HAMMER OF DOOM XI
 
PRIMORDIAL, THE SKULL, CAUCHEMAR, MONASTERIUM
D-Würzburg, Posthalle - 18. November 2016
Prolog
 
„Another fun trip!!“, „Hab´ lange überlegt, rentiert sich glaube ich nicht“: Kommentare wie diese im Facebook des Festivals waren persönlicher Art und konnten vernachlässigt werden. Nicht so eine Schlagzeile wie „Das Ende der Poshalle naht“, wonach laut der Postille „Main Ding“ das Gelände mit der 1970 errichteten Posthalle und dem Posthochhaus vom neuen Eigentümer „Beethovengruppe“ in spätestens vier Jahren in einen Wohn- und Geschäftskomplex verwandelt werden soll. Nach drei etwas enttäuschenden Vorjahren - die auch persönlicher Natur waren - lag anno 2016 fast ein wenig Wehmut über dem „Hammer Of Doom“. Dazu präsentierte sich das Venue mit maximal 800 Besuchern und einem anderen Aufbau des Metal-Markts an beiden Tagen sehr entspannt. Was auch für die Aufpasser, Gastronomen und Händler zutraf (einen arroganten Tommy, der 65 Britische Pfund (!) für einen Patronengurt verlangte, mal ausgenommen). Unverändert blieben die Preise mit etwas über 70 Euro (nicht Pfund!) fürs Wochenendticket. Weiterhin wohlig fürs eigene Empfinden wirkte sich der persönliche Kontakt zu Mitorganisatorin Anja aus, die uns erstmals eine Fotogenehmigung erteilte. Ein gelbes Band am Handgelenk ebnete den Weg in den Bühnengraben. Der Auslöser für Frl. Peanuts und meine erneute Reise zum „Hammer“ war jedoch die Verpflichtung von Saint Vitus mit Scott Reagers hinterm Mikro. Reagers sollte nur zweimal in Europa zu erleben sein, einmal davon in Würzburg! Nicht unwichtig war ferner die Rekrutierung von Iron Void in letzter Sekunde!
 
Freitag, 18. November (1. Tag)
 
Wie immer empfing uns Würzburg grau und verregnet. Während Peanut und ich in der dritten Nachmittagsstunde auf den ausradierten Bahnhofsvorplatz traten (mit den alten Pavillons verschwanden auch die letzten Orte zum Verweilen), strömten die mit rot-weißen Schalen bestückten Anhänger der Kickers gerade zu ihrem Auswärtsspiel beim Club in Nürnberg, welches 2:2 endete. Nach einer Fehlbuchung im Vorjahr, konnten wir dieses Mal wieder überm Café Kiess in der Einkaufs-Valhalla Kaiserstraße wohnen. Das Quartier wurde durch eine Clique aus Ludwigsburg doomig verstärkt. Auf Doom in echt mußten wir noch bis um sieben warten...
Den Anfang machten die Epic-Doom-Metaller MONASTERIUM aus Krakau. Nach ihren vorangegangen Auftritten bei zwei Festen in Polen, sowie den Doom-Festivitäten auf Malta und in Wien, schien das Quartett aus Galizien entsprechend gut eingegroovt. Die meisten ließ es jedoch kalt. Monasterium waren blass in ihrer Performanz, und sie klangen wie ein kleinritterlicher Abklatsch von Candlemass, mit einem Sänger, der gern so heroisch-rein wie der Messiah klingen wollte, die Höhen aber nicht hinbekam. Immerhin verabschiedete man sich auf Hochdeutsch mit „Wir waren Monasterium. Gute Nacht!“ Danach war man allerdings noch lange nicht reif fürs Kloster (=Monasterium)...
... denn zumindest der Rezensent hatte schon in die Nächsten große Hoffnungen gesetzt. CAUCHEMAR waren im Oktober mit den Black-Doomern Into Coffin in Marburg aufgetreten und sollen nach deren Auskunft dort ziemlich beeindruckt haben. Leider ging uns der Anfang flöten. Denn nach einem Besuch bei Anja am Einlaß, war die Rampe hinauf zur Halle abgesperrt: Ein vermeintlicher Brand in einem Waggon der angrenzenden Eisenbahn hatte einen Feuerwehreinsatz ausgelöst, die mit ihrem Laster aber nicht um die Ecke kam... So kam es zu dem Kuriosum, daß uns wegen der Feuerwehr die erste Viertelstunde von Cauchemar durch die Lappen ging. Die geheimnisvolle Diva Annick Giroux und ihre drei männlichen Eskorten bedienten uns mit okkultem Retro-Doom-Rock im Fahrwasser von Jex Thoth und Co., der wegen seiner Verspieltheit letztlich nicht viel mehr als Blümchensex war. Das Kommünchen aus dem frankokanadischen Montreal verabschiedte sich mit „Good night!“ und „Merci!“ zweisprachig in die Nacht.
Das Faszinosum von Trouble, USA, war ungebrochen: An die achthundert Fans waren Zeuge, als die Abspaltung THE SKULL um kurz nach neun die hohe, weite Kanzel der Posthalle betrat. Aber Namen machen noch keine Musik. Es ist auch eine alte Binse, daß selbst Koryphäen wie Eric Wagner und Ron Holzner mit jedem Jahr nicht nur älter, sondern auch grauer und gebrechlicher werden. Bei ihrer heutigen Darbietung ließen der Originalsänger von Trouble aus dem Jahre 1979 und ihr langjähriger Bassist den Charme der alten Tage nur erahnen. Beide wirkten solide, aber insbesondere der sich ab dem sechsten Lied als Kettenraucher offenbarende Wagner krude und lustlos. Tatsache ist auch, daß The Skull in keinster Weise gegen ihre nach wie vor als „Trouble“ aktiven Gründungsgitarristen Franklin und Wartell anstinken konnten. So zogen die Uraltigkeiten heute noch am stärksten: „R.I.P.“, „Assassin“, „At the End of My Daze“, „Pray for the Dead“, der als „first song, first album, first record“ angesagte „The Tempter“, „The Skull“... Von neuen Geistesblitzen war indes niemand getroffen, weder die Doom-Metaller aus Chicago noch das Publikum.
Mit dem Ende der elften Stunde kam Großes auf uns zu - die „Urzeitlichen“ von der grünen Insel im Norden: PRIMORDIAL! Primordial bedeuteten auch eine neue Erfahrung mit Naihmass Nemtheanga, den wir in den beiden Jahren zuvor jeweils als Frontmann der Doom-Metaller Dread Sovereign erlebt hatten, und der sich unter Primordial nun wieder ganz dem Hacken und Schlitzen hingeben konnte. Die Pagan-Metaller aus Dublin begeisterten durch eine der professionellsten und monumentalsten Darbietungen der Hammer-Of-Doom-Geschichte, ihr vor Herzblut triefendes Material, den höllisch abgehenden Sound, und ihren kratzigen Sänger Nemtheanga, der mit seiner Tarnschminke, Fetzenkluft und mit gollumartigen Bewegungen nicht von dieser Welt schien. Bei Primordial gab´s nur Dafür oder Dagegen. Während ich vom ersten Takt an Feuer und Flamme war, und Nemtheanga, Uiliam, O'Floinn, MacAmlaigh und O'Laoghaire mich in den kommenden einhundert Minuten mit ihrem Gemisch aus Kelten- und Schwarzmetall in einen wahren Rausch versetzten, redeten andere davon, daß diese Musik nicht an diesen Ort gehört. So ist das eben mit dem Geschmack. Primordial kredenzten fast eine Überdosis Heldentum und Leiden. Sie waren aber immer noch ausgefuchst genug, daß sie nie in Pathos abglitten! Und mit „The Mouth of Judas“ zelebrierten sie nach eigenem Bekunden sogar einen „Doom-song“!
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
MONASTERIUM
(19.00-19.45)
1. The Shrine of The Jackal God
2. A Hundredfold Cursed
3. In Hog Signo Vinces
4. Christening in Blood
5. The Pharisee´s Tongue
6. Embrace ihe Void
7. Mountain of Power
 
