27. HAMBURG-MARATHON, 29. April 2012
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AUFBAUKÄMPFE:
Mörfelder Halbmarathon, 12.2.12
Bienwald-Marathon, 11.3.12
Rodgauer Osterlauf (25 km), 9.4.12
STRECKE ¤ VORBEREITUNG ¤ MARATHON ¤ STATISTIK ¤ BILDER
Die Ballade von Vitus und Peanut (Von glücklichen Verlierern)
 
 
Manche Dinge im Leben werden von fremder Hand geführt - und manche Mühlen arbeiten langsam. Manche Dinge bereits angestoßen, hatten Peanut und ich Anfang 2012 noch kein Zeichen für die Zukunft. Doch von Heute auf Morgen konnte sich alles wenden - oder auch nicht... Diesen Frühling wollten wir erst mal mit Marathonlauf weitermachen. Wir waren verdammt dazu. Und so ganz konnten wir sowieso nicht davon lassen. Aber es wird immer schwieriger. Das Alter. Der Verfall. Der Kampf an vielen Fronten. Und schlechte Nachrichten konnten unversehens zum Abbruch des Unternehmens führen!
 
Hamburg bildet mit Berlin, Frankfurt, Köln und München die „Großen Fünf“ von Deutschland, und ist Gründungsmitglied der „German Road Races“. Viele Jahre war der Frühjahrsklassiker im Norden zugleich das zweitbedeutendste Langstreckenrennen Deutschlands, neben den Landesmeisterschaften von Hamburg und Bremen wurden hier mehrmals nationale Titelkämpfe ausgerichtet, und mit 17
 502 Marathonläufern im Ziel war man 2005 die Nummer zehn weltweit. Irgendwann kippte der Hype, die Finisherzahl nahm ab und die Namenssponsoren kamen und gingen wie die Freier in der Herbertstraße. Lange lief man den „hanse-Marathon“ oder „Hamburg-Marathon“ aus dem Premierenjahr 1986, ehe der Name von wechselnden Mäzenen zu „Shell-hanse-Marathon“, „Shell-Marathon“, „Hansaplast-Marathon“, „Olympus-Marathon“, „Conergy-Marathon“, „Möbel-Kraft-Marathon“ und „Haspa-Marathon“ verhunzt wurde. Das kratzte am Nimbus und die Stars machten einen Bogen um Hamburg. 2012 brach eine neue Ära an. Nach drei Krisenjahren übernahm Frank Thaleiser mit der Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH das Steuer. Als Sportlichen Leiter nahm man den Niederländer Jos Hermens mit ins Boot, der schon viele Spitzenathleten unter seinen Fittichen hatte. Für die Elite standen 350 000 Euro Antrittsgelder und Prämien bereit. Die Teilnehmergrenze stand bei 20 000, das Startgeld betrug 70 Euro. Für den Verhinderungsfall war eine Startplatz-Rücktrittsversicherung angeboten. Es sollten sich 12 564 Läufer eintragen, allerdings nur 10 724 starteten - so wenig wie seit Jahren. Die Führungsetage hatte sich aber was einfallen lassen, und durch neu ins Programm genommene Vierer-Staffeln die Gesamtteilnehmerzahl auf 17 200 nach oben manipuliert. Die Läufer kamen aus 48 Nationen. Alle sollten etwas von hoher Strahlkraft erleben...
 
.:: DIE STRECKE ::.
Hafen, Elbe, Alster und Kiez: Die bekanntlich schönste Strecke der Welt ist seit der Erstaustragung fast gleich geblieben. Nur der Start erfolgte nicht mehr an den Messehallen, sondern am Millerntorplatz. Über die Reeperbahn ging´s zuerst über St. Pauli und Altona zum Wendepunkt in Othmarschen ganz im Westen. Über die Elbchaussee wurden die Läufer zurück nach St. Pauli und hinab zum Hafen gelotst. Nach den Landungsbrücken rückte die Speicherstadt in den Blick, und durch den Wallringtunnel wurden die Läufer in die Innenstadt geführt. Über den Jungfernstieg entlang der Binnenalster ging es weiter über das Ostufer der Außenalster und durch Barmbeck in die City Nord. Das Schlußdrittel führte durch das Alsterdorf erst zum nördlichsten Punkt in Ohlsdorf, und dann über die Alsterkrugchaussee nach Eppendorf und Harvestehude. Der 40. Kilometer lag im Stadtteil Rotherbaum, und in der Glacischaussee am Heiligengeistfeld von St. Pauli schoß sich die Schleife. Mit 50 Höhenmetern war der Marathon äußerst flach, und mit 700 000 Zuschauern auch einer der dichtgesäumtesten der Welt. 2012 sollten zwei Vertreter Äthiopiens neue Streckenrekorde aufstellen: 2:05:58 Stunden durch Shami Dawit bei den Männern und 2:23:47 Stunden durch Netsanet Abeyo bei den Frauen.
 
Animierte Führung
NDR-Fernsehen
 
.:: DIE VORBEREITUNG ::.
FRANKFURT 2011 war für uns so was wie das Ende im Marathonlauf. Während Peanut den Kanal von der Hatz nach Minuten und Sekunden bereits vor Frankfurt voll hatte, war der Ausstieg für mich als schleichender Prozeß in den Folgewochen gekommen. Nach drei Feierwochen, darauf zwei Wochen Darben für den Nikolauslauf in Haßloch, und dann wieder fünf durchzechten Wochen, waren die Organe vergiftet und die Form weg. Ich hatte mir zwölf Pfund Winterspeck angefressen, mich von Spiridon entfremdet und auch im Geiste Abschied vom Leistungslaufen genommen. Meine äthiopische Leidensschwester Haimanot, mit der ich zumindest in Gedanken immer zusammen unterwegs war, hatte keine Lust mehr auf lange Strecken. Allein knallhart weiterzumachen, dafür fehlte mir die Kraft. Damit war der Ausstieg aus der Suchtspirale gelungen. Eigentlich...
 
