Die 30 größten Musikwerke aller Zeiten
APOSTLE OF SOLITUDE - From Gold to Ash (Cruz del Sur, 2018)
Nach dem Goldenen Schuß von McCash und der Einäscherung von The Gates of Slumber besann sich Trommler Chuck Brown auf seinen Posten als Frontmann von Apostle of Solitude und nahm gleich noch Sechssaiter Steve Janiak mit zur zweiten großen Doom-Gruppe aus Indianapolis. Auch die Gates hatten schon auf hohem Niveau gedoomt. Aber die wirklich echte Verbindung aus der Schwere des Doom und der Philosophie des Lebens war erstmals durchweg auf dem Viertling der Solitären zu hören. Die Gitarren haben einen markanten, hallgetränkten Klang, und flammende Melodien werden von zwei klaren, schwärmerischen wie verzweifelten Stimmen gekrönt.
So the years they slip away / Just flesh and bone no soul have I / Mourn and mortify
BUNKUR - Bludgeon (Deserted Factory, 2004)
Erst gellen Todesschreie. Darauf folgen dumpf polternde Trommeln, sonore Basswellen und hintersinnige Botschaften. M07, K03, T13 und F21 inszenieren ein schwer zu durchschauendes Szenario, das vom ersten bis zum letzten Ton peinigt und verstört. Alles scheint streng stilisiert und gefühlskalt zu verlaufen. Auf Gesang muß man ebenso verzichten wie auf ein gutes Ende. Die unheimliche Stimmung steht im Mittelpunkt. Ultra Doom nennt es das Selbstmord-Service-Überdoomkommando aus Tilburg. 'Bludgeon' besteht aus einem einzigen, 66minütigen Drone-Knüppel und einer Salution an Burzum durch „Erblicket die Töchter des Firmaments“.
So what is this life, but perpetual torment? And I see nothing. I feel nothing. I hear nothing. My life was nothing.
BURZUM - Filosofem (Misanthropy, 1996)
So verschieden Varg „Count Grishnackh“ Vikernes´ Weltsicht auch sein mag: Die Klangkunst seines singularen Einsatzkommandos Burzum ist einmalig. 1993 wegen Kirchenniederbrennungen und dem Mord an Euronymus für 21 Jahre in Ketten gelegt, entstanden zwei Alben sogar hinter Mauern. 'Filosofem' ist kein reines Black-Metal-Album, aber das Faszinierendste. Fiebrig halluzinierende Saiten kreuzen sich mit düsteren Trommeln und transzendentalen Orgeln, dazu heult und schreit der Graf wie in einem ganz üblen Exorzismus. So entsteht eine Aura, die in ihrer Mystik dem Dunkel einer Polarnacht gleicht. Wer „Jesus´ Tod“ hört, vergißt das nie!
I wonder how life will be with a death that I shall never see / I wonder why life must be a life that lasts eternally
CATHEDRAL - Forest Of Equilibrium (Earache, 1991)
1991 war das Jahr der Wiederentdeckung der Schneckenmusik. Eyehategod, Paradise Lost, Saint Vitus, Solitude Aeturnus, Type O Negative - und nicht zuletzt Englands Cathedral läuteten mit wahren Monumenten das Erwachen ein. Cathedral wurden von Lee Dorrian gegründet, nachdem er Napalm Death verlassen hatte, weil er von Grindcore den Kanal voll hatte und Death Metal nicht mochte. Die Akteure auf 'Forest' waren Lee, Gary Jennings, Adam Lehan, Mark Griffiths und Mike Smail. Imperiale Überlängen, malmende Riffwälle, heftige Flöten und Dorrians an einen Neandertaler erinnerndes Geröchel, erzeugten ein märchenhaft funkelndes Fluidum.
Together we have discovered the languid fatigue of love ... Drowning in Ebony Tears.
