TROUBLE, SAHG, GORILLA MONSOON
D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 16. April 2008
Da waren vier Monate Disziplin und Verzicht von Rauschmitteln, um in Boston einen schnellen Marathon auf den Asphalt zu zaubern - und dann kreuzten fünf Tage vorm großen Ereignis die verdrogten Hellrocker Gorilla Monsoon in Frankfurt auf. Das war fies! Schlagzeuger Sunn Dro))) hatte mir jedoch versprochen, daß die Gorillas eröffnen und der Abend für mich damit zu einem Blitzkrieg wird. Obendrein war mir ein Platz auf der Gästeliste sicher. Damit brach ich alle Tabus und holte mir Stunden vorm Kampf in Boston einen letzten Kick durch die Heimatboten aus Dresden... Nach lausigem Vorverkauf war das Konzert von der „Batschkapp“ ins „Nachtleben“ verlegt worden. Halb neun war ich dort. Gleich am Eingang, im Gelichter der Bar und Straßenlaternen, waren die Verkaufstische aufgebaut. Frontmann Sabbath berichtete entsetzt, daß er beim ersten Blick aus dem Bus nur Gestalten erblickt hatte, die ähnlich nekrophil aussahen wie er selber, und er konnte es gar nicht fassen, daß ich diese Stadt seit 22 Jahren ertrage. (Man parkte neben einer Fleischklopsbude an der Konstablerwache.) Im Bus wiederum sollte man sich eine Morgenlatte wegen den schiefen Typen von Trouble und Sahg verkneifen. (Die drei Gruppen mußten sich die Karre zwei Wochen lang quer durch Europa teilen.) Zumindest wirkten die Saxoniadreamboys gutgelaunt und entspannt (aber so was von!), und nachdem in improvisierter Manier die Abspielliste abgehandelt war (die Entscheidung fiel aufs „Plattmacher-Set“), standen die Gorillas Augenblicke später auf der Rampe im geduckten Keller und legten einen Kaltstart hin, der es in sich hatte...
GORILLA MONSOON starteten 20 Uhr 55 mit einem Einklang, das als Untermalung der toten Straßenzüge von Stalingrad dienen konnte. Die alles weghämmernden „Death Revolution“ und „50-Dollar-Whore“ wurden von sludgig keifenden Kreaturen wie dem „Damage King“ und dem „Codeine Commander“ gefolgt. Mitten hinein schob sich eine leicht psychedelische, angestonerte Nummer mit Namen „My Way“. Es war alles wie immer. Frontmann Jack Sabbath, Saitenhexer Phil, Bassist Chris und Trommler Drumster nahmen die uneingeweihten Hessen mit ihrem Death Rock im Sturm. Wobei es nicht nur die Musik macht. Denn die Rotte aus Dresden bezieht ihren Reiz besonders aus den Typen - echten (!) Typen. Gorilla Monsoon stehen immer für eine Schau auf höchstem Niveau, für lange Haare, Metalshirts, Kreuze aus Eisen, für Sarkasmus auf Sächsisch (den nicht jeder versteht), für orgiastische Posituren und einen mörderschwer rumpelnden Metalsound. All das wurde von Frankfurt gnadenlos abgefeiert (darunter von etlichen wild headbangenden Weibern - hübschen Weibern!). Die im entombedschen Geiste rüd herausgebelferte „Night of the Wolverine“ und der speedige Wirbelsprenger „Born to Lose“ (für die zu spät in diese Welt Hineingeborenen) besiegelten den vierzigminütigen Sturm aus Sachsen. Gorilla Monsoon waren packend vom ersten bis zum letzten Takt und das Schönste, was in der letzten Zeit in Frankfurt passierte. Mit dem Monsoon aus der Heimat im Rücken bin ich 36 Stunden später mit meiner Flamme zum großen Marathon in Amerika geflogen.
 
SAHG aus dem norwegischen Bergen (siebziger Retrorock mit Black-Metal-Harmonien und keinem Geringeren als KING! von Gorgoroth am Bass!) konnte ich ebenso wenig huldigen...
 
...wie der nicht tot zu kriegenden achtziger Doom-Metal-Legende TROUBLE aus Chicago, USA, mit deren Neuwerk 'Simple Mind Condition' im Gepäck. Das war der Preis für Boston.
 
Wenn auch nur eine schnelle Nummer, so war es ein extrem interessanter Abend. Achtzig Leute waren ungefähr da. Schwarzgekluftete und Langhaarige. Was auch sonst? Darunter Zweimetermann El Hulle, der aus Darmstadt gekommen war, um eine seiner drei absoluten Helden zu sehen (Trouble), die blonde Gorgoroth-Verehrerin Bettina, die ihren schwarzmetallischen Helden jüngst nach Oslo gefolgt war, sowie MusicXtreme-Veranstalterin Eve und Not-An-Emergency-Reporter Ron.
 
 

Heiliger Vitus, 17. April 2008
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
GORILLA MONSOON
Intro
1. Law`n´Order
2. Death Revolution
3. 50$ Whore
4. Damage King
5. My Way
6. Codeine Commander
7. Night of the Wolverine
8. Born to Lose
 
SAHG
1. Ascent to Decadence
2. Echoes Ring Forever
3. Rivers Running Dry
4. Executioner Undead
5. Star-Crossed
6. Soul Exile
7. Pyromancer
8. Godless Faith