ATTACK OF THE MAD AXEMAN, BLACK SHAPE OF NEXUS, THE GUNMOB
D-Frankfurt am Main, Geheimer Ort - 10. Februar 2007
Black Shape of Nexus hatten mich mit der Vermeldung eines Auftritts am 10. Februar in Frankfurt in eine vierwöchige Zwickmühle gestürzt. Am Tag nach dem Konzert war für Peanut und mich ein wichtiger Halbmarathon in der Vorbereitung auf den London-Marathon angesetzt! Mit einer um die Ohren geschlagenen Nacht läßt sich jedoch kein Wettkampf absolvieren. Was tun wenn der rare Doom die unmittelbare Nachbarschaft aufsucht? Wir hatten lange überlegt...... und uns auf Black Shape of Nexus geeinigt. Mit allen Konsequenzen. - Der Sonnabend startete für uns mit einem Dauerlauf von 38 Kilometern und endete am Abend in einer Dritten Halbzeit. Schrecklich wie man sich da fühlt... bah... So sind wir angerückt, mit diffusen Gefühlen im Reich der Roten unter der Erde von Bockenheim. Sind in einer Luft aus „Dope mit Nelken“ auf sechzig Personen geprallt, von denen die meisten an Intelligenz ersoffen. Einer der Guten war der Eisenvater vom Funeral-Projekt Sinistra, den ich für einen Ausflug von Mannheim nach Frankfurt mobilisieren konnte und den ich als Ersten erblickte. Eisen hatte mir auch ein Geschenk mitgebracht: die CD seines Punkprojekts Gegenwind mit dem sportlichen Titel „Mein Bike“. Und es gab noch ein herziges Andenken: Der sympathische B.SON-Gitarristen Geb gab mir ein Exemplar der auf 100 limitierten Demo-CDs. Sie war ihm „aus dem Koffer gefallen“...
 
Die berüchtigten Potsdamer Beach-Blast-Punker CANCER CLAN hatten in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht. Damit lag es an drei Gruppen aus Mannheim, den Nachweis zu führen, daß aus ihrer Stadt nicht nur das defätistische Soulgewichse der Söhne Naidoos stammt, sondern auch Töne von Männern, und nicht von Memmen! Nach zehn flogen die Fetzen. Originalton Geb: „Zwei Mal Moulinex - ein Mal Dampfwalze“.
Vortrupp waren ab 22.10 Uhr THE GUNMOB. The Gunmob - weibliche Frontröhre plus vier Typen (darunter mit Senor Hub und Dr. Hinkel zwei Mitglieder der Sludger Golden Gorilla) bedienten sich in klassischer Crust-Manier an der Wut des Hardcore und der Schnelligkeit des Metal, und erinnerten mit ihren tiefen Gitarren, den wuchtigen Bässen, einer düsteren, beklemmenden Atmosphäre und ihren langen Rastazöpfen zugleich an eine Doomband. Wobei der sonst eher stille Zeitgenosse Hub im Gunmob als röchelnder Konterpart zur giftkeifenden Frau zu einem wahren Tier mutierte. Kraftvolles, krustiges Geschrei, agnostische Inhalte, kackophonische Gitarren, brutales, rohes Geknüppel, doomige Attitüde. Kurzum: Mörsermördermucke kredenzt von fünf sympathischen Figuren. Was will man mehr? Das war äußerst stark! - - Nach und vor der Echtmusik ging es auf eine Reise zurück ins Jahr 1982, in die Ahnenzeit des Schwarzmetall: Hintergrundmusik durch das Venom-Album 'Black Metal'!
Und dann waren Mannheims Doomgenossen aufmarschiert. Sechs Männer, wortkarg, spröde und intensiv: neben den Gitarristen Geb und Ralph, neben Bassist Michael, Keyboarder Jan und dem scheidenden Trommler Marco diesmal mit Propaganda aus dem Sauerland durch Gastarbeiter Malte. Jaaahhh, nun ließen BLACK SHAPE OF NEXUS den Ort unter der Erdkruste erzittern. Und dies in der ursprünglichsten Bedeutung des Gruppennamens! Denn es war unfaßbar schwarz und magisch, was sich ab 23 Uhr einem Bison gleich durch die Grotte drückte. Ein höllisch lautes Dröhnen aus tiefen Trossen, Bässen und Orgelspuren, durchsetzt von nekrophilem Gekeife und wütendem Gegrunz. Das Ganze war in einer hochgradig subtilen, nihilistischen Ästhetik gehalten. Stimmgewalt, Doompropaganda, Seelenwäsche, surreales Endzeitszenario, unheilvoll vorandonnernde Klangkaskaden, Befreiung - alles in Einem! Abermals eindrucksvoll waren dabei auch die abgefahrenen Verrenkungen des Sechssaiters Geb. Dazu mengten sich unter all die wilden Punks auch zwei veitstanzende Doomlunactics vor die gewaltige Brigade: der Eisenvater und Vitus. Es hat einfach alles gepaßt, das war ein dreiviertelstündiger Dauerständer zu Drone-Sludge-Ultra-Wasauchimmer-Doom. B.Son spielten das gleiche Programm wie beim Doomsday in Langenzenn, also „IV“, „III“, „V“ und „VI“. Oder mit anderen Worten: ausgenommen „III“ noch relativ neues Material, welches ungleich kompakter und bedrohlicher als zur ambientigen Demophase ist. Kurz vor der Mitternacht war die Zeit vorbei.
Die obskuren ATTACK OF THE MAD AXEMAN haben den Blitzkrieg aus Mannheim mit rasendem Grindcore beschlossen. Peanut und ich mußten früher los. Das war unser Mittelweg zwischen Doom und Marathon. In Vertretung der Kurzrapport von Geb: „[...] AOTMA waren super .... Da sie nach eigenen Angaben schon ganze Wälder abgeholzt haben, war es ja auch mehr als klar, daß die Herren (ex-Zeroid, ex-Stack / ex-My Own Lies ...) sich einen besonderen Gimmick einfallen ließen. Folglich standen plötzlich eine Riesenbiene, eine Schnecke, eine Schildkröte und ein Waschbär auf der Bühne und haben Blastbeats gegrindet was das Zeug hält. Stellenweise hat es mich an Assück oder Terrorizer erinnert. Wirklich gut, wenn man was mit der Musik anfangen kann. [...]“
 
 
((((((Heiliger Vitus)))))), 13. Januar 2007 (62. Jahrestag des anglo-amerikanischen Luftangriffs auf meine Stadt Dresden)
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
THE GUNMOB
1. Eviction
2. Not Alone
3. Immer an der Wand lang
4. Stupid Game
5. Go Stop Act
6. Empty Party Song
7. Proll Song
8. Friss oder stirb
9. Scapegoat
10. Wir sind Papst
11. „3er Pack“
12. We´ll See
 
BLACK SHAPE OF NEXUS
1. IV
2. III
3. V
4. VI