ESOTERIC - Epistemological Despondency (Aesthetic Death, 1994)
Sperre dich in dein Kämmerlein und drehe alle Regler nach rechts. Schaffst du es nicht, binnen zwei Minuten dem hypnotischen Strudel zu entkommen, wirst du hinabgezogen! Esoteric verweigern mit ihrem Funeral Death Doom jede Freude an diesem Leben. Achtundachtzig Minuten durchleiden die Engländer einen misanthropischen Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt - vertont in sechs Haßtiraden galore. Quälend langsame Gitarren erzeugen fatale Schwermut, Orgeln spielen mit dem Licht. Doch plötzlich schiessen dir synthetisch kalte Bässe in den Leib, fiebriges Gelächter, Mumiengeröchel, gefauchte Nazgul-Schreie, Worte zerdehnt über eine Minute...
The bastard humans disgust me / I scream alone in the mountains, venting my hate
EVOKEN - Embrace The Emptiness (Elegy, 1998)
Formiert wurden Evoken bereits 1992 als Funereus. Der spätere Gruppenname kam von einem Lied von Thergothon. Nicht minder faszinierend als die Funeral-Idole aus dem Nordland kam ihre Gefolgschaft aus New Jersey daher. Das Quintett um Gründer Nick Orlando und Sänger John Paradiso schuf Tonlandschaften, die in erster Linie von der Atmosphäre leben. Evoken zelebrieren eine grottenartig widerhallende Art von Funeral-Musik, die wie eine stetige unterirdische Strömung durch dunkle Täler und Wälder mäandert und kaskadiert. Heiseres und krudes Geröchel verleihen dem Werk das Gefühl von Einsamkeit, tiefe Doomriffs die spezielle Echtheit.
I finally embrace your bleeding heart/You who passes before me, have been the serene/Haunting of my sleep
FALLEN - Fallen (Solitude Productions, 2015)
Fallen gründeten sich 1995. Die Mitglieder spielten bei den Funeral-Pionieren Funeral. Während Eek, Loos und Ottersen bei Funeral eher üppig zu Werke gingen, legten sie den Stil von Fallen düsterer und schwerer an. Fallen gab es nur ein Album lang. Danach beging der Gitarrist Suizid. Ihr Vermächtnis ist ein stilles, fein zelebriertes Funeral-Doom-Werk mit einem Hauch Gothic. Wenn die drei Norweger durch ihren fast achtzigminütigen Gefühls-Overkill wandeln, erinnert die Musik an ein Kammerspiel. Ottersens grabestiefe klare Stimme wird mitunter durch ein Klavier, Orgeln und surreale Metal-Leads unterbrochen, die sich perfekt in die Geschichte einfügen.
Hold me / Pain drowns in your arms / Give me souls peace / Now that I die
FROWNING - Funeral Impressions (Wretched, 2014)
Diesen dunklen Schatz legte dessen Urheber, Val Atra Niteris, ganz persönlich in meinen Briefkasten. Funeral Doom ist der Inbegriff extremer Musik, und allen Unterwürfigen der Stilart seien Dresdens Frowning ans Herz gelegt. Schon nach wenigen Klängen fühlt man sich als dessen Verehrer in 'Funeral Impressions' zutiefst heimisch. Ein ewiglicher Engelschor und sakrale Orgeln leiten das Werk ein. Es folgen sechs ausschließlich langsame, ausschließlich schwere Zeremonien voller weinender Doomgitarren, morbidem Geröchel, zeitlupenhafter Trommeln und höhlenartigen Stimmungen, die jeden mit dunklen Trieben ins Innerste durchdringt.
Here at my funeral/My tombstone is getting set on my grave/The sign will be/“I hate my life and I love my death“
FUNERAL - Tragedies (Arctic Serenades, 1995)
Als ich Funeral das erste Mal hörte, hatte ich noch eine Aversion gegen hohen Gesang - bis ich 'Tragedies' nach und nach verstand. Funeral waren die ersten Doomer mit einer Frau am Mikro. Toril Snyen sah verrucht aus, sang jedoch mit engelsgleicher Stimme. Die radikal langsamen Funeral-Gitarren, die unmenschlichen Grunzlaute des Bassisten, symphonische Melodien, selbst klassische Metal-Soli, und natürlich die betörend helle Singstimme der Frau, die zwischen der Welt der Lebenden und der Toten wandelt, machen 'Tragedies' zum wohl depressivsten Album aller Zeiten. Einar Fredriksen und Christian Loos nahmen sich später das Leben.