Durch die Vorbereitung auf HAMBURG wollten wir uns lediglich für größere Aufgaben gesund halten. Während Peanut jetzt nur noch vier anstatt fünf Mal die Woche lief (maximal „eine Einheit reinschob, wenn es zeitlich paßte“), bin ich weiterhin täglich die Wege an der Nidda rauf und runter gerannt. Allein schon, um einen seit 2008 anhaltenden „Streak“ aufrecht zu halten. Ein langwieriges Zwicken in den hinteren Oberschenkeln war auf mirakulöse Weise pünktlich zum ersten Tag der Vorbereitung verschwunden. Alles würde jetzt eher vage aus dem Bauch heraus geschehen!
 
Ein Trainingsbeispiel - Vitus´ Woche vom 30. Januar bis 5. Februar 2012:
 
Mo.: 19 km mit 15-km-Tempodauerlauf
Di.: 23 km flotter Dauerlauf
Mi.: 20 km mit drei harten Stücken über 3000 m, 4000 m und 4000 m
Do.: 23 km straffer Dauerlauf
Fr.: 7 km Lockerung
Sa.: 40 km langer Ausdauerlauf mit schnellerer zweiter Hälfte (bei 9 Grad unter Null)
So.: 18 km ruhiger Dauerlauf als Lokomotive für Peanut
 
Die bestrittenen AUFBAUKÄMPFE:
Trainingsunfall, Kollision mit Hund in der letzten Januarwoche. Folgen für Besitzer und Tier sind unbekannt.
 
35. HALBMARATHON DER SKV MÖRFELDEN, 12.2.12
Läufer, zieht Euch warm an!
 
Nach fünf Monaten war es mir gelungen, die kleine Äthiopierin Haile aus ihrer Tauchstation zu holen und für einen Wettkampf zu mobilisieren. Zwar hatte Haimanot aus Furcht vor der deutschen Kälte die letzten beiden Wochen nur geschlafen und überhaupt nicht trainiert, aber ich sollte sie am Sonntagmorgen um 5.45 Uhr wecken - und dann hörte sie sich nach Kneifen an. Haimanot war tags zuvor extra nach Isenburg gefahren, um sich dort Fäustlinge aus fliederfarbenem Frottee (...) zu kaufen, und hatte dabei zum Gotterbarmen gezittert. „Ich sei ja in Deutschland aufgewachen, sie sei aber aus Afrika“, hatte sie zu mir gesagt. Aber bei Temperaturen von 12 Grad unter Null friert jeder! - Um 6.00 Uhr hatte ich Weckdienst für Peanut. 6.15 Uhr hatte Haimanot gefrühstückt und sich dabei zum Start entschlossen. Um 7.43 Uhr wollten wir uns auf dem Frankfurter Bahnhof treffen. Die Rolltreppen zu den bitterkalten Tiefgleisen hinab gefahren, stand dort seit einer Viertelstunde leibhaftig Haimanot rum. Sie hatte die zwei Kilometer zum heimischen Bahnhof in Dreieich per pedes zurückgelegt und eine Bahn früher genommen. Um ein Haar hätte ich die Äthiopierin übersehen: Nach Cornrows und Glatze hatte Haimanot sich Dreadlocks einschnüren lassen und sah heute wie Whoopi Goldberg aus.
 
Zum Kampf! Mit seiner 35. Austragung zählt der Halbmarathon von Mörfelden zu den Kultläufen in Hessen. Doch die Läufer wurden mit dem kleinen Jubiläum nicht warm. Bei schönstem Sonnenschein und kaum Wind, jedoch sibirischer Kälte, hatte es nur an die 350 vor die Tore Frankfurts verschlagen. Fast alle hatten sich mit Mützen, Räubermasken, Handschuhen und dicker Kleidung wie Eskimos auf einer Polarexpedition versehen. Am Ende war einer in kurzer Hose vorn. Seriensieger Skalsky triumphierte mit großem Vorsprung in 1:13 Stunde. Zwei junge Engländer in Dornenschuhen hatten mich sieben Kilometer lang durch den Winterwald pilotiert. Immer mal wieder tauchte vor und hinter mir auch der Odinwälder Schweitzer auf, der sich in Mörfelden den letzten Schliff für den Marathon in Kandel holte. Mit gefrorenem Augenwasser, hämmerndem Puls und Blutgeschmack im Mund, lief ich schließlich nach 1 Stunde 28 ins Ziel. Haimanot mußte sechs Frauen den Vortritt lassen, und kam acht Minuten nach mir an. Trotzdem war das Mädel aus Gamo-Gofa „im Frieden“ damit. Peanut zitterte sich mit Eisperlen in den Wimpern und nur noch vier Wochentrainingstagen mit Müh und Not unter zwei Stunden ins Ziel. Dazwischen hatte die gewohnte Runde aus zweimal zehn Kilometern durchs Gebüsch, mit je einer Ellipse auf der Starkenburg-Kampfbahn zur Halbzeit und am Schluß gelegen.
 
Kurioserweise reichte es für Haimanot, Peanut und mich jeweils zum 3. Platz in der Altersklasse. „Als Coach müßte ich für Hailes Urkunde zumindest einen gescheiten Bilderrahmen springen lassen“, riet mir ein neben uns sitzendes Läuferpärchen aus der ZDF-Sportgruppe. Haimanot bekam aber immerhin einen Freistart spendiert, ich hatte ihr ein zweites Paar Handschuhe gegen die Kälte geliehen, die gesamte Aktion kostete sie nicht einen Pfennig, und sie konnte sich in Mörfelden sogar an Äpfeln und Bananen mal richtig satt essen. Mit dem Halbmarathon starteten wir ganz achtbar ins neue Jahr!
 
