35. BIENWALD-MARATHON KANDEL, 14. März 2010
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AUFBAUKÄMPFE
Silvesterlauf Frankfurt (10 km), 27.12.09
Alten-Busecker Halbmarathon, 23.1.10
Mörfelder Halbmarathon, 7.2.10
Seligenstädter Winterserie (10 km), 20.2.10
STRECKE ¤ VORBEREITUNG ¤ MARATHON ¤ STATISTIK ¤ BILDER
Operation Frühlingserwachen - Mit bitterem Honig aus dem Wald vor Frankreich
 
 
Wir hatten alles gesehen, sind überall gewesen, die besten Zeiten waren erreicht, Marathon so tot wie der athenische Soldatenbote Pheidippides. Wohin sollten wir noch rennen? Um vor uns selbst wegzulaufen? Rom war in der engsten Auswahl und in Rotterdam standen wir bereits in der Startliste! Doch dann gaben die Hüter des „Doom Shall Rise“ den Fixtermin zu ihrem Szenefestival bekannt - und entfachten damit den Krieg der Hauptlebensstränge neu. Ein Krieg, den immer einer verliert. Wir legten den Marathon vor den Doom: Kandel am zweiten Märzsonntag, danach Doom im April.
 
Kandel? Kandel ist der Frühjahrsklassiker von Deutschland und mit seiner Erstaustragung 1976 auch noch einer der zehn ältesten Marathonläufe seiner Art überhaupt. Kandel steht aber nicht für Massenspektakel - es können nur 2200 dabei sein -, sondern für schnelle Zeiten. Wobei das kleine Städtchen in der Pfalz eigentlich nur Start- und Zielort ist. Der Kampf selbst steigt im Bienwald, der zwischen Rhein, Vogesen und Pfälzerwald eingekeilt ist. „Bien“ wiederum hat aber weder was mit dem wehrhaften Insekt noch mit dem französischen „gut“ zu tun. Nein, die Kelten haben das Waldstück so benannt: „Beje“ ist das Keltische für „Wald“. „Bäwal“ sagt der Pfälzer. Vorwärts zum „Waldwald-Marathon“!
 
Um für das Ereignis in der Abgeschiedenheit die Werbetrommel zu rühren, habe ich auf drei Läufen in Hessen Wettkampfausschreibungen und Plakate ausgelegt, die mir der Organisationsleiter zugeschickt hatte.
 
.:: DIE STRECKE ::.
Das Kampfgelände lag in der Rheinebene der Südpfalz, dem Grenzland zum Elsaß, die Strecke war über weite Abschnitte asphaltiert, windgeschützt und die Höhenunterschiede gleich null. Nach dem Auftakt in Kandel führte die Strecke erst nach Minfeld, und fast kerzengerade auf Zement durch den dünnbesiedelten Bienwald. Mit Schaidt und Büchelberg sollten die Läufer nur zwei weitere kleine Gemeinden streifen - sich aber selber bis zu dreimal im Gegenzug begegnen. Im West- und Südzipfel der Strecke waren zwei Spitzkehren zu meistern. Der Marathon endete mit dem Stadioneinlauf ins Bienwaldstadion am Ortsrand von Kandel. Die Streckenrekorde im Bienwald werden von deutschen Läufern gehalten: 1984 lief Ralf Salzmann im nationalen Ausscheidungskampf für Olympia 1984 in Los Angeles 2:14:25 Stunden, und wurde später bei den Spielen Achtzehnter. Im selben Jahr stellte Susanne Riermeier mit 2:38:13 Std. die Bestzeit der Frauen auf. Manche bezeichnen den Pendelkurs durch den „Bäwal“ auch als „schnellste Marathonstrecke der Welt“. Schwierigkeiten können die Jahreszeit mit Schnee und Kälte bringen.
 
.:: DIE VORBEREITUNG ::.
KANDEL bedeutete Durchziehen nach dem AROLSEN-MARATHON. Auf Arolsen folgten zwei Wochen Wiederherstellung, danach habe ich mit einer neuen 14-Wochen-Vorbereitung begonnen. - Partnerin Peanut verlängerte ihre Regenerationszeit auf vier Wochen und absolvierte ab der Jahreswende ein althergebrachtes 12-Wochen-Programm.
 
Alles NENNENSWERTE vom 7. Dezember 2009 bis 14. März 2010:
 
1. Wo. (100 km): Eine Woche vor Arolsen hatten bei mir Schmerzen im Knie eingesetzt. Etwas links war kaputt. Bänderdehnung, Meniskus- oder Sehnenverletzung, Knorpelschaden: alles war denkbar. Nur keine Hilfe durch die Quacksalber in Weiß! Im Anschluß an Arolsen war das Gelenk geschwollen, dick und rot vor Blut. Etwas Linderung brachte das Schmerzmittel Diclofenac. Aber mit dem Absetzen kamen auch die Schmerzen sofort wieder... Neben dem Training fand am 10. Dezember in der Frankfurter Waldschänke „Oberschweinstiege“ die Weihnachtsfeier meines neuen Vereins Spiridon statt. Nach einer Ansprache des Klubchefs, einer Vorschau auf den Frankfurter Halbmarathon (der 2010 erstmals im großen Waldstadion endet), und der Ehrung verdienter Mitglieder, saß man noch etwas zusammen. Hundert Langstreckenläufer und Eisenmänner waren vor Ort, ein kleiner Kreis.
 