Behold the truth of our demise / Out of ruin we´ll arise / We´ll rise from darkness / from burden - to light with joy
LOSS - Despond (Profound Lore, 2011)
'Despond' umfaßt schweren Funeral und epischen Doom und ist die Untermalung zu einem mentalen Freitod. Das zur Unverständlichkeit verstümmelte, tiefe Gegurgel von Gitarrist Mike Meacham klingt wie die erstickende Angst einer einsamen, gequälten Existenz, die in einem immer wiederkehrenden Abgrund aus Depressionen und Schmerzen sitzt. Die Texte bieten keine Antwort, nur Ahnungen einer persönlichen Hölle. Erhabene Gitarren und Trommeln und Mönchschöre stürzen dich immer tiefer in die Welt der Auswegslosigkeit von Loss hinein. Im letzten Akt setzt die klare, helle Singstimme von Pallbearers Brett Campbell einen erlöserischen Kontrast.
Forgive me as I pass my soul from one dark evening unto the next
MIRROR OF DECEPTION - Mirrorsoil (The Miskatonic Foundation, 2001)
Kaum jemand schmiegt meine Befindlichkeiten so schön in Klänge wie die Unorthodoxen um Siffi und „Mister Doom“ Fopp. Vom ersten Ton an hängt eine bleiern-schwermütige Stimmung über ihrem im zehnten Jahr ihrer Existenz entstandenen Albumdebüt 'Mirrorsoil, einem Schlüsselwerk im Epic Doom Metal. Mit Liedern voller Einsamkeit und Niedergeschlagenheit, mit metapherngespickten Texten und der deutschen Doomhymne „Weiss“, zählt 'Mirrorsoil' zum Berührendsten, was je das Licht der Welt erblickte. Erhaben flirrende Gitarren und eine verletzliche Stimme schaffen Melancholie in Vollendung. Wie gemalt für einen nebligkahlen Novembertag.
Ich kann in deine Augen sehen und weiß, die Kraft der Gefühle unterschätzt man so leicht.
MOURNFUL CONGREGATION - Tears from a Grieving Heart (Independent, 1999)
Im Unterschied zu anderen Funeral-Faktoten stecken hinter Mournful Congregation vier Langhaarige aus Fleisch und Blut. Deren Mix aus schwerem Funeral und komplexem, melodischem Epic Doom zerquetscht einen nicht vollends, sondern läßt imnmerhin noch ein Licht flackern. Derweil die Instrumente durch ihre ruhige, filigrane Art, sehr wohltätig wirken, wehen Damon Goods gesungene und gegrunzte Worte desillusioniert niedergeschlagen. Beides ergänzt sich perfekt und wenn es zusammentrifft, geht die Welt unter. In Down Under versammelt sich hier faustisch-philosophische Tiefe, die für den Stil stehen: Verzweiflung, Trostlosigkeit, Depression, Mystik...
Remembrance of the transcending moon / Pale, tranquil, distant .... / And further...
NORTT - Gudsforladt (Sombre, 2003)
Nortt wurde 1995 von einem Dänen gegründet, der seine Musik als Puren Depressiven Black Funeral Doom Metal umschreibt. In Ästhetik und Texten im Black Metal verwurzelt, sind Nortt stilistisch der radikalste Doom aller Zeiten. Das ungewisse Jenseits wird auf eine edlere Ebene gehoben als das Martyrium auf Erden. 'Gudsforladt' beginnt mit Regen und Donner, ein wehmütiger, tiefer Streicher läßt einen erzittern. Der Rest sind Hymnen auf die Dunkelheit, Nihilismus und den Tod, heraugeraspelt in unmenschlichem Dänisch. Man möchte einen Whisky trinken, so fröstelnd ist die Atmosphäre in diesem morbiden Album voller Schwermut, Einsamkeit und Trauer.