 

ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
sonnig, -12ºC, leichte Brise
 
Teilnehmer am Start:
ca. 350
Teilnehmer im Ziel:
309 (M: 246 / W: 63)
 
Männer
1. Martin Skalsky (Team Mainzer Laufladen) 1:13:10
2. Manuel Ruhland (LG Neu-Isenburg) 1:16:07
3. Marc Börkey (LC Olympia Wiesbaden) 1:18:00
24. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:27:55 (3. M50, 26. Gesamt)
 
Frauen
1. Natascha Schmitt (LG Eintracht Frankfurt) 1:21:29
2. Lea Bäuscher (TV Friedberg-Fauerbach) 1:27:21
3. Nicole Benning (EK Schwaikheim) 1:29:03
7. Haimanot Haile (Spiridon Frankfurt) 1:35:40 (3. W20, 67. Gesamt)
39. Peanut (Spiridon Frankfurt) 1:59:04 (3. W50, 216. Gesamt)
 
Ergebnisse

LG Mörfelden-Walldorf
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
 
37. BIENWALD-MARATHON KANDEL, 11.3.12
 
(Klick aufs Emblem öffnet Bericht)
P. bei einem 36-km-Dauerlauf am Fluß Nidda in Frankfurt (nach ca. 30 km)
 
34. RODGAUER OSTERLAUF,
9.4.12
(25 km)
Dunkle Helden auf leeren Wegen - Indemin walatschu, Rodgau!
 
Hessen lag heute unter Regen und Kälte. In der Nacht zum Ostermontag war Polarluft eingeströmt, am Morgen hatte das Thermometer drei Grad angezeigt, dazu wehte ein lausiger Wind. Gleichzeitig waren Peanut und ich heute aber auch von warmen afrikanischen Gefühlen umgeben. Trotz horrenden 15 Euro hatte sich unsere Äthiopierin Haimanot für die 25 Kilometer im Rodgau melden lassen und auch noch Landsfrau Eman sowie deren Freund Sami mitgebracht. Dabei wäre der Start fast an der Verständigung gescheitert. Als Treffpunkt war der Frankfurter Hauptbahnhof verabredet. Aber der ist groß. Dazu hatte der Zug der Afrikaner Verspätung. Doch wir fanden uns im Keller gerade noch zur Abfahrt der einzigen S-Bahn nach Rodgau. Drin führte Haimanot ihre Wettkampfschuhe vor. Dabei waren die Innensohlen nicht nur von einem anderen Ausrüster, sondern auch noch links gegen rechts vertauscht (im selben Material hatte sich Haimanot beim Karlsruhe-Marathon üble Blasen gerieben).
 
Pünktlich mit der zehnten Stunde begann es zu regnen. Auf dem Anschwitzkilometer vom Maingau-Energie-Stadion zum Start am Waldrand bei Hainhausen pfiff ein eisiges Lüftchen. Das Teilnehmerfeld war überschaubar: nur sechs Tage später stieg die DM im Halbmarathon im nahen Griesheim. Gut zweihundert dick Eingemummte hatten sich um 10 Uhr zum 25-Kilometer-Kampf aufgestellt. Zur Orientierung: Haimanot wollte mit mir laufen und die Kilometer im Schnitt von 4:05 Minuten zurücklegen. Das Zeitziel lautete 1:42 Stunde. Peanut wollte die aus der Mode gekommene und von uns erstmals gelaufene Distanz in 2:20 Stunden schaffen; Eman startete um 10.30 Uhr beim 10-Kilometer-Lauf. - Kraftraubender Boden, leichtfüßige Jugend, die schwimmenden, radelnden und laufenden Lycra-Pellen, Selbstoptimierer, von Ehrgeiz zerfressene Greise, Einsamkeit und pure Ernüchterung: Die zwei 12 ½-Kilometer-Runden im Wald zwischen Rodgau, Dietzenbach und Heusenstamm boten schließlich die ganze Palette volksläuferischer Scheußlichkeiten. Haimanot, die heute wieder aussah, als würde alles Leid der Welt auf ihren schmalen Schultern lasten, konnte mir nicht folgen. Vielleicht war das auch der Preis für einen Kirchengang am Vortag, bei dem sie ihre afrikanischen Götter besingen mußte. Haimanot siegte bei den Frauen mit zehn Minuten Vorsprung. Ich selber wollte unter die ersten drei Männer. 18 waren besser. Am Ende gab´s einen 2. Platz in der Altersklasse. Peanut gelang ein kleines Wunder, indem sie sich trotz verringerten Trainings mit 2:19 Std. die Möglichkeit auf einen Hamburg-Marathon in 3:59 Stunden bewahrte. Lange vor uns war Eman als Fünfte des 10-Kilometer-Laufs ins Stadion am Weichsee eingelaufen. 41 Min. - ohne Vorbereitung...
 
Die Trophäenübergabe fand in einem Zelt auf dem Stadiongelände statt. Wegen Problemen beim Urkundendruck (die Vordrucke waren ausgegangen) wurden die Auszeichnungen der 25-Kilometer-Läufer auf 13.30 Uhr verschobenen. Jene haben wir nicht erlebt, wir hätten uns im Zelt den Tod geholt. Gnädigerweise wurden Haimanot und mir die Pokale, Urkunden und Sachpreise (Nachlässe bei Runnerspoint) vorab ausgehändigt (mir eine Behelfsurkunde in Schwarz-Weiß). Haimanot erhielt als Frauensiegerin zudem einen Gutschein über 50 Euro und dank eines Gönnergeschenks braucht sie sich nun für eine lange Zeit keine Brausegels, Cremes und sonstige Körperschmiere mehr kaufen. Damit war das Startgeld wieder reingeholt.
 