2. Wo. (150 km): Die vierte Woche unter Schmerzen. Am Sonnabend war Koppeltraining: erst 3:15 Stunden Laufen, dann 1:30 Stunden Radfahren. Wer ahnt, was es heißt, nach einer schlaflosen Nacht bei Temperaturen von 14 Grad unter Null zu laufen? Die Anmutung von Weite, eisiger Kälte, Wind und Finsternis geriet zu einer beklemmenden Herausforderung! Ich hatte Rotz und Eiszapfen im Bart, gefrorenes Augenwasser und mulmige Gefühle wie die Soldaten in der weißen Hölle vor Stalingrad. Brr!
 
3. Wo. (110 km):
 
.:: DER 1. AUFBAUKAMPF ::.
 
31. SPIRIDON-SILVESTERLAUF FRANKFURT, 27.12.09
(10 km)
„The same procedure as last year?“...
 
Klar, denn der Silvesterlauf von Spiridon Frankurt setzte auch diesjahr für uns den Schlußpunkt unters Jahr. Kälte und Eisglätte haben gute Zeiten indes nicht zugelassen. Aber ein Silvesterlauf ist eben immer auch ein Winterrennen. Nicht jedem liegt das. Triathlonstar Stadler hatte wegen der nichtgestreuten Strecke gemault, und der Titelverteidiger von vornherein kalte Füße bekommen. Die Runde war unverändert. Sie führte vom Waldstadion in den Schwanheimer Wald und wieder zurück ins Sportfeld. Dabei war der Auftakt eher was für Kufenflitzer als für Läufer: Die Flughafenstraße war heute über die volle Breite zugefroren, der Rest lag unter ewigem Frost. Fast zweitausend stellten sich, 1707 kamen über die 10 Kilometer durch. Die griffigsten Flecken fand der junge Äthiopier Musa Roba, der knapp unter 31 Minuten blieb.
 
Ich selbst war im Block hinter der Elite ins Rennen gegangen. Nach der Rutsch- und Schlittereinlage gleich zu Beginn hatte ich mich bis zur „Hölle über dem Wartweg“ (so hieß dieses Waldstück) unter den dreißig ersten Verfolgern - einer geballten Macht Triathleten - gehalten... bis mir vorm fünften Kilometer ein Linkshaken den Boden unterm Fuß wegriß - - S t u r z! Mit vollem Karacho hatte ich mir mein ohnehin kaputtes Knie aufgeschlitzt. Der Rennrhythmus war futsch, zu Blut und Eis kamen erschwerend auch noch Seitenstiche dazu. Aber ich war noch mal gut davon gekommen und konnte zwischen dem Eisernen Ausdauerpärchen Leder sogar eine Zeit von 39 Minuten und den 8. Platz in der Altersklasse retten. - Peanut, die erst frisch ins Training eingestiegen war, hatte den neunten und zehnten Kilometer jeweils unter fünf Minuten zurückgelegt. Das war ihr noch nie gelungen. Bei unserer Zielankunft war die Flughafenstraße übrigens aufgetaut. Nicht auszudenken, wäre das Rennen eine Stunde später gestartet worden. Aber wer konnte das vorausahnen?... Auch Spaßläufer Michel „en Tour“ Descombes trieb sich im Stadtwald rum - heute in Narrenkostüm mit „Yes, you can“-Anfeuerungstafel.
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
viele Wolken, 0ºC, kaum Wind
 
Teilnehmer am Start:
1850
Teilnehmer im Ziel:
1846 (10 km, 4 km, 2 km, NW)
10-Kilometer-Läufer im Ziel: 1707 (M: 1201 / F: 506)
 
Männer
1. Musa Roba-Kinkal (TV Gelnhausen) 0:30:57
2. Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) 0:31:54
3. Jan-Philipp Starostzik (SF Blau-Gelb Marburg) 0:32:57
74. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 0:39:08 (8. M45)
 
Frauen
1. Jenny Schulz (Skills 04 Frankfurt) 0:35:50
2. Veronika Ulrich (LG Telis-Finanz Regensburg) 0:36:10
3. Nina Stoecker (LG Ratio Münster) 0:36:16
108. Peanut (Frankfurt) 0:52:49 (11. W45)
 
Ergebnisse

Championchip
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4. Wo. (151 km).
 
5. Wo. (130 km): ...Dunkle Zeiten... Kevin von den Onkelz soll am Silvesterabend auf der Autobahn in Frankfurt einen schweren Unfall verursacht, und sich dann übers Feld verdrückt haben. Pikanterweise waren die Opfer auch noch Ausländer. Am 5. Januar hatte ich mich zur Huldigung durch den Schnee zum Ort des Dramas gewühlt - und auf dem Rückweg durch böhse Fügungen Schmerzen im Knie bekommen. Ausgerechnet im rechten... Am Freitag kam auch noch eine Blockade der Lendenwirbel dazu. Und Sturmtief „Daisy“ war mit Einbruch der Dunkelheit über Hessen gezogen. Frankfurt versank in Schnee... So hatte ich mich aufgemacht, am Sonnabendmorgen, zum festgesetzten Langen Lauf. Mit einem leidlich ausgeheilten linken Knie, mit einem frisch und heftig schmerzenden rechten, sowie einem Hexenschuß. Voraus: 40 Kilometer über das teils verwehte Ufer an der Nidda. 20 Kilometer hin. 20 wieder zurück. Am Wendepunkt waren die Kräfte fast schon aufgebraucht und die Schmerzen in den Gelenken sehr stark geworden. Dazu kam der fehlende Nachschub von Energie. Das Training mache ich immer ohne Wasser und Proviant. Aber diesmal sollte die Strecke sehr lang werden............ durch ein Chaos aus Schnee, Frost und Wind, ein Weiß ohne Anfang und ohne Ende! Und ich war heilfroh, die rettende Behausung nach fast fünf Stunden, mit leichtem Hungerast und einsetzenden Sinnestäuschungen, aber ohne bleibende Schäden erreicht zu haben. Den Versuch einer Laufbewegung am Folgetag hätte ich mir getrost sparen können. Drei Wochen in Kuhlen, Furchen und Tiefschnee haben meine Knie ruiniert. Vom Marathon im Bienwald war ich so weit weg wie die Pfalz vom Pluto. Die Herbergen in Kandel waren sowieso schon auf Monate hin ausgebucht.
 
