich bekam meine Schwierigkeiten in den Griff, und durch die Fabrik- und Hafenviertel Poplar und Limehouse führte der Weg dem Ziel entgegen. Nach einem nochmaligen Marsch durch die donnernden Wände des Highway, durch Menschenmassen, die ich so vorher nie sah, vorbei auch an einigen Ohnmächtigen im Straßenstaub, breiteten sich nun die Innenstadt und Westminster vor mir aus. Die Themse zur Linken ging es Schlag auf Schlag mit den Weltberühmtheiten. Eingeleitet von der Normannenfestung Tower of London, zogen auf dem Flanierdamm Victoria Embankment in kurzer Abfolge der Obelisk Cleopatra´s Needle, das Riesenrad London Eye, der gotische Westminster-Palast und die Westminster-Abtei vorbei.
 
Kilometer 41 bis 42,195:
Ziel vorm Buckinghampalast
 
Der hundert Meter hohe Glockenturm Big Ben läutete das Finale ein. Nachdem ich wegen eines übersehenen Meilenbogens etwas die Orientierung verloren und die Schlußoffensive zu spät gestartet hatte, war die 26. Meile am St.-James-Park wieder klar beschildert. „600 metres to go“ eingangs Birdcage Walk, „400 metres to go“ ausgangs Birdcage Walk und „200 metres to go“ auf dem sechsspurigen, roten Prachtboulevard Mall mit dem Buckinghampalast im Hintergrund. Vorm Balkon der Queen war ein Läufer gestrauchelt und bei meiner Ankunft unterm Jubel der Menge kinoreif auferstanden. Der Endspurt unter frühlingslichten Wipfeln und Fahnen Britanniens besiegelte das Rennen. Nach 3:12:31 Stunden schloß ich London als achter Deutscher (fünf Minuten nach Olympia-Silbermedaillengewinner Ryffel und dem früheren Weltklasse-Mittelstreckler Wessinghage) auf dem 1627. Gesamtplatz ab. Die Hitze heiligte die Zeit. Aber es hätte auch 13 Minuten schneller sein können... - Hells Bells! Peanut hatte einen schwachen Start erwischt, nach den Staus gleich zu Beginn aber alles aus sich rausgekitzelt. Ab der Hälfte war sie etwas eingebrochen, konnte sich nach einem Schreck kurz vor Schluß - ein Läufer aus dem Empire hatte ihr hinterm Big Ben in die Ferse getreten und sie im Fallen geistesgegenwärtig aufgefangen - aber immerhin noch weit vor den schrägen Vögeln der Szene ins ZIEL retten. Vorwürfe brauchte sie sich jedenfalls nicht machen. Am Ende sprang ein neuer persönlicher Rekord von 4:29:50 Stunden und Platz 3326 bei den Frauen heraus. Damit war der Angstgegner um zehn Sekunden bezwungen und ein Platz im vorderen Mittelfeld der Damen geholt.
 
Hinter der Linie warteten die Medaillen, Helfer, die einem mit Scheren den eigenen Transponder aus den Schuhen schneiden wollten, sowie der „Goody bag“ (Verpflegungsbeutel), der neben dem Ankommertrikot ein schützendes Cape und diversen Trink-, Knabber- und Werberamsch enthielt. Rasch noch am Laster den Kleidersack in Empfang genommen, und dann wurde man von den Marshals auch schon aus der Zielszenerie rauskommandiert. Versorgungsstände, Wasch- oder Brauseanlagen, Klosetts, Massageliegen, ein Ort, an dem der monatelang vorbereitete Kampf ausklingen kann: all das gab es im Vorgarten der Blaublüter nicht. Nur Reiseleiter Wricke belohnte jeden seiner Männer im Schatten des Admiralty Arch mit einem Bier. Nach einer langen Fahrt in einem überfüllten Doppeldeckerbus vom Trafalgar Square kreuz und quer durch die Millionenmetropole, erreichten wir unser Quartier. Gebraust wurde im Hotel.
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
FAZIT
 