 

ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
stark bewölkt und etwas Sprühregen, 3 bis 5ºC, mäßiger bis frischer Südwind
 
Teilnehmer gemeldet:
ca. 500 (25 km, 10 km)
Teilnehmer im Ziel: 419
25-Kilometer-Läufer im Ziel: 209 (M: 166 / W: 43)
 
Männer
1. Timo Grub (TV Hergershausen) 1:28:03
2. Christian Alles (Team Salomon) 1:33:28
3. Hans Grohmann (TV Wersau) 1:34:55
19. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:44:40 (2. M50)
 
Frauen
1. Haimanot Haile (Spiridon Frankfurt) 1:47:47
2. Marion Ihrig (TSV Höchst) 1:57:38
3. Bärbel Fischer (RLT Rodgau) 1:59:08
23. Peanut (Spiridon Frankfurt) 2:19:52 (5. W50)
 
Ergebnisse
Max-X-Timing
Strecken-Skizze
GPSies
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Unsere KILOMETERLEISTUNGEN vom 9. Januar bis 29. April 2012:
 
01. Wo. (Training): Vitus 130 km / Peanut 62 km
02. Wo. (Training): Vitus 131 km / Peanut 74 km
03. Wo. (Training): Vitus 140 km / Peanut 75 km
04. Wo. (Training): Vitus 150 km / Peanut 76 km
05. Wo. (Halbmarathon): V.: 1:27:55, Training: 113 km / P.: 1:59:04, Training: 59 km
06. Wo. (Wiederherstellung und Training): Vitus 140 km / Peanut 80 km
07. Wo. (Training): Vitus 151 km / Peanut 83 km
08. Wo. (Training): Vitus 130 km / Peanut 75 km
09. Wo. (KANDEL): Vitus: aufg., Training: 87 km / Peanut: 4:22:13, Training: 75 km
10. Wo. (Wiederherstellung und Training):
Vitus 110 km / Peanut 67 km
11. Wo. (Training):
Vitus 154 km / Peanut 83 km
12. Wo. (Training): Vitus 134 km / Peanut 83 km
13. Wo. (Training): Vitus 120 km / Peanut 77 km
14. Wo. (25-km-Lauf): V.: 1:44:40, Training: 160 km / P.: 2:19:52, Training: 105 km
15. Wo. (Direkte Wettkampfvorbereitung): Vitus 120 km / Peanut 80 km
16. Wo. (HAMBURG): V.: 4:13:44, Training: 96 km / P.: 4:13:44, Training: 74 km
Gesamt: Vitus 2066 km / Peanut 1228 km
 
.:: DAS RENNEN ::.
 
27. Haspa MARATHON HAMBURG, 29. April 2012
Mittwoch, 25. April
 
Ungewöhnlich früh im Jahr hatte Pollenflug eingesetzt. In der Marathonwoche litt ich unter einer laufenden Nase und brennenden Augen. Und dann versagten beim Abschlußtraining auch noch die Schutzgeister kümmerlich. Vier Monate lang hatte ich wie verrückt trainiert. Tagein, tagaus, bei jedem Wetter, ob Regen, Sonne oder Sturm, bei Neonlicht und Dunkelheit mit der Leistungsgruppe von Spiridon, allein oder mit Vereinskameradinnen an Main und Nidda, war zu Wettkämpfen gefahren - um mir ausgerechnet im letzten Training, beim letzten Sprint vierhundert Meter von zuhause, einen MUSKELRISS hinten im rechten Oberschenkel zuzuziehen. So unglaublich es auch klingt: Ein falscher Schritt und von einer Sekunde auf die andere war alles anders. Damit war auch der mutmaßlich letzte Angriff auf eine Zeit unter 2:50 Stunden verpufft. Die Möglichkeit auf einen schnellen Marathon eröffnet sich nicht oft, und ab einem unbestimmten Punkt ist es zu spät. Nach der Aufgabe in Kandel konnte auch Hamburg nur ein neues Gomorrha für mich werden!
 
Donnerstag, 26. April
 
Im Grunde hätten wir gar nicht anreisen brauchen. Da wir den Marathon aber schon bis zur Rückfahrt mit 680 Euro durchgebucht hatten, sind Peanut und ich trotzdem nach Hamburg gefahren. Schließlich hatte auch meine Partnerin vier Monate trainiert und war gesund durch die Zeit gekommen. Donnerstagmittag war die Unterbringung bezogen. Wir wurden dort aber nicht persönlich empfangen. Alles lief anonym übers Netz, die Schlüssel wurden in einem „Backshop“ ausgehändigt. Wir logierten in einem kombinierten Wohn- und Schlafzimmer mit französischem Bett, Küche und Balkon in einem der Nachkriegsbauten von Hohenfelde, in Reichweite zum Joggerpfad rund um die Außenalster. Der Kontrast zur Behausung in Rödelheim war wie Himmel und Hölle. Am liebsten wäre ich gleich in Hamburg geblieben! Vom Quartier aus hatte ich in der Hoffnung auf Hilfe meinen Trainer angerufen, der aber unerreichbar blieb. Voller Ärger und Enttäuschung habe ich letztlich auf dem Balkon zwei Sechserträger Astra (in Hamburg auch „Herrenhandtasche“ genannt) gepichelt. Beim Trinken hat man viel Zeit, sich Gedanken zu machen...
 
Freitag, 27. April
 
Zwei Tage vorm Kampf waren wir zur Startnummernausgabe auf der Messe. In den Hallen ergab sich auch ein kurzer Plausch mit Jo Schindler, dem großen Macher des Frankfurt-Marathons, der auf der „Endurance ´12“ sein eigenes Rennen bewarb (und in natura seltsam still und zurückhaltend wirkte), sowie mit Interair-Chef Wricke. Leider stand auf der Marathonmesse keine medizinische Beratung zur Verfügung. Hilfe wäre nur in einem Krankenhaus möglich gewesen. Der Rückweg zur Wohnung führte uns durch Hamburgs grüne Lunge, den von Wassergräben durchzogenen Landschaftspark „Planten un Blomen“ (Pflanzen und Blumen).
 