6. Wo. (153 km).
 
7. Wo. (115 km): Auch nach Winterwoche fünf verzichtete die Stadt Frankfurt auf einen Einsatz des Räumdienstes. Tauwetter und der Dauerfrost im Boden hatten aus den Sportplätze und Radwegen reinste Eisbahnen und Trainineren auf Zeit völlig unmöglich gemacht. Im Grunde ging´s nur darum, mit heilen Knochen über die Runden zu kommen. Ich bin mit einem Kinesio-Tape gelaufen, daß ich nach der Anleitung „Runner´s Knee“ selbst angelegt hatte. Nachdem der Schmerz halbwegs weg war, wagte ich einen Start über die Halbmarathonstrecke......
 
.:: DER 2. AUFBAUKAMPF ::.
 
33. ALTEN-BUSECKER WINTERSERIE, 23.1.10
(Halbmarathon)
Als Schneepflug für Wuchtbrummen durch den Winterwald
 
Nach zuletzt Plusgraden war über Nacht die Eiszeit zurückgekehrt. Das Busecker Tal lag in feuchtem Morgendunst, der Wald unter Schnee, und die Temperaturen waren tief unter den Gefrierpunkt gesunken. Mittags lagen sie bei vier Grad unter Null, durch den kalten Ostwind waren es aber russische zwölf! Vielleicht hatten sich auch deshalb keine 200 Läufer aufgestellt, wovon nur 167 den Halbmarathon beendeten. Auch war wenig Spitze am Start. Dafür umso mehr Wuchtbrummen mit der Weihnachtsgans auf den Rippen. Vielleicht war die schlechte Beteiligung auch der Grund für eine ziemliche Lustlosigkeit der Helfer. Einer würde so was wie „Aus dem Osten kommt eben nichts Gutes“ lästern...
 
Links rund rechts, rauf und runter, gefühlte hundert Kurven: Die 21,1 Kilometer durchs Gießener Hügelland verlangten den Läufern volle Aufmerksamkeit ab. Keine zwanzig Minuten hatte der Kampf gewährt, als mir der wie wahsinnig losgestürmte Erste aus einer Sackgasse entgegenkam, und die an der Kreuzung drapierte Schlafmütze böse anschrie. Er sollte nicht der einzige Fehlgeleitete bleiben... Mit gefrorenem Augenwasser fast blind und einsam auf weiter Front auf der siebenten Stelle liegend, war es nur meiner Streckenkenntnis aus dem Vorjahr zu danken, daß ich nicht den verkehrten Weg nahm. Alles begab sich auf der dreimal zu durchmessenden 7-Kilometer-Runde, wovon fünf Kilometer asphaltiert waren, und der Rest über Waldpfade mit einem Gesamtanstieg von 216 Metern führte. Erschwerend wirkte, daß der Wald mit Harsch und Eis bestückt war. Als Nichtwintersportlerin wollte Peanut schon nach drei Kilometern aufgeben. Bis dahin war keine kontrollierte Bewegung möglich gewesen. Erst die Straßen durch Buseck gaben das volle Tempo her. Insgesamt blieben aber zehn teils spiegelglatte Kilometer. Dennoch siegte der junge Starostzik in brutalen 73 Minuten. Das waren sieben Minuten Vorsprung auf den Zweiten und neun auf den Dritten! Ich selbst wurde Dritter der M45. Peanut brauchte wie vor einem Jahr 1:58 Std. Dabei kam sie erstmals ohne Flüssigkeitsaufnahme durch.
 
Auf der Heimfahrt in der Eisenbahn war mein vereistes Knie wieder aufgetaut und die Schmerzen mit unsagbarer Macht zurückgekehrt. Beim Ausstieg in Frankfurt konnte ich das rechte Bein kaum noch beugen!
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
bedeckt, -4ºC, leichter Wind aus Nordost
 
Teilnehmer im Ziel:
197 (Halbmarathon, 5 km, 2 km, Sportwandern)
Halbmarathonläufer im Ziel: 164 (M: 128 / W: 36)
 
Männer
1. Jan-Philipp Starostzik (SF Blau-Gelb Marburg) 1:13:32
2. Björn Feierabend (LG Asslar-Werdorf) 1:20:01
3. Walter Wiezorek (TSV Krofdorf-Gleiberg) 1:22:05
7. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:25:40 (3. M45)
 
Frauen
1. Hanna Rühl (LSG Lollar) 1:35:08
2. Ann-Katrin Arlinghaus (TSV Krofdorf-Gleiberg) 1:35:27
3. Jutta Pfaff (TSV Krofdorf-Gleiberg) 1:37:22
21. Peanut (Frankfurt) 1:58:03 (6. W45)
 
Ergebnisse
TSG 1901 Alten-Buseck
GPS-Strecke
Jogmap
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8. Wo. (143 km): Neue Wintereinbrüche mit dichten Schneefällen, Schneeschauern und unbeständigen Temperaturen ließen die Natur unter einem grauen Eispanzer erstarren und machten nun nicht bloß das Tempotraining zunichte. Nein, auch die langen Dauerläufe maßen wir jetzt nicht mehr nach Entfernung sondern nach Zeit. Während Peanuts große Runde fortan nicht mehr aus 36 Kilometern sondern aus 4 Stunden bestand, war mein Sonnabend nicht nach 40 Kilometern sondern nach 3 ½ Stunden zu Ende. Nach sieben Wochen Buckelpiste war nun auch Peanut angeschlagen. Die Achillessehne...
 