Mit einem Ausländeranteil von sieben Prozent hat London eine ausgesprochen nationale Ausstrahlung. Bei keinem Major-Rennen treten so wenig Deutsche an wie hier (2007 nur 277). London ist ein Langstreckenrennen mit wohltätigem Charakter. Viele laufen für soziale Aktionen und für Stiftungen gegen den Krebs. Damit ähnelt der Marathon auch einem gigantomanischen Hilfswerk. Das Tragen von Kostümen ist ausdrücklich erwünscht. Die Strecke ist weitgehend spektakulär, mitunter aber auch unauffällig und wenig belebt. Mit 100 Höhenmetern ist London nicht nur anspruchsvoller als Deutschlands Gegenstück Berlin, nein, auch die Nummer kostete das Dreifache. Umso erbärmlicher die Leistung der Organisation: Wegen falscher Planung und Nachschubschwierigkeiten fand das Hinterfeld nur leere Versorgungsstationen vor. Diese Läufer bedienten sich aus Verzweiflung an gebrauchten und weggeworfenen Behältnissen. Wirkung: In Berlin ist die Stimmung toll, aber die Atmosphäre in London ist noch wahnsinniger. Doch Spree-Athen ist die lebenswertere Weltstadt. An der Themse herrschen Maßlosigkeit und Mondpreise. London ist etwas für Broker und Heuschreckenkapitalisten, die die Welt regieren und damit auch den Treibhauseffekt verantworten, unter dem der Marathon litt. Für die Materialinteressierten: Wir trugen Adidas adiStar Competition (Mann) und Asics GT-2110 (Frau).
POST-MARATHON-KULTUR
 
Nach vielen Meilen auf Asphalt lockte am Abend die Subkultur. Ein Besuch bei Pidzama Porno sollte es sein, mehr hatte Londons Konzertkalender am Sonntag nicht zu bieten. Im Stadtteil Camden am Klub „Underworld“ angelangt, war die Schau jedoch ausverkauft. Aber das angrenzende „World´s End“ bot Ersatz. Es waren Dead Seed, die uns mit einigen Kannen Ale und altem Heavy Metal vom „Marathon of Doom“ auf den „Highway to Hell“ schossen:
...... Dead Seed
 
Montag, 23. April
 
Bevor wir England in einem Flieger verließen, verbrachten wir noch zwei letzte gemeinsame Tage in London. Wie in einer Ironie des Schcksals: bei wolkigem, kühlem Wetter. Ein herzliches Fuck! also an den englischen Petrus. Am Montagmorgen haben wir uns erstmal auf Hotelkosten richtig die Bäuche vollgeschlagen: mit Speck und Spiegelei, Bohnen in Tomatenoße, Pilzen, Würstchen und Toast. Noch mehr schlechtes Essen haben wir beim anschließenden Stadtbummel vertilgt. Etwa das Nationalgericht Fish and Chips an der Zugbrücke zur Ringburg Tower of London. Umschlungen vom Folter und Spuk des Mittelalters haben wir die geheimnsivollen riesigen Raben von London und die in der Festung lagernden britischen Kronjuwelen betrachtet, darunter die Krone mit dem „Berg des Lichts“, den Koh-i-Noor-Diamant. Auch auf der Tower Bridge waren wir noch mal. Ein Mahlstrom aus Autos und Geldhaien hatte die Faszination des Marathons verjagt... Wir haben den für immer auf der Themse ankernden Kreuzer „Belfast“ gesehen; das Interair-Dinner im altenglischen Pub „The Cumberland Arms“ nachgeholt; und in der Hilton-Bar „Plum“ etliche Ale und Bitter versenkt (das Pint 3,50 Pfund, rund fünf Euro). Britischer ging´s nicht!
 