In den Armen des Todes / Vergessen ist Leben und Name / Früher oder später / Von der Zeit selbst vergessen
OPHIS - Nostrae Mortis Signaculum (Cxxt Bxxcher, 2004)
Ophis sind sehr fordernd für mich, speziell wenn die Seele am Boden liegt. Ausgerechnet in der miserabelsten Phase meines Lebens stieß ich beim Ende von „Doom Shall Rise“ (remember 2013?!) erstmals auf die Rotte aus Norddeutschland. Ein Freund hatte mich noch gewarnt - und danach war alles anders. Ophis stehen für alles, was echten Doom bedeutet - und so mordsgefährlich für mich macht: Finsternis, Auswegslosigkeit und tiefsten Nihilismus und Weltekel. Die Klänge bewegen sich zwischen funeraliger Langsamkeit und schwarzmetallischen Blitzstrahlen. Es wird haßerfüllt gekeift und bestialisch gegrunzt. Ophis kommen direkt aus der Hölle!
Nothing reminds of her/ No sign, no mark/ Frozen earth/ Covering her/ And yet I feel/ Her kiss is still inside me
PALLBEARER - Sorrow And Extinction (Profound Lore, 2012)
Das Erstwerk der Gruppe aus Arkansas erzählt die Reise eines Mannes durch eine Welt voller Mysterien und Bedrohungen mit der Suche nach einem gnädigen Ende - und ähnelt so dem Weg des magischen Rings durch Mittelerde zum Schicksalsberg. Lieder voller Furcht, Weh und Erinnerungen, eine Wand erhabener Gitarren, zeitgeistige Trommeln und die kristallklar emporsteigende Stimme Brett Campbells, schreiten Hand in Hand und machen nach wenigen Minuten alles um einen herum nichtig! Himmelfahrtsmusik Epic Doom - wahnsinnig, traurig und reich an Magie! Schmerz und Tränen über den Verlust eines Geliebten waren nie stärker als hier!
Carry me to my grave/When at long last my journey has ended/On the path that leads from here into oblivion...
PARADISE LOST - Gothic (Peaceville, 1991)
Anno 1988 begannen fünf Engländer mit einem unter Agoraphobie leidenden Sänger schwermütige Musik zu machen. Grottentiefes Todesmetallgeröchel unterlegt von schleppenden Heavygitarren und der elfenhaft zarten Kehle einer Opernsängerin, dazu hupende Kirchenorgeln, schufen einen ganz neuen, weinenden Nazarener am Kreuz: den Gothic Metal. Das Original wurde nachgeahmt bis es seinen bittersüßen Reiz verlor. Paradise Lost mutierten später zu armen Depeche-Mode-Replikaten. 'Gothic' indes bleibt ein Wunderwerk der dunklen Schmiedekunst und das perfekte Szenarium für magische Kerzenmessen und Rotwein trinken.
Falling forever / Sickened by the feelings within / Laughing at my pain, my pain
RAS ALGETHI - Oneiricon - The White Hypnotic (Wounded Love, 1995)
Hätten sich Skepticism und Thergothon für einen schleppenden Marsch durch den Funeral der Neunziger zusammengetan, könnte das Resultat klingen wie 'Oneiricon'. Das Quintett aus Mailand schuf eines der berühmtesten Untergangsszenarien der Neunziger. Während sakrale Orgeln und zerbrechliche Gitarren ein anmutiges, ewigliches Fluidum zaubern, wirkt der wechselnde Klar- und Röchelgesang entrückt wie hoffnungslos. Alles ergänzt sich perfekt und wenn es zusammentrifft, geht die Welt unter. An einem unendlichen Firmament treffen hier Klänge aufeinander, die für die Stilart stehen: Trauer, Liebe, Mythologie und Sternenzeichen.