Sonnabend, 28. April
 
Der letzte Belastungstest verlief negativ. Trotz Schmerzmitteln kollabierte der Muskel immer schon nach hundert flotten Metern. Damit wurde der Hamburg-Marathon für mich kein episches Drama, sondern eine Art Katastrophenkrimi. Die Katastrophe war schon passiert. Nun galt es das Beste daraus zu machen. Es blieben folgende Versionen:
 
1. Volle Granate anlaufen und aufs Adrenalin und das überhöhende Publikum setzen (das viel Schmerz nimmt).
2. Beim ersten Schmerz sofort das Tempo rausnehmen und auf P. warten (die im Mittelfeld startete).
3. Am 10. Kilometer aussteigen und das Kilometerchen von den Landungsbrücken zum Millerntor spazierend zurücklegen (um im Ziel vielleicht eine Teilnehmermedaille zu erbeuten).
4. Startverzicht und den Marathon als Zuschauer mit kühlen Getränken erleben (Gram inbegriffen).
5. An Elbe und Alster eingrooven und in Eppendorf und Rothenbaum dann zuschlagen (und vielleicht unter vier Stunden durchkommen).
 
Ich wählte Variante fünf und half meinem Mädel.
Ein schöner Tag an der Alster (© Hamburg-Marathon)
Sonntag, 29. April
 
Moin Moin HAMBURCH! Um 4 Uhr 44 wurde ich vom rosaroten Panther unseres Telefons geweckt, ich hab den üblichen Morgentrab unternommen, gebraust, mit Peanut zusammen gefrühstückt, und kurz nach 7 Uhr haben wir uns zum U-Bahnhof Lübecker Straße aufgemacht, von wo aus wir direkt nach St. Pauli durchfahren konnten. Gegen 8 Uhr haben wir uns auf dem Startgelände Heiligengeistfeld auf der Ostseite des Millerntor-Stadions umgezogen, und um 8.50 Uhr im F-Block die 6. von 14 Startgruppen auf dem Millerntorplatz geentert. Das Wetter gab sich bombig, zumindest für mich. Zu erträglichen Temperaturen strahlte die Sonne, dazu wehte eine stramme hanseatische Brise, die im dichten Läuferfeld aber kaum spürbar war. Peanut, die einstellige Werte präferiert, war es schon zu schön. Nachdem sich tags zuvor bereits 6000 Jungen, Mädel und Jedermänner beim „Zehntel“ aufgewärmt hatten, wurden heute knapp 11 000 Athleten, Sportler und Aktive sowie 1000 Startläufer für die Staffeln von dem niedlichen Lied „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ begrüßt. Worauf eine Tonspur aus Herzklopfen die Sekunden bis zum START runterzählte.
 
Kilometer 0 bis 10:
Von St. Pauli über Altona an die Elbe
 
Schlag neun wurde mit einer Glocke „angeglast“. Das Führen von Waffen und gefährlichen Gegenstände, auch Startpistolen, ist in der Hansestadt nämlich verboten! Mit der ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT ergab sich für mich heute die einmalige Gelegenheit, die Schicksale und Leiden im Feld weiter hinten mal mitzuerleben (wobei sich dort wahrlich keine Luschen rumtrieben, und der Marathon erstaunlicherweise viel gelassener als in der oft von krankem Ehrgeiz getriebenen erweiterten Spitze war). Zur Vermeidung des Schmerzes wollte ich die gesamte Strecke auf den Ballen laufen. Das sollte 40 Kilometer wunderbar funktionieren. Lästig waren nur etwas Luft im Darm und Rückenschmerzen vom Tascheschleppen, die sich aber verflüchtigten. Hinter den „Tanzenden Türmen“ ergab sich gleich auf den ersten Metern ein gemütlicher Bummel durch die Reeperbahn. Links und rechts blieben Clubs, Kneipen und Bordelle zurück. Auf den Fassaden, hinter denen nach Einbruch der Dunkelheit schwere Jungs und leichte Mädchen arbeiten, zauberte die Sonne wundervolle Lichterspiele. Wenngleich von Anfang an etwas angestrengt atmend und die Arme einsetzend, lief es bei Peanut gut, wir legten gleichmäßig jeden Kilometer in 5:20 bis 5:30 Minuten zurück, und mir blieb alle Zeit der Welt zu erquickenden Betrachtungen. Nach dem Ottenser Marktplatz, einer ersten Verpflegungsstelle und der westlichen Wende im Halbmondsweg von Othmarschen, thronten backbord die Villen, Schlösser und Anwesen der Bonzokratie - Hamburg hat nicht nur Besetzer sondern auch die meisten Millionäre in unserem Land -, steuerbord öffnete sich der Blick auf den Hafen, wo die großen Schiffe schlafen. Das war die Elbchaussee. Nach zehn Kilometern ging es vom Altonaer Balkon hinunter zum Hafengebiet. Der Fischmarkt mit „Aale-Dieter“ und dem letzten oder ersten Bier des Tages blieb wie jeden Sonntagmorgen den Spätis und Frühaufstehern vorbehalten. Heerscharen drängten sich am Rande.
 