CAUCHEMAR
(20.11-20.47)
1. Magie rouge
2. Etoile d'argent
3. Les ailes de la mort
4. Funérailles Célestes
5. Le Fantôme
6. Trois mondes
7. Le voile d'Isis
8. La vallée des rois
9. Valse funèbre
10. La nuit des âmes
 
THE SKULL
(21.05-22.20)
1. Trapped Inside My Mind
2. Till the Sun Turns Black
3. The Longing
4. A New Generation
5. The Touch of Reality
6. R.I.P. [Trouble]
7. Assassin [Trouble]
8. At the End of my Daze [Trouble]
9. Send Judas Down
10. For Those Which Are Asleep
******
11. Pray for the Dead [Trouble]
12. The Tempter [Trouble]
13. The Skull [Trouble]
 
PRIMORDIAL
(22.46-0.20)
1. Where Greater Men Have Fallen
2. The Gathering Wilderness
3. The Soul Must Sleep
4. Lain With the Wolf
5. Babel´s Tower
6. As Rome Burns
7. Ghosts of the Charnel House
8. The Mouth of Judas
9. Born to Night
10. The Coffin Ships
11. No Nation on This Earth
12. Empire Falls
Die absurdesten Geschichten schrieben erneut die Nebenhandlungen. Während ein Franzose am Eisenrahmen der Wassertanks in Richtung Hallendecke kletterte, und ein Schwabe namens Kischde ganz vergessen hatte, wo es Bier gibt, war es wiederum ein Österreicher, der mir erst seine Mail-Anschrift notieren wollte, im selben Moment jedoch wie vom Blitz getroffen plötzlich rücklings hinplumpste. Ebenso sternhagelvoll war ein weiterer Unbekannter, den ich erst als „nüchternen“ Spitzel angefahren hatte, und der daraufhin mit einem nachgeäfften „nüchtern?“, sich vor Lachen den Bauch haltend zu seiner Freundin torkelte. Wer von Primordial und alldem immer noch nicht genug hatte, dem stand am Hallenausgang wie jedes Jahr die AFTERSHOWPARTY mit den DJs Fränk und Sunhair im Wege. Dort konnten sich die Freunde der härteren Gangart bei Slayer und Konsorten den Goldenen Schuß setzen. Doch am Sonnabend war auch noch ein Tag... und nicht jeder wurde wieder erblickt... Frl. P. und ich verabschiedeten sich um drei in die Horizontale.
 
 
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Heiliger Vitus, 25. November 2016