9. Wo. (130 km):
 
.:: DER 3. AUFBAUKAMPF ::.
 
33. HALBMARATHON DER SKV MÖRFELDEN, 7.2.10
Wo ist Behle?
 
Vor einem Jahr hatte Behle hier gewonnen. Das Rennen der Alten Garde. Anschließend hatte Behle Peanut und mich im warmen Audi heimgefahren. Später war ich mit Behle noch mal zusammen trainieren, einen langen Kanten zum Abschied. Aber Behle ist nun nicht mehr da. Der Graue hat Frankfurt den Rücken gekehrt, um in der Schweiz neue Lebensanreize zu finden.
 
Mit Behle ging nicht nur eine Leitfigur der hessischen Laufkultur. Auch der „Rest“ dünnt sich von Jahr zu Jahr dramatisch aus. Unter den 222 Ankommern waren fast nur Männer. Hessens Titelkämpfe im Crosslauf im nahen Trebur waren ein Grund. Der andere die Wetterbedingungen. Noch bis Mittwoch hatte Waldfelden „Ski und Rodel sehr gut“ vermeldet. 47 Tage war Hessen weiß - bis vorübergehend Milde und Regen einsetzten. Zu wenig, um den Rundkurs im Unterwald flott zu kriegen. „Fünfzig Prozent sind vereist!“ hatte der Stadionsprecher gewarnt. Aber es lag mehr als die Hälfte unter Eis und Schnee und Matsch. Schmale Spuren von Fahrzeugen gaben in manchen Abschnitten etwas mehr her. Zwar zum Preis eines eingeklemmten Geschlechts und aneinanderschlagender Knöchel - aber immerhin etwas höherer Geschwindigkeit.. Lob gebührt den mit Schaufeln bewaffneten Helfern im Wald. Tadel indes, daß die Räumaktion während des Wettkampfs erfolgte. Erstmals kamen Peilsender am Handgelenk zum Einsatz. Damit ergab sich ein unverrückbares Netto-Ergebnis. Zusätzlich wurden die Namen der Einlaufenden in Echtzeit auf eine Anzeigetafel im Sportlerheim übertragen. Höchst fraglich blieb die Streckenlänge. Das brettflache Mörfelden war gefühlte drei Minuten schneller als die Hügelrunde von Buseck im Januar. Die Zeiten redeten aber eine andere Sprache. War Buseck kürzer als 21
 097 Meter - oder Mörfelden länger als 21 097 Meter?
 
85 Minuten brauchte ich für die Schlammschlacht von Mörfelden - genau so viele wie im letzten Jahr. Der aus Bonn stammende und jetzt für das Mainzer Wolfs-Rudel startende Skalsky hatte sich in Vorbereitung auf den Bonn-Marathon zwölf Minuten schneller durch den Wald gewühlt. Wir hatten beim Abstreifen der Schlammkruste die Ehre miteinander. Uns verband der Preis für den Sieger: Die Gesamt- wie auch die Klassenersten (ich) wurden mit einem Fläschchen
Spätburgunder vom Hauswinzer aus Ingelheim beschenkt. Denn es war „Zeit zum Geniessen...“ (wobei der Rotschopf vom Rhein gar keinen Wein trinkt). - Peanut verstand die Welt nicht mehr. Wider Erwarten hatte ihr der Untergrund kaum Mühe bereitet. Umso bitterer war die Enttäuschung über die erzielte Zeit. Daraus machte sie auch kein Geheimnis.
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
hochnebelartig bewölkt mit Sonnenstrahlen, 3ºC, leichter Wind
 
Teilnehmer im Ziel:
222 (M: 183 / W: 39)
 
Männer
1. Martin Skalsky (Wolfs Running Team Mainz) 1:13:12
2. Markus Fischer (Startnet Team Darmstadt) 1:18:37
3. Harald Klein (LG Mörfelden-Walldorf) 1:19:07
11. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:25:09 (1. M45, 11. Gesamt)
 
Frauen
1. Marion Hebding (TV Rheinau 1893 Mannheim) 1:31:10
2. Claudia Wassermann (LG Rüsselsheim) 1:38:49
3. Simone Roth (TV Hechtsheim) 1:41:35
15. Peanut (Frankfurt) 1:55:57 (4. W45, 151. Gesamt)
 
Ergebnisse

LG Mörfelden-Walldorf
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10. Wo. (162 km): Diese Woche glich Frankfurt zur Abwechslung dem feindlichen G o r g o r o t h von Mittelerde. Alles war unter einer zerklüfteten Kruste aus dunkelgrauem Eis verschwunden. Dazu kam die anhaltende Pein im eigenen Körper. Das erhoffte schnelle Kandel war jetzt mehr denn je gefährdet und der vier Wochen später - im April - steigende Marathon von Rotterdam wurde immer mehr zum realistischeren Ziel.
 
11. Wo. (134 km):
 
.:: DER 4. AUFBAUKAMPF ::.
 