Kilometer 11 bis 20:
Vom Tor zur Welt entlang der Waterkant an die Alster
 
Nach einem nochmaligen Gefälle war am elften Kilometer die Hafenstraße und der Uhrturm der Landungsbrücken erreicht. An jeder Verpflegungsstelle besorgte ich Peanut ein oder zwei Becher Hamburger Brunnenwasser. Zusammen hatten wir ein gutes Zeitpolster auf die Vier-Stunden-Marke herausgelaufen. Voraus lag die rote Speicherstadt, das Millionengrab Elbphilharmonie und die neu entstehende Hafencity (in einem der Türme besitzt Klitschko ein Appartement). Über den Doovenfleet strömte das Läuferkaleidoskop durch die Neustadt und in die lange, dunkle Röhre des Wallringtunnels hinein. Wieder im Licht, machte Peanut erstmals ein bedenkliches Gesicht. Das war nach 14 Kilometern. Weiter ging es über den Prachtboulevard Jungfernstieg und auf der Kennedybrücke zwischen der kleinen Binnenalster und der großen Außenalster hindurch nach St. Georg. Entlang des Alster-Ostufers wurden die Läufer nun an unserem Quartier in Hohenfelde vorbeigelenkt, welches zwischen den Streckenkilometern 17 und 18 am Schwanenwik lag (Andenkenjäger sollten tags darauf die Schilder mit „Laufstrecke“ klauen). Nach 18 Kilometern verließ die Strecke den Asphalt um auf der Schönen Aussicht direkt an der Alster lang über den Feenteich zu führen. In diesem Bereich saßen auch die Damen mit den Schampuskelchen und Hüten. Ich hätte ja nach etwas Prickelndem fragen können, hatte das feine Kränzchen jedoch zu spät bemerkt... Während Peanut meinem Tempo nicht mehr folgen konnte und immer stärker nachließ, bogen die Läufer nach Steuerbord ein und der Weg führte von Uhlenhorst nach Barmbeck.
 
Kilometer 21 bis 30:
Durch Barmbeck und die Nordstadt ins Alsterdorf
 
Nach 1 Stunde und 56 Minuten gingen wir als Tandem durch die Schleidenstraße. Damit war die erste Hälfte gewuppt und die vage angepeilten 3:59 Stunden weiterhin machbar. Doch Peanut knickte das Vorhaben. Zur Halbzeit nahm ich einen Stopp am Stadtpark. Dabei ergab sich eine lockere Unterhaltung mit einem Nordlicht. Die Lücke zu P. war rasch geschlossen. Im nördlichen Teil Brambecks verlor die Strecke vorübergehd etwas an Pracht und Eleganz, die Reihen lichteten sich, und in der City Nord ging Peanut im Wortsinne die Puste aus. Auf dem Weg durch Hamburgs Norden verspielte mein Mädel den ganzen Vorsprung, und nach 28 Kilometern setzte ihr Atem aus. Hier, auf dem Schlenker um die beschauliche Gartenstadt Alsterdorf, war auch die letzte deutsche Olympia-Hoffnung, Falk Cierpinski, erloschen. Seitenstechen. Nach einer Leistenoperation und Rehabilitation, monatelangem harten Training, dem Aufwand für eine Reise nach Iten und so fort, hatte der Sohn des zweimaligen Olympiasiegers aus der DDR erneut die Zerbrechlichkeit des Systems erfahren müssen. Von einem Reporter befragt, äußerte der im Staub sitzende und sichtlich geknickte Junge aus Spergau: „Ich weiß nicht, was der liebe Gott noch mit mir vorhat.“ Die letzte Möglichkeit zu einem Flug nach London war vertan.
 
Kilometer 31 bis 40:
Von Ohlsdorf über Eppendorf und Harvestehude heimwärts
 
An der Südseite des Flughafens Fuhlsbüttel vorbei ging es nun zurück in Richtung St. Pauli. Mein Mädel steckte nun in ernsten Schwierigkeiten. Der große dramatische Augenblick ereignete sich am 33. Kilometer, als Peanut stoppte, und sich benommen an meinem Arm festhalten mußte, weil sie das Gefühl hatte, zu ersticken. Aber ein Marathonläufer stirbt nicht so rasch. Nach einem längeren ruhigen Abschnitt längs zum Eppendorfer Moor, rückte uns nach 36 Kilometern - dort, wo vor Jahren Dieter Baumann ausstieg - der fünfzigköpfige Trupp um den 3:59-Zugläufer auf den Leib. Wir wurden geschluckt. Mitgehen aussichtslos. Und Gelegenheit für einen zweiten Ausflug ins Grüne. Das todschicke Eppendorf versprühte pure Gänsehaut, Eppendorfbewohner hatten am baumgesäumten Streckenrand Picknicktische mit allerlei Elixieren aufgebaut, und der Hexenkessel im Klosterstern war sowieso der donnernde Höhepunkt des Marathons. Was hätte das für ein Lauf werden können... Das im Krieg zerstörte Harvestehude mit den für die Briten errichteten Grindelhäusern wurde passiert. Zum Ende wurde es happig. Peanuts Oberschenkel waren „hart wie Beton“, dazu knickte ihr sogar einmal das Bein weg. Kilometerschnitte von weit über 7 Minuten redeten eine deutliche Sprache. Doch nun haben wir die Sache bis zum Ende durchgezogen. Nach einer quälend langen Durststrecke rückte auf der Alsterglacis die letzte Verpflegungsstation in den Blick. Es gab da nicht nur einen finalen Schub durch Bananen sondern auch durch braunes Fliegerbier. Wie erquickend es sein kann... und wie schändlich 40 Kilometer auf unelastischem Asphalt. Mein Knöchel sollte am neuen Morgen ein Lied davon singen...
 
