GODSLEEP, GODZILLA IN THE KITCHEN
D-Dresden, Chemiefabrik - 7. November 2023
Unverhofft kommt oft. Siebenundzwanzig Tage nach ihrer Konzertnacht in Frankfurt am Main, Heimatstadt im Westen, erlebten Goddess of Doom Peanut und ich Godsleep heute als „Beast in the East“ in unserer sächsischen Heimatstadt Dresden. Dazwischen hatten sie Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark und die eisig kalten Nordländer Schweden und Norwegen beehrt. In Dresden konnten sie sich nun wieder aufwärmen. Allerdings waren wir den Griechen nicht hinterhergereist - so überwältigend waren sie in Frankfurts „Dreikönigskeller“ nicht! - es war purer Zufall, daß sich die Wege ein zweites Mal im Osten kreuzten. Peanut hatte uns wenige Stunden vorm Konzert auf den letzten Drücker zwei Karten von Sax-Tickets an der Schauburg geholt. Eingefädelt hatte die Nacht in der „Chemo“ Elbsludgebooking - wer sonst. Friedo selbst saß an der Abendkasse. Zu unserer Verwunderung hielt sich der Zulauf in argen Grenzen. Nachdem die Chemo beim „Heavy Psych Sounds Fest“ vor zehn Tagen mit vierhundert Leuten heillos überfüllt war, verloren sich bei Godsleep nur vierzig vom Leben zerzauste Gestalten im Klub in der Leipziger Vorstadt.
„Hallo Dresden, wir sind GODZILLA IN THE KITCHEN! Wir spielen jetzt ein paar Lieder für euch.“: So lautete die Vorstellung der Vorband, die halb neun auf die Bühne ging. Patzschke, Ulm und Rambach hatten bei ihrem Debüt in der Elbestadt als Maskottchen und Verstärkung zwei kleine Godzilla-Figuren mit Schürze mitgebracht, die sie am Bühnenrand drapierten. Die Gruppe aus Leipzig mußte vorm Schlagzeug der Griechen aufgereiht in einer Linie am Bühnenrand ran, was ihr etwas die Tief nahm. Godzilla in the Kitchen lieferten und improvisierten rein instrumentalen Postrock, der schön bassig tönte und spacigen Psychedelic-Einschlag hatte. Die fehlende Aura vieler lokaler Vorgruppen machten sie mit ehrlichen wie schwarzhumorgigen Durchsagen wett. Etwa dem Geständnis des Bassisten, der früher nur wenige Straßen von der Chemo entfernt in der Leipziger Straße wohnte, und sich nie träumen ließ, jemals hier zu spielen. Oder mit der Ansage des letzten Liedes „Because“, „welches in dem Fall fünf oder fünfundzwanzig Minuten dauern kann“. Dazwischen schraubten sie uns mit Liedern vom Album 'Exodus' einen Knoten ins Gehirn. Nach einem ganzen Stündlein Spielzeit wurden wir zu einem bis elf Bieren am Andenkenstand eingeladen. Die Godzillas waren vielleicht etwas zu gewollt tiefschürfend, aber ganz solide. Wie eine Riesenechse in der Küche: zwischen Hausmannskost und Größenwahn!
Und dann kam mit GODSLEEP ein Akt, der alles bislang in der Chemo in Sachen Heavy, Psych und Stoner Dagewesene verblassen ließ. Die Hellenen, die mit jedem Ton und jeder Bewegung an Kyuss zur 'Blues For The Red Sun'-Ära oder auch an ihre Landsleute 1000mods erinnerten, und noch eine Ladung Zorn draufsetzten, waren nach einunddreißig (!) Konzertnächten hintereinander (und neunzehn weiteren voraus) eine perfekt eingespielte Crew, die garnichts verkehrt machte. Jeder der vier atmete und lebte Heavy-Stoner-Rock mit jeder Pore seines Körpers, agierte ohne Posiererein, womit Godsleep wie ein verschworenes, unzerstörbares Rudel wirkten. Amie Makris, die im Unterschied zu Frankfurt neben dem Mikro bei manchen Liedern auch zum Sechssaiter griff, war erneut ein schier übersprudelnder weiblicher Vulkan, der sich heute nach dem dritten Lied neben dem Jäckchen auch der Schuhe entledigte - um fortan barfuß übers Geviert und final durch die Meute zu wirbeln. Amies Männer, der schirmbemützte Gitarrero Johnny, der langhaarige Bassist Fed und der bärtige Dennis am Schlagzeug spielten heute voller Leidenschaft und Hingabe, wie entfesselt, frisch und unverbraucht. Die Liedabfolge war gegenüber Frankfurt leicht verändert, und anstelle des groovigen „This is Mine“ stand das vehemente „Ded Space“ als Zugabe. Dabei kamen Godsleep in Dresden um Welten langsamer, tiefer und härter rüber als im rammelvollen, winzigen Keller im Westen. Ihr Abschiedsgruß nach einer atemlosen Stunde lautete: „Thank you! We are Godsleep from Athen on tour. A dream! Enough to go!“ Genau so muß Stoner Rock aussehen und klingen! Die Performanz von Godsleep war PERFEKT!
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
GODZILLA IN THE KITCHEN
(20.35-21.31)
u.a.:
Becuase
 
GODSLEEP
(21.55-23.00)
1. Booster
2. Ex-Nowhere Man
3. Cracks
4. Unlearn
6. Permanent Vacation
6. Celestial
7. Pavement
8. Pots of Hell
9. This is Mine
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10. Ded Space
Im Nachhall saßen Peanut und ich noch lange in der Bar bei hellen und schwarzen Bierchen und auch einem Wässerchen aus Rußland. Später ergab sich eine Unterhaltung mit einem Dresdner Jungen aus dem Stadtteil Leubnitz. Leubnitz ist seine Heimat, und seine Oma hatte in der Straße ein Holzhäuschen, in der wir auch eines beziehen wollen. Mitternacht sind wir als letzte Kunden gegangen. Aber wir hätten auch noch bleiben können...
 
 
Heiliger Vitus, 9. November 2023 (ein schicksalschweres Datum)