Dienstag, 24. April
 
Zum guten Schluß wurden wir in einer schwarzen Droschke zu einer langen Straße durch Chelsea mit vielen Läden chauffiert. Dorthin, wo Vivienne Westwood, Malcom McLaren und die Sex Pistols im schrillen London der Siebziger den Punk erfanden, wo zwei Jahre lang das Zentrum der Bewegung war, wo es vor Plattenläden und Irokesenschnitten wimmelte - und wo drei Dekaden später nur noch Ketten und Pfund-Millionäre herrschen: in die Shopping-Valhalla Westlondons, die legendäre King´s Road. Abscheu schlug uns dort entgegen, da ich ein Shirt der deutschen Black-Metal-Gruppe Endstille trug. Der Sound der City verklang für uns am frühen Nachmittag sehr aristokratisch im Holland-Park. Mit der Überquerung des Ärmelkanals bei Finsternis endete unser Englandflug.
 
 

Kampfläufer Vitus, 26. April 2007
 
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 24 bis 28ºC, schwacher bis mäßiger Wind
Zuschauer: ca. 1
 500 000
 
Gemeldet:
49
 963
Am Start: 36
 396
Ausländer: 2511
(u.a. Franzosen: 525, Italiener: 332, Deutsche: 275, Amerikaner: 147, Südafrikaner: 91, Iren: 39)
Im Ziel: 35
 674
 
Männer
1. Martin Lel (Kenia) 2:07:41
2. Abderrahim Goumri (Marokko) 2:07:44
3. Felix Limo (Kenia) 2:07:47
4. Jaouad Gharib (Marokko) 2:07:54
5. Hendrick Ramaala (Südafrika) 2:07:56
6. Paul Tergat (Kenia) 2:08:06
 
Frauen
1. Zhou Chunxiu (China) 2:20:38
2. Gete Wami (Äthiopien) 2:21:45
3. Constantina Tomescu-Dita (Rumänien) 2:23:55
4. Salina Kosgei (Kenia) 2:24:13
5. Lornah Kiplagat (Niederlande) 2:24:46
6. Marah Yamauchi (Großbritannien) 2:45:41
 
Kampfläufer Vitus
Startnummer:
54854
Nation: Deutschland
Zeit: 3:12:31
Platz: 1778 von 36
 396 Gesamt
Platz: 1627 von 24
 815 bei den Männern
Platz: 204 in Klasse M45
Platz: 8 von 277 National (1. M45)
Zwischenzeiten
10 km: 0:42:07
20 km: 1:26:10
HM: 1:30:52
30 km: 2:11:5
40 km: 3:02:11
 
Peanut
Startnummer:
54868
Nation: Deutschland
Zeit: 4:29:50 (PB)
Platz: 16
 106 von 36 396 Gesamt
Platz: 3326 von 10
 854 bei den Frauen
Platz: 599 in Klasse W40
Platz: 166 von 275 National
Zwischenzeiten
10 km: 1:01:57
20 km: 2:04:40
HM: 2:11:40
30 km 3:10:05
40 km 4:16:38
 
Todesrennen
2007 war ein schwarzes Kapitel in der Geschichte des Marathons. Die St. John Ambulance mußte 5032 mal Erste Hilfe leisten. 73 Personen wurden mit Kreislaufkollaps in Hospitale eingeliefert. Bei zwei Läufern war der Zustand am Tag nach dem Rennen unvermindert kritisch. Am Montag starb ein Teilnehmer aus Großbritannien an einer Hirnschwellung. Der 22jährige Fitnesstrainer war im Ziel zusammengebrochen und mußte wiederbelebt werden. Danach wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Sein Natriumwert war eklatant niedrig. Der Mann hatte offenbar zu viel Wasser getrunken, und zu wenig Mineralien und Salze zu sich genommen. Damit forderte der Marathon seit 1981 neun Menschenleben.
 
Ergebnisse

London-Marathon