Kilometer 41 bis 42,195:
Zielarena vor Sankt Pauli
 
Über den mild ansteigenden Gorch-Fock-Wall - der aber auch ein Berg sein kann -, und durch Planten und Blomen hindurch, war die Zielgerade erreicht. In der Glacischaussee entrollte sich ein roter Teppich. Die für die Staffeln eingerichtete „Sammelbox“ 300 Meter vorm Strich konnte uns nun auch nicht mehr beeinträchtigen. Von den Tribünen getragen liefen Peanut und ich zum ersten Mal Hand in Hand ins ZIEL. Und zwar auf die Sekunde zeitgleich nach 4 Stunden, 13 Minuten und 44 Sekunden auf den Plätzen 6678 und 6679 in der Gesamtabrechnung. Bei einer Strecke von 42,195 Kilometern und 10
 000 Marathonläufern eine Kunst. Daß ich überhaupt durchkomme, ohne einen Schweißtropfen: daran hatte ich am Vortag nicht zu glauben gewagt. Peanut war froh, daß es vorbei ist. Ihr erster Weg führte zum Zielbüfett auf dem Heiligengeistfeld. Dort konnte man sich an frischem Obst und allerlei Süßgebäck und Herzhaftem sattessen, dazu an giftfreiem Bier laben.
 
Äthiopien dominierte den Norden. Zum Helden stieg der am Donnerstag mit seinem Kumpel Dadi Yami angereiste Shami Dawit auf. Für die 42,2 Kilometer brauchte der kleine, ausgemergelte Ostafrikaner 2:05:58 Stunden. Als Lohn für einen mutigen Alleingang ab Kilometer 30 erhielt Dawit insgesamt 62
 000 Euro Preisgeld: 12 000 für den Sieg und 50 000 Euro Prämie für den neuen Streckenrekord unter 2:06 Stunden. Damit ist der 27jährige in Addis Abeba - wo man mit 50 Euro im Monat gut lebt - ein Reicher! Als Dank schickte er ein Stoßgebet gen Himmel. Dritter wurde Ronoh aus Kenia. Bei den Frauen war´s genau umgekehrt. Hier siegte - mit ebenfalls neuer Rekordmarke - die Kenianerin Rael Kiyara (*) vor zwei Läuferinnen aus Äthiopien (* war gedopt). - Für zwei Deutsche ging es in Hamburg um die Sommerspiele in London. Falk Cierpinski und Martin Beckmann hatten unter anderem ein Höhentrainingslager in Kenia absolviert. Beckmann strich nach 21, Cierpinski nach 28 Kilometern die Segel. (Mit Fitschen scheiterte ein Dritter wegen Oberschenkelproblemen am selben Tag in Düsseldorf, Pollmächer war bereits während der Vorbereitung in Mexiko auf die Hüfte gestürzt.) Schnellster Deutscher war der in unserem Frankfurter Hochhaus wohnende und sträflich verkannte Kah als 14. in phänomenalen 2:14:25 Stunden. Nach seiner 2:17 beim Debüt in Frankfurt 2011 war dies Sörens zweites Ausrufezeichen im zweiten Marathon. Die Zeit lag nur 146 Sekunden über den geforderten 2:12 Std. für London! Sören hatte ein ähnliches Programm wie die Genannten absolviert: Ende Januar zwei Wochen Trainingslager an der Algarve, Mitte März dann drei Wochen Höhencamp in Iten, vier Wochen vorm Marathon zurück nach Deutschland, dazwischen (14 Tage vor Hamburg) noch die DM im Halbmarathon.
 
 
FAZIT
 

Nordisch kühl? Von wegen! Für mich ist Hamburg der Marathon mit der schönsten Ausstrahlung weltweit. Im Gegensatz zu ihrem sonst eher nüchternen Naturell, gaben sich Hamburgs Zuschauer äußerst frenetisch, mitunter schon zu direkt. Viele Freunde hatte man in der fremden Stadt, weil der Vorname auf der Nummer stand... Durch die Mitwirkung des niederländischen Machers Hermens war die Organisation - wie von Rotterdam und Amsterdam bekannt - aufs Notwendige beschränkt. Außer dem im Starterbeutel liegenden Programmheft gab es keine Information auf Papier. Die Urkunde mußte jeder online selber drucken. Dafür zeigte das NDR-Fernsehen den Marathon in voller Länge. Die Strecke war schnell, vorzüglich präpariert und versorgt, und sucht in ihrer Führung durch das schöne und oft mondäne Hamburg ihresgleichen. - Für die Materialinteressierten: Peanut trug Asics Gel-3010 aus dem Frühling 2009, Vitus ebenso zerlaufene Adidas adiZero Boston. Wirkung: Hammaburg war ein echter Hammer. Im nächsten Jahr werde ich dort Bestzeit rennen!
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
SCHLUßFEIER & KULTURLEBEN
 
Die offizielle Schlußsause stieg ungezwungen zwischen vom Volksfest „Dom“ übriggebliebenen Spiel- und Futterbuden und versprengten St.-Pauli-Anhängern im Schatten des Millerntorstadions. Derweil Braun-Weiß 700 Kilometer elbaufwärts durch unser Dynamo Dresden aus allen Relegationsträumen geschoßen wurde, haben wir in einem Zelt Namen und Zeiten in die Medaillen gravieren lassen, auf dem Heiligengeistfeld mit Bier angestossen, und die ersten Matjesbrötchen vertilgt. Dabei kam es auch zu einem Aufeinandertreffen mit dem in England geborenen Spiridonläufer Alan Lee aus Frankfurt. Heute waren wir alle Sieger. Die Fete fand bei einem Italiener in Hohenfelde ihre Fortsetzung.
 
