LOW FREQUENCY ASSAULT X
 
VERSUS THE STILLBORN-MINDED, LUSCA
D-Nürnberg, Z-Bau (Kunstverein) - 9. Dezember 2016
Vorwort
 
Am ersten Wochenende im Dezember war es wieder soweit: Zeit für einen LOW FREQUENCY ASSAULT! Die zehnte Edition setzte da an, wo die doomige Staffel 2015 Schluß gemacht hatte - und war doch etwas anders. Denn nach 2010 erstreckte sich der LFA wieder über zwei Tage. Diese Bekanntgabe ließ unsere Herzen nur so springen. Damit stand nach dem Hammer Of Doom ein neues, phantastisches, langes Doomwochenende in Franken ins Haus. Wegen des schon traditionell verhaltenen Andrangs mußten die idealistischen Strippenzieher indes den Gürtel unvermindert eng schnallen und rote Zahlen in Kauf nehmen. 120 Gäste wurden an beiden Tagen erwartet. Laut dem Facebook zeigten für den Freitag 96 Interesse, 34 nahmen teil; am Sonnabend waren es 166 Neugierige und 72 Teilnehmer. Mit letztlich 95 Zahlenden konnte eine schwarze Null gehalten werden. Doch viele wußten gar nichts vom LFA. Denn um die Reichweite ihrer Veranstaltung zu erhöhen, wurden die Organisatoren von Facebook genötigt, ihre „Posts“ zu „boosten“ und die Seite kostenpflichtig zu „promoten“ - was freilich nicht in Frage kam. Eine Werbeveranstaltung wollte der LFA nie sein. Endzeit oder verschworenes Ritual in gelöster Stimmung? Den meisten ging es um die Doom-Musik, die sich im „Kunstverein“ hauteng an den Protagonisten erleben läßt. - Eine Veränderung persönlicher Natur verzeichneten Goddess of Doom Peanut und ich: Zum erstenmal in zwölf Jahren rückten wir ohne Laufschuhe im Gepäck in Nürnberg an. Unsere Ära „Marathon“ war zu Ende. Oder um es mit Onkel Boris´ Worten zu sagen: „Wir sind alt und dick geworden. Und das Beste: kein bißchen schöner!“
 
Freitag, 9. Dezember (1. Tag)
 