33. SELIGENSTÄDTER WINTERSERIE, 20.2.10
(10 km)
Selig am Main?
 
Ursprünglich sollte nicht Seligenstadt, sondern der WALLERNHÄUSER WINTERCROSSLAUF zum letzten Kraftbringer drei Wochen vorm Marathon werden. Unser Training war auf diesen Halbmarathon ausgerichtet, und Peanut wollte sich sechs Tage vorm Start eigentlich nur noch wegen einer Mitfahrgelegenheit in Wallernhausen erkundigen... Der Leiter der dortigen Langlaufabteilung hatte das geantwortet: “INFO INFO INFO Hallo Liebe Läuferinnen, Läufer und Nordic-Walker, die Wetter Verhältnisse lassen ein Laufen über den Eschberg und verschiedene Streckenabschnitte nicht zu. Siehe Fotos auf unserer Hompage www.llt-wallernhausen.de. Der Lauf wie vorgesehen am 21.2.2010 fällt aus. Auch die Wetter Vorhersagen geben uns keine Hoffnung das bis Sonntag ein Laufen möglich wäre.“
 
Die Rennabsage warf alles über den Haufen. Mangels Halbmarathon vor Ort mußten wir auf eine Unterdistanz gehen. Der 10-Kilometer-Lauf von Seligenstadt schien das Beste. Statt in die Wetterau ging die Reise mainaufwärts an die Fachwerkstraße. Das Rennen stieg nun aber nicht gleich in der herrlichen Altstadt, sondern im finsteren Wald vor Zellhausen. Zwei kurvige Runden à fünf Kilometer führten durch Morast und Kuhlen. Und das mangels Beschilderung: ohne Raum- und Zeitgefühl. Vom Sieger war der „Zehner“ in 35 Minuten heruntergerammelt, von mir nach 39, und von Peanut - nach leichter Erkältung - nach 52 Minuten. „Und dabei haben sich im Gegenstrom unsere Arme fast gestreift“, wie P. mir anschließend sagte. Ich war so tief im Tunnel, daß ich nicht mal die eigene Frau erkannte. Der Lauf war schwach organisiert, die Strecke schmal, schlecht markiert, und im Ziel kam der Kampfrichter staubedingt nicht mit dem Protokollieren der Startnummern nach.
 
Derweil die Winterolympiade im kanadischen Vancouver eine verirrte Frühlingssonne genoß, herrschte in Hessen winterliche Witterung. Unser langer Abmarsch führte durch einen Schneesturm. Und nichts zum Unterstellen am Bahnhof... Ein Wunder, daß wir uns in Seligenstadt nicht den Tod geholt haben!
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
stark bewölkt mit Schneeschauern, 4ºC, frischer Wind
 
Teilnehmer im Ziel:
239 (10 km, 5 km, 1 km)
10-Kilometer-Läufer im Ziel: 162 (M: 133 / F: 29)
 
Männer
1. Stefan Unger (SSC Hanau-Rodenbach) 0:35:48
2. Leon Kriszeleit (LG Eintracht Frankfurt) 0:35:59
3. Ingbert Reinke (SSC Hanau-Rodenbach) 0:37:04
17. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 0:39:18 (3. M45, 18. Gesamt)
 
Frauen
1. Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) 0:39:11
2. Anette Portele (SSC Hanau-Rodenbach) 0:40:42
3. Petra Hartmann (TV Hergershausen) 0:42:29
15. Peanut (Frankfurt) 0:52:07 (4. W45, 123. Gesamt)
 
Ergebnisse

SPV 1912 Seligenstadt
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12. Wo. (160 km): Erstmals nach 14 Wochen hatte ich beim Laufen keine Schmerzen in den Knien mehr! Und am letzten Tag im Februar machte Sturm „Xynthia“ unser Trainingsgelände weitgehend holzfrei. Der Strand der Nidda war nun nahezu baumbefreit!
 
13. Wo. (130 km).
 
14. Wo. (43 + 42,195 km = Gesamt 1853 km).
 
.:: DAS RENNEN ::.
 
35. Internationaler BIENWALD-MARATHON, 14. März 2010
Freitag, 12. März
 
Nun ging es los. Nach drei Stunden im Zug hatten wir unser Quartier bezogen. Wir waren in Minfeld, einer Gemeinde neben Kandel untergekommen, und mit fünf Kilometern zum Start noch gut bedient: Die meisten Herbergen ringsum waren duch Monteure einer Karlsruher Raffinerie langfristig belegt. Überdies sollten wir auch noch mit einer sehr feudalen Bleibe verwöhnt werden: Wir logierten zwischen Pfälzer Fachwerkromatik und den alten Gestallungen eines früheren Bauerngehöfts. Das Gastgeberpaar nahm uns geradezu einfühlsam auf, brachte uns zum Wettkampf und holte uns von dort ab... Ein Trab von sechs Kilometern über den Marathonabschnitt von Minfeld bis zum Rand des Bienwalds beschloß den Tag. Die Verkäuferin der Dorfbäckerei gestand uns, als Halbmarathonläuferin in eine „Suchtspirale“ geraten zu sein. Die Abhängigkeit zwang sie sozusagen zum Ausstieg aus der Laufkultur.
 
Sonnabend, 13. März
 
Trotz ungewöhnlichem Herzklopfens - die licht- und lautlosen Nächte auf dem Lande bereiten mir immer etwas Unbehagen - konnte ich sage und schreibe 9 ½ Stunden schlafen. Peanut kann das immer, aber für mich war das Weltrekord! Die in der Bienwaldhalle untergebrachte Startnummernausgabe nebst der Marathonmesse hatten wir nachmittags abgeklappert. Am frühen Abend haben wir Couscous mit Pute und Salat gegessen, und 22.45 Uhr war Bettzeit.
 