I can´t forget your words: „Give me the power to pass through my enemies... Like water and wind“
REVEREND BIZARRE - Magick With Tears (Tyrannus, 2008) [2-LP]
Eine schwarze Runde mit langer Reise. Nach 2 Jahren, 4 Monaten und 6 Tagen schlug eine von 153 Kopien von 'Magick' von der Isla de Maipo (Chile) in Deutschland ein. 'Magick' kann als Rohversion von Magister Albert, Peter Vicar und Earl of Void bezeichnet werden. Die Lieder vom Dezember 2000 sind auf 'In The Rectory Of Bizarre Reverend'. Das Vinyl klingt rauher und ruppiger als das Studioalbum. 'Magick' ist ein Fegefeuer aus doomiger Urgewalt und sarkastischer Misanthropie. Ton um Ton türmen sich gigantische, nach Schwefel stinkende Malmer auf. Oft langsam - bis ein Mörser alles wegsprengt. Wuchtig, dunkel und unheilvoll wie eine Wagneroper!
Remembering the days of joy, not so long ago / Those memories just increase grief...
SAINT VITUS - V (Hellhound, 1990)
Weil Vitus Gott mehr als alles auf der Welt liebte, sperrte man ihn in ein Verließ, marterte ihn mit siedendem Öl und hetzte Löwen auf ihn. Der so Gepeinigte vollführte ekstatische Bewegungen - Veitstänze. Dem gleich ist die Musik der Reinkarnation aus Los Angeles. Dramatischer, spannender und bedrohlicher hat man Doom noch nie gehört. Saint Vitus mischen traditionellen Doom mit ganz viel Weltschmerz und geben eine Ladung Drogen, eine Prise Misanthropie und einen Hauch Depression dazu. Vokalist Wino verzaubert mit gottbegnadetem Timbre, Chandler malträtiert den Sechssaiter und mein Seelenbruder Lord Chritus hatte mit den Ahnen einen Flirt.
Dreams were made for mortals / None were left for me / So I´m living backwards / The past is all I see
SKEPTICISM - Stormcrowfleet (Red Stream, 1995)
Vier Finnen in einsamer Liebe zur Natur und den Ahnen: Mit ihrem Erstlingswerk inszenierten Skepticism einen aufwühlenden Seelenstrip um Verfall und Sehsucht nach Erlösung, der einen mit Urkraft umklammert und am Ende nach einer Pause gnädig in einen dunkelgrünen Wald entlässt. Bis dahin entfaltet sich ein Werk von wagnerianischem Ausmaß. Matti Tilaeus´ schlichte Worte, grobkörnige Trossen, eine malerische Orgel, weiche Schlegel und eine unfassbar gravitätische, wehmütige Aura in tiefster Zeitlupe: Man nennt es Funeral Doom... Der Zweitling 'Lead And Aether' ist anspruchsvoller, doch die 'Sturmkrähen' sind der Ursprung.
From these mountains I swear the world. I am a hammer. I am lightning.
SLAYER - Live Undead (Metal Blade, 1987)
Schneller, härter, lauter! Der schwarzen Staffel Slayer war die Welt im Jahre 1982 zu schwach. King, Araya, Hanneman und Lombardo strebten nach dem absolut Bösen. Und das war alles vernichtender Speed und Thrash aus infernalischen Schreien, Riffs und Bässen, galoppierenden Trommeln und einem Hauch Okkult. Das Kokettieren mit Reichssymbolen, das Mengelelied „Angel of Death“, der Fanclub „Slaytanic Wehrmacht“ und radikale Inhalte kamen in Germania nicht so gut an. Gilt 'Reign In Blood' als brutalstes Stück Musik aller Zeiten, so ist 'Live Undead' das faszinierendste Livewerk für immer. Die „Schlächter“ hinterlassen verbrannte Erde.
Cursed / Black Magic Night / We´ve been struck down / Down in this hell
SOLITUDE AETURNUS - Into The Depths Of Sorrow (Roadrunner, 1991)
Sehr heftig kriecht dieser Epic-Doom-Monolith aus den Speakern. Mit zerschmetternden Metalgitarren, großen Melodien und einer kathedralenhohen Stimme erzeugen Solitude eine Symphonie voller unendlicher Isolation. Verzweiflung und Ausweglosigkeit schaukeln sich in Zeitlupe in die Höhe, werden schmerzhaft geradezu, und wirken beängstigend tief. Vielleicht fühlt man erst dann, wenn man es selbst erfahren hat, wie fürchterlich und elend ewige Einsamkeit sein kann. Alle Verlassenen, Vergessenen und Suizidbereiten wird sie Labsal spenden. Dies ist Musik, die man nie mehr vergißt. Erschütternd, einsam und überwältigend. Oft alles auf einmal!