Montag bis Mittwoch, 30. April bis 2. Mai
 
Als Resultat des ungewohnten Vorfußlaufs hatte ich eine Einblutung im Schienbein und einen höllisch schmerzenden Knöchel. Vor Schmerzen konnte ich kaum mit rechts auftreten. Trotzdem haben wir folgendes unternommen:
 
1. Besichtigung der Bunkeranlage Flakturm IV (jetzt Medienbunker) in St. Pauli. Neben der Erfahrung des Bunkerrauschens durften wir dabei illegal vom 5. Stock auf das Dach des Bunkers steigen. Dort oben bot sich ein herrlicher Rundblick über die Stadt.
2. Besuch der St.-Pauli-Landungsbrücken mit anschließender großer Hafenrundfahrt an Bord der „Hanseatic“ durch das verwirrende Netz des Hafengeländes mit den dicken Pötten und der Werft Blohm + Voss
3. Besichtigung des Bismarck-Denkmals
4. Original Hamburger Labskaus-Mahl (mit Urkunde) gegenüber vom Michel
5. Humpeltrab über die von Läufern, Joggern und Berühmtheiten heillos übervölkerte 7,4-Kilometer-Runde der „Alster-Laufstrecke
6. Einkehr in einer der gemütlichen Sommerterrassen an der Alster mit Blick übers segelbootbespickte Wasser
7. Bummel über die Flaniermeile Jungfernstieg mit dem Hotel „Vier Jahreszeiten“ und vorbei am stattlichen Rathaus
8. Kiezbesuch mit Konzert im „Molotow“ nah der Davidwache auf der Reeperbahn. Der Bericht ist hier zu finden:
...... Chelsea Wolfe
 
Am siebenten Tag sollten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück im „Alster-Café“ von Hamburg verabschieden. Am Ende mußte ich mich fragen, ob wir wirklich in unser unglückliches Leben in Frankfurt zurückkehren wollen...
 
 
WAS SONST NOCH ZU SAGEN WÄRE
 
Schummler und Ergebniskorrektur
Nicht alle Teilnehmer konnten eine vollständige Zeitmeßung nachweisen. Durch Zufall stieß ich auf den Schmu der Startnummern F8 und 74 (zwei aus Portugal), denen die Detektionen, d.h. Transpondersignale an den Meßstellen Kilometer 30 und 40 fehlten, die aber mit Platz und Endzeit in den Ergebnislisten erschienen. Herr Haas, Projektleitung des Hamburg-Marathons, erklärte dazu: „Hallo, kurz zur Erklärung. Wir können nicht jeden Teilnehmer dem eine Split Zeit fehlt automatisch aus dem Ergebnis nehmen, da sich technische Probleme nie ganz ausschließen lassen. Und ja es haben andere auch geschummelt, daher sind wir immer dankbar für solche Mails wie die Ihrige, denn jeden Läufer können wir nicht checken. Mit freundlichen Grüßen aus HH...“ Damit waren Peanut und ich zwei Plätze nach vorn gerückt.
 
Doping
Am 22. Juli berichtete der Fernsehsender ARD, daß die Kenianerin Rael Kiyara beim Sieg in Hamburg gedopt war. Demnach wurde Kiyara positiv auf Nandrolon getestet. Die Läuferin verzichtete auf eine B-Probe und wurde vom kenianischen Leichtathletikverband gesperrt. Gleichzeitig war Kiyara der erste bekanntgewordene Dopingfall bei einem großen deutschen Marathon.
 
Gold Road Race
Der Internationale Leichtathletik-Verband hat dem Hamburg-Marathon am 14. September das goldene Label verliehen und damit in die höchste Kategorie für Langstreckenläufe aufgenommen.
 
Dank und Gruß an...
Marathona Peanut (für alles),
Haimanot und Uli von Spiridon,
Kah (für die morgendlichen Eingebungen an Main und Nidda),
unsere unbekannte Gastgeberin in Hohenfelde,
die Frau vom „Tea Embassy“ (für den interessanten Schnack),
die phantastischen 700
 000 an der Strecke, und
alle, die sich angesprochen fühlen.
Tschüs, Hamburg! Wir kommen 2013 wieder!
 
 

Scahauläufer Vitus, 11. Mai 2012
 
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 12ºC bis 16ºC, frischer, teils kräftiger Ostwind
Zuschauer: ca. 700
 000
 
Gesamtteilnehmer

Am Start: 15
 063 (Marathon: 10 724, Staffeln: 4292, Rest: Handrad, Rollstuhl)
Im Ziel: 14
 626
 
Marathonläufer
Gemeldet:
12
 564 (Nationen: 48)
Am Start: 10
 724
Im Ziel:
10
 319 (M: 8269 / W: 2050)
 
Männer
1. Shami Dawit (Äthiopien) 2:05:58 (SR)
2. Dadi Yami (Äthiopien) 2:07:01
3. Augustine Ronoh (Kenia) 2:07:23
4. Shumi Dechasa (Äthiopien) 2:07:56
5. Ahmad Abdullah (Katar) 2:08:36
6. Fikadu Lemma (Äthiopien) 2:09:50
 
Frauen
1. Netsanet Abeyo (Äthiopien) 2:24:12 (Rael Kiyara (Kenia) wg. Doping gestrichen)
2. Etalemahu Kidane (Äthiopien) 2:25:49
3. Beatrice Toroitich (Kenia) 2:27:41
4. Valentine Kipketer (Kenia) 2:28:02
5. Robe Guta (Äthiopien) 2:29:22
6. Dinkenesh Mekasha (Äthiopien) 2:29:56
 
Schauläufer Vitus & Peanut (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
1207 / F1829
Nation: Deutschland
Zeit: 4:13:44
Platz:
5759 bei den Männern / 920 bei den Frauen
Platz: 761 in Klasse M50 / 117 in Klasse W50
Platz: 6678 Gesamt / 6679 Gesamt
Zwischenzeiten
10 km: 0:54:20 (54:20)
20 km: 1:50:23 (56:03)
21,1 km: 1:56:21
30 km: 2:50:44 (54:03)
40 km: 3:57:28 (1:06:44)
Zeit pro km: 6:00
Geschwindigkeit: 9,98 km/h
 
Ergebnisse

Championchip