Sonntag, 14. März
 
BIENWALD-MARATHON. Ganz im Widerspruch zu den anderen Nächten blieb mir ausgerechnet in der wichtigsten wieder mal der Schlaf versagt. Nächtliche Dämonen hatten mich nur neunzig Minuten ruhen lassen. Von 0.20 Uhr an war ich hellwach! Nach einem Morgenlauf und einem süßen Frühstück fuhr uns der Gastgeber nach Kandel. Um neun hatten wir die Eigenverpflegung - je vier Pullen High5 - am Infostand abgeliefert und uns wie vorgegeben bis 9.50 Uhr in den Blöcken vorm Bienwaldstadion in Stellung gebracht. Zum kleinen Jubiläum hatten sich 1649 Marathon- und Halbmarathonläufer versammelt, von denen 736 die Langdistanz in Angriff nahmen. Schwarze Läufer fehlten. Womöglich zog Afrika die lukrativere Ankunft im Frankfurter Waldstadion vor. Aber nach Kandel fährt man auch nicht unbedingt zum Spaß!... Ferner gab sich die Witterung in der Pfalz erstklassig: Es war dicht bewölkt mit Werten zwischen ein und vier Grad. Dazu wehte allerdings eine Brise aus West, anfangs schwach, später mit mäßiger Stärke, die aber in den Bäumen weitgehend verpuffte. Mehr Bedenken als der Wind bereiten mir die Nachwehen des harten Winters. Im Körper floß noch immer dickes Blut, die Muskeln fühlten sich steif an, und ich trug zu viele Kilos und warme Kluft mit mir rum.
Am Bienwald bei Minfeld (© Vitus)
Kilometer 0 bis 10: Von Kandel über Minfeld in den Bienwald
 
Ohne großes Brimborium ertönte um 10 Uhr das Signal zum START. Die Hatz begann. Schneller Asphalt führte vom Stadion aus durch den Westen Kandels. Große Häuser gab es hier nicht. Kandel wirkte wie ein langes Straßendorf: ältliche Häuser duckten sich am Rande, viele waren geziert von Torbögen. Eine Landstraße führte nun zwei Kilometer übers Ackerland vor Minfeld. Ähren und Tabak wachsen hier im Sommer aus der Erde. Heute aber nur eine Batterie von Windrädern auf dem Galgenberg am Horizont. Durch das noch dichte Läuferfeld ergab sich die Möglichkeit, die Rücken anderer als Windfang zu nutzen. Die ersten vier Kilometer hatte ich zwischen 3:51 und 4:06 Minuten zurückgelegt. Das entsprach einer Marathonendzeit von 2:50 Stunden. Mit Minfeld war auch unser Unterkunftsort erreicht. Die Gastgeber hatten sich vor der Weinstube im Dorfkern postiert. Das würde ich aber erst hinterher erfahren, denn ich rannte schon „im Tunnel“. Gleichsam von mir unbemerkt blieb in Minfeld auch das erste Getränkebuffet zurück. Die Strecke führte nun über Schwemmland und erreichte am siebenten Kilometer erstmals den mystischen Bienwald. Gleich nach dem Eintritt wurden die Hardtmühle und die Waldschänke „Naturfreundehaus“ passiert, die im Krieg eine Holzhütte über einem Versorgungsbunker war. Vorübergehend wurde der Grund nun etwas rauher. Doch schlug die Strecke bald einen Haken nach Westen auf das Drehkreuz des Marathons, die pfeilschnelle Bildstraße, die auf einer Länge von acht Kilometern zweimal zu durchmessen war. Insgesamt also 16 Kilometer in gerader Linie durch den Wald. Und dies auf dem Hinweg unter einem hübschen Lüftchen von vorn. Der Windzug versetzte mir mit 41 Minuten für zehn Kilometer früh einen Nackenschlag.
 
Kilometer 11 bis 20:
Schaidt, die Wende im Westen
 
Auf der Hälfte der Bildstraße - ungefähr am Marathonkilometer 13 - kam der Wendepunkt für die Halbdistanzler. Damit waren nun die Marathonläufer unter sich, die Reihen schlagartig ausgesiebt. Die meisten zogen ihre Runden nun allein. Nur ein Luxemburger bewegte sich noch in meiner Nähe. Wir hatten kurz über die vier Wochen später steigende Möglichkeit „Rotterdam“ geredet, aber der Vertreter des Zwergstaats wollte es „heute in Kandel unter Drei schaffen“. Die Strecke ging in einer weit gezogenen Biegung nach Norden weg und trat mit dem Ortseingang von Schaidt erstmals wieder aus dem Wald heraus. Eine Kapelle hat dort beim altem Fachwerk gestanden, ich bekam einen leichten und zum Glück letzten Krampf in der Wade, und in Schaidt selbst erfolgte der erste Wendepunkt des Marathons. Hinter einer Reihe Pappeln und einigen Fabrikhallen war der westlichste Punkt erreicht. Nun ging es zurück, der Windrose in südliche Richtung folgend, und direkt vor der Halbmarathon-Kontrolle knickte die Strecke in den Wald weg.
 