2016 ging der LFA also wieder über zwei Tage. Wobei der erste offiziell als „Warm-Upper“ für den Low Frequency Assault am folgenden Tag zählte. Insofern gehörte diese Nacht faktisch auch zum Festival, wobei der 10. Low Frequency Assault an sich das Ereignis am Sonnabend war. Um die Investition niedrig zu halten (Stichpunkt: Unterbringung der Akteure), entschieden sich die Organisatoren Sebastian und Boris bewußt für zwei lokale Gruppen. An die Stelle von Eintrittsgeld trat am Ende des Konzerts eine Hutsammlung von Boris für die Musiker. Schließlich hat auch die doomigste Independenz ihren Preis... Mit der „Reservierung 001“ in der Tasche, trafen P. und ich Freitagmittag in Nürnberg ein. Pünktlich zum Beginn von 21 Uhr standen wir im Z-Bau der Südkaserne. Sechzig Personen füllten den Klub „Kunstverein“ im ständigen Kommen-Gehen locker auf: viele davon Freunde oder Bekannte (und leider auch etliche Diskogänse, die rechtzeitig vor der Hutsammlung verdufteten).
Mit den Worten „Wir fangen jetzt mal an. Schönen guten Abend zur Warm-Up-Schau zum Low Frequency Assault. Wir sind LUSCA“ ging es mit halbstündiger Verspätung halb zehn los. Mit einem High-End-Sechssaiter und Vokalisten in Amebix-Shirt und einer Low-End-Bassistin in Yob-Bluse kamen Lusca (gesprochen: „Laska“) in äußerst sparsamer Ästhetik daher. Noise und Rhythmen spendete eine elektrische Maschine - mit Ausnahme beim Endteil „Exodus“, bei dem Trommler Pürschel von Versus The Stillborn-Minded als Dritter im Bunde mitwirkte. Wer nun dachte, Lusca seien nur ein Projekt ohne Erfahrung sah sich indes getäuscht. Denn das Duo Schwer/Meitzler existiert seit 2002 und stand schon mit Nadja, Amenra und Wolves in the Throne Room auf dem Geviert. Die nach dem sagenumwobenen, karibischen Krakenungeheuer benannten Lo-Fi-Industrial-Doomer aus Nürnberg (beide übrigens auch im gestandenen Mittelalter) erfanden das Rad nicht neu, aber sie bewiesen ein Näschen für tiefbohrende Klänge mit hypnotisierenden Grooveriffs und verzweifelten Schreien. Ein Auftritt in sechs Akten mit einer Dauer von knapp einer Stunde sollte eine deutliche Sprache reden.
Zur für Nürnberger Verhältnisse untypischen Zeit von 22 Uhr 44 griff mit VERSUS THE STILLBORN-MINDED bereits der Hauptakt zu den Apparillos. Treu ihrer Devise „Doom IST Hoffnung!“ wollten die führenden Sludger der Stadt, die sich vor ziemlich genau einem Jahr mit einem anderen Sechssaiter verstärkten, ein längeres Set spielen, und starteten gleich mit dem schwersten Doomer des gesamten Festivals durch: „Climax of Delusion“. Während unaufhörlich Haschwölkchen durch den Raum waberten, duckte sich der Verfasser mit dem Ende der elften Stunde von Gänsehaut überzogen haarewirbelnd unter die Boxentürme ab. Boris, Flo, Andi, Alex und Robin agierten wieder weitaus doomiger und leidenschaftlicher als beim „Doom In Bloom“ und waren erneut ehrlicher als die zahllosen Klangartisten, denen außer Delays, Distortions, Fadern, Feedbacks, Loops und Reverberations wenig einfällt. So zelebrierte das Rudel neben seinen gewohnten Schrägheiten heute mit „Climax“, „Vivamus“ und „No Land´s Man“ gleich drei Teile aus den oft dronigen Anfangstagen. Die Verbindung aus zeitlupenhaft im Raum stehenden Tieffrequenzen, postprogressiven Perversionen und heiseren Schreien funktionierte wunderbar. Selbst ein psychotischer Undoomer wie „True(ly)“ wurde heute von einem Riff in der Machart von Reverend Bizarre gebumst - was jemanden in der Meute ein begeistertes „Ihr seid krass!“ ausstoßen ließ. Der Frontmann konterte dies final mit einem Sorry im Stile von: „Schade, wir können nicht mehr spielen. Der Andi hat sich die Hose vollgeschissen.“ Obwohl Versus eins ihrer neun Stücke strichen, und angesichts der bröckelnden Reihen noch vor Mitternacht zum Schluß kamen: Es war einer ihrer starken Auftritte. Schade, daß die beiden neuen Shirtentwürfe bei der Band durchfielen und ergo kein Textil verkauft wurde. Doch mit ihren doomigen Erschütterungen hielten Versus und Lusca alles, und machten diese Nacht schön!
 
 
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Doom, Fascination und Gewalt: ((((((Heiliger Vitus)))))), 14. Dezember 2016
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
LUSCA
(21.30-22.24)
1. Broken Colossus
2. The Sleeping Fields
3. The Promise Of Sleep
4. Procession Of Bleeding Hands
5. Light Vessel
6. Exodus (mit Robin am Schlagzeug)
 
VERSUS THE STILLBORN-MINDED
(22.44-23.57)
1. Climax of Delusion
2. Pruning
3. True(ly)
4. Bovine Minds in Motion
5. Hidden Pudenda
6. (Proness)
7. Vivamus Ergo Delebimur
8. Shed!
9. No Land´s Man
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