Kilometer 21 bis 30:
Zum Mittelpunkt des Bienwalds vor der Exklave Büchelberg
 
Mit 1:26 Stunden lag ich zur Halbzeit voll im Plan. Doch nun kam es heftig. Die Wege wurden wieder ruckeliger, und nachdem ich erfolgreich meine erste schnelle Pulle gegriffen hatte - an Verpflegungsstelle 5, die vorherige an V3 konnte ich nicht erkennen - fielen meine Kilometerzeiten dramatisch ab. Das Wort „Krise“ reicht dafür nicht aus. Das war große Not! Am zweiten Wendepunkt - vor Büchelberg, ganz im Süden der Strecke - lagen die Kilometer über 4:20 Minuten. Auf der Gegengerade kam mir das rote Tempomachertrikot mit der Aufschrift „3:00“ samt einer Handvoll Mitläufer bedrohlich nahe. Nur nie wieder eine „3“ vorm Doppelpunkt haben! Erschwerend führten die Wege nun durch Stille und Einsamkeit. Einen Waldkobold habe ich erblickt. Sonst war da nur undurchdringliches Gebiet. Alte Eichen, hohe Kiefern, kahle Buchen, welkes Laub. Mal ein schattiger Waldbach, mal ein Graben, ein verwucherter Pfuhl oder eine vernebelte Lichtung mit einem Moor. Wenige hundert Meter westlich verliefen ein Panzergraben und die Bunkerlinie des Westwalls. Achtzig keltische Grabhügel liegen über den Bienwald verstreut. Wildkatzen sollen hier streunen und unter den Resten der Bunker hausen. Auch mein Mädel wetzte mir entgegen - mit einen Vorsprung von über einem Kilometer auf den Tempomacher mit der gefürchteten „4:00“. Das war Wahnsinn. Peanut gab Zunder, als gäb´s kein Morgen nach Kandel - während ich mehrmals nachdachte, ob es sich lohnt, für eine gute Zeit zu kämpfen, oder rauszugehen und vier Wochen später in Rotterdam schnell zu sein. Als Galgenfrist hatte ich mir den dreißigsten Kilomteter gesetzt; bis dahin wollte ich zumindest den Knilch in Rot außer Reichweite halten.
 
Kilometer 31 bis 40:
Auf einer Autopiste durch den Wald zurück nach Kandel
 
Die Entscheidung fiel mit dem Rechtsschwenk auf die Bildstraße. Der Wind wehte nun im Rücken, an Verpflegungsstelle 7 half mir die zweite Trinkflasche, und voraus lag kerzengerader Asphalt durch Tiefland soweit die Augen blickten. Dazu auch drei zwischendurch schon weit Entrückte, die ich nun einen nach dem anderen niedermachte. Mit 4:04 Minuten schlug der 33. Kilometer ein wie eine Bombe! Das war mehr als nur die zweite Luft, das war eine Vorsehung! Ein Feuerwehrwagen am Oberkandler Deich bedeutete das Ende der kilometerlangen Hatz immer geradeaus. Mit dem Naturfeundehaus rückte wieder Zivilisation in den Blick. Eine Handvoll Zaungäste und ein Trimmtrab-Pärchen feuerten mich an. Die Strecke führte jetzt nicht mehr nach Minfeld hinein, sondern bewegte sich geradewegs auf Kandel zu. Mit Riesenschritten ging es nun zum Ziel. Mit dem Erreichen der Stadtgrenze war der 40. Kilometer genommen. Wie an allen runden Marken, gab mir auch hier ein Kampfrichter die Zeit durch. „Zweisechsundvierzig“ waren ein innerer Vorbeimarsch für mich. Aus der Ferne hallte die Stimme eines Sprechers rüber. Das Bienwaldstadion war schon ganz nah.
 
Kilometer 41 bis 42,195:
Durchs Marathontor ins Bienwaldstadion
 
Mit dem Hubhofweg ging es noch mal auf eine glatte Straße. Es galt, noch mal auf voller Länge außen an der Nordseite der Kampfbahn vorbeizurennen. Aber nur, um wie zum Schwungholen durchs Marathontor ins Oval einzubiegen. Links schwebte das hohe Tribünendach, dazu war die Sonne erwacht. Ein erhabenes Gefühl. Nach dreihundert Metern auf Tartan war eine unglaubliche Jagd zu Ende gegangen. Die 2:56:23 Stunden von Kandel bedeuteten den 35. Platz beim Frühjahrsklassiker! Besonders stolz macht mich aber die Tatsache, die schwere zweite Rennhälfte im Alleingang bestritten, und den schnellsten Zugläufer dabei um vier Minuten abgehängt zu haben!
 
Nach einer Entschleunigung mit „Fleeschknepp“ und zwei Gehoepften im Glas, galten alle Gedanken meiner Großen, der ich so sehr eine Bestzeit gewünscht hatte. Ich bin ihr entgegengelaufen, um ihr über die letzten Kilometer zu helfen - während der Zeiger der Uhr unerbittlich auf die Vierzehn zurückte. Am 40. Kilometer tauchte Peanut schließlich auf: allein, völlig am Ende und sich Arme und Schultern dehnend. Alle Hoffnung war entschwunden. Es war das erstemal in siebzehn Jahren, daß ich weinen mußte. Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geheult. Peanut lief mit versteinerter Miene ins Stadion. Nach 4:05 Stunden war das ZIEL durchquert. Eine achtbare Leistung, aber wegen ihrer Geschichte bedrückend. Der Strom der Halbmarathonläufer hatte mein Mädel in 51 Minuten zum zehnten Kilometer hingetrieben. Ein viel zu hohes Anfangstempo, das einen Marathon von 3:40 Stunden bedeutet hätte! Bis Halbmarathon lief Peanut weiterhin 5:20 Min. pro Kilometer, was Marathon in 3:50 Stunden heißt. Doch ab Kilometer 26 brach sie ein. An der Verpflegungsstelle 7 hatte sie durch eine Trinkpause Erholung gesucht, wurde aber vor Kilometer 36 vom Trikot mit der „4:00“ eingefangen. Nach einer großartigen ersten Hälfte kam der fürchterliche Untergang mit Kilometern über sieben Minuten. Peanut ist eingegangen wie ein Schneeglöckchen. Der strenge Winter hatte ihr nicht genug schnelle Dauerläufe beschert. Zudem haderte sie mit der ins Nichts führenden Bildstraße, die sie lähmend und niederdrückend fand. All der Mut wurde bitter bestraft.
 
Zum Trost wurde Peanut mit einer
Notebooktasche und einer Pflegeserie eines Gönners beschenkt. Ferner kam es im Ziel zu überraschenden Wiedersehen mit den Go-4-It-Männern, einer Ultra-Runners-Triathletin aus meinem Frankfurter Laufgelände, sowie dem Grünstädter Karl, der vor einem Jahr den Kreuznach-Halbmarathon vor mir gewonnen hatte, heute aber eine halbe Stunde länger unterwegs war als ich. Der heutige Zehnte hatte übrigens auch eine schlaflose Nacht hinter sich...
 
 
FAZIT
 
Strecke:
Flach, flacher, brettflach. Der Bienwald ist ebener als Berlin und auch Chicago! Vielleicht ist Kandel sogar die schnellste Strecke der Welt! Ausstrahlung: Es liegt in der Natur der Dinge, daß im Wald keine Zuschauermassen anzutreffen sind. Aber mit denen, die am Rande stehen, menschelt es! Allein das Wort „Kandel“ sollte jeden Läufer mit Gänsehaut überziehen. Organisation: Der seit drei Jahrzehnten arbeitende Trupp um Roland Schmidt sorgte für einen professionellen Rahmen. Neben Tempomachern, elektrischer Zeitnahme und dem Service der Eigenverpflegung, wurden im Rennen auch das isotonische Kohlenhydratgetränk Carboo4U sowie Bananen und Apfelsinen von ortsansäßigen Händlern angeboten. Dazu kam die persönliche Betreuung weit vor bis nach dem Marathon! Angehörige konnten den Kampf vom Bienwald-Express aus verfolgen. Ein Bauernmarkt bot vor der Bienwaldhalle günstig Wein, Saumagen und anderes Hausgemachtes aus der „Toskana Deutschlands“ feil. Wirkung: Kelten gaben ihm den Namen, dann brachten ihm Römer über Via Rhenana den Wein, Soldaten gossen Eisenbeton in seinen Boden, und wir ernteten bitteren Honig im Bienwald. Für die Materialinteressierten: Frau lief mit Asics Gel-3000, Mann mit Adidas adiZero Boston.
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
EHRUNG UND SCHLUßFEIER
 
Ab 15.40 Uhr wurden in der Halle am Bienwaldstadion die Marathonläufer und die Pfalzmeister geehrt. Über den Siegerpokal durfte sich ein Triathlet aus dem Westerwald freuen. Der 27jährige Ralf Nacke aus Montabaur triumphierte als Einziger unter 2:30 Stunden mit der kleinen Ewigkeit von fast sechs Minuten Vorsprung auf seine beiden ärgsten Verfolger. - Unsere Gastgeber holten uns mit dem Auto ab. Abends waren wir zu deftiger Hausmannskost auf dem Bauernhof eingeladen. Wir haben ein paar „astäniche Pälzer Fleeschknepp“ mit Brot, Meerrettichsoße und Gewürzgurken gefuttert, und dazu die Geburtstagsschoppen vom Tag zuvor vernichtet.
 
Montag, 15. März
 
Mittags mußten wir die Zelte abbrechen und zurück nach Frankfurt fahren.
 
Gepriesen seien
Marathona Peanut
Die Sonnenzugewandten aus Minfeld
Herr Schmidt und seine Kerntruppe vom TSV Kandel
Der „Pfälzerwaldverein Schaidt“ (für die Broschüre „Westwall-Rundwanderwege im Bienwald“)
 
 

Kampfläufer Vitus, 21. März 2010 (Frühlingsgleiche)
 
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: stark bewölkt bis bedeckt, 1 bis 3ºC, mäßiger Westwind
 
Gesamtteilnehmer
(Marathon, Halbmarathon)
Gemeldet:
1929
Am Start:
1649
 
Marathonläufer
Am Start:
736
Im Ziel: 617 (M: 537 / W: 80)
 
Männer
1. Ralf Nacke (RSG Montabaur) 2:29:29
2. Harald Seidl (LG Stadtwerke München) 2:35:13
3. Heiko Spitzhorn (RSG Montabaur) 2:35:23
4. Hans-Jörg Dörr (TV Hatzenbühl) 2:38:44
5. Thomas Dehaut (LLG Landstuhl) 2:39:18
6. Martin Fischer (TV Offenbach) 2:42:54
 
Frauen
1. Heide Merkel (TG Ötigheim) 3:01:33
2. Danièle Raach (Alufer, Luxemburg) 3:03:55
3. Marion Hebding (TV Rheinau Mannheim) 3:05:30
4. Dorothea Falkenstein (TV Maikammer) 3:07:52
5. Jutta Siefert (LSG Karlsruhe) 3:08:26
6. Dagmar Rasbach (TuS Mayen) 3:08:52
 
Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
551
Nation: Deutschland
Zeit: 2:56:23
Platz: 35 von 736 Gesamt
Platz: 35 von 537 bei den Männern
Platz: 10 in Klasse M45
Zwischenzeiten
1. HM: 1:26:46
2. HM: 1:29:36
Zeit pro km: 4:11 Min.

 
Peanut (Frankfurt)
Startnummer:
525
Nation: Deutschland
Zeit: 4:05:41
Platz: 492 von 736 Gesamt
Platz: 54 von 80 bei den Frauen
Platz: 11 in Klasse W45
Zwischenzeiten
1. HM: 1:52:51
2. HM: 2:12:49
Zeit pro km: 5:49 Min.

 
Ergebnisse

Championchip