I sat upon grassy linen / Looking far into my thoughts / Among deep and dark forests / And destiny falls to ruin
THE OBSESSED - Incarnate (Southern Lord, 1999)
Wino ist die Seele des Doom, seine Stimme ein Flammenwerfer, sein Sechssaiter geschmeidige Schlange und heulender Kojote, sein Wesen schamanisch, heilend und zerstörerisch zugleich - einfach nicht von dieser Welt. Doch keine seiner Gruppen wurde richtig geschätzt. Sein glühendstes Album - 'Lunar Womb' - entstand mit Reeder (Kyuss) und Rogers (Goatsnake). Trotz grimmiger Härte und schier überirdischer Weisheit ist auch die Kompilation 'Incarnate' für Winos Verhältnisse trügerisch-flockig im Tonfall und weniger finster als die erstickende Affäre Saint Vitus. Mal wehmütig, mal spirituell singt er über eigenes Verderben, ferne Götter und die Freiheit.
Looked out this mortal window, beheld a dry mirage / A black wind was blowin´ - pierced the warm facade
THERGOTHON - Stream From The Heavens (Avantgarde Music, 1994)
Thergothon waren ihrer Zeit eine Dekade voraus. Sie waren die Fackelträger des Funeral und eine der wichtigsten Gruppen im Doom überhaupt. Gemeinhin stehen im Funeral Doom schwere, dunkle, monolithische Klangwände; strömen zähe, fahle Wiederholungen nah am Stillstand, durchbrochen einzig von gutturaler Brutalität. Thergothon legten Wert auf Kleinigkeiten, beließen ihre Aufnahme roh und damit kraftvoll und echt, hinterlegten Skorpios morbides Knurren mit einer epischen Klarstimme und originellen Orgelsequenzen, und trieben ihren hochgradig traurigen, desillusonierenden, depressiven Stoff mit einer Ode an die Natur auf die emotionale Turmspitze.
My shadow is the shine of the Moon / Ravens carry my name in eternal skies
TYPE O NEGATIVE - Slow, Deep And Hard (Roadrunner, 1991)
Nach Carnivore sind Type O Lord Petrus Steeles neues Korps. Der Erstling ist an toxischer Brutalität kaum zu übertreffen. Muskelberg Steele singt und schreit mit tiefem Wehrwolfsorgan leidenschaftlichen Haß (auch gegen sich) heraus, und reißt in einen Sog aus Sex, Gewalt und Mordgelüsten. Preßlufthämmer, Kettengerassel und Kreissägen erzeugen einen Hauch von Industrial und öffnen eine neue Dimension zynischer Doomwelten. Nach Titeln wie „Der Untermensch“ wurden Auftritte wegen Drohungen der Roten abgesagt. Steele und Vitus: blaue Augen, lange Haare, mit neun Tagen Abstand im Winter 1961/62 geboren. Einer war groß, der andere lebt noch.
Trust and you will be trusted/Says the liar to the fool/Lust and so what if you're busted?/In love and war there ain´t no rules
UNTIL DEATH OVERTAKES ME - Prelude To Monolith (Firebox, 2003)
Ein Langhaariger allein gegen das Elend, auf dieser Welt zu sein: Das ist Stijn Van Cauter alias UDOM. Mit ehemals drei Begleiterinnen produziert das Faktotum aus Flandern in seinem Hauptakt Funeral Doom mit orchestraler Wucht. Eine wehmütige Orgel, eine opulent gedämpfte Pauke, krisselige Black-Metal-Vibrationen: So tönt die Einleitung. Danach wehen zeitlupenhafte Knurrlaute aus dem Dunkel, im Jenseits hallt eine Gitarre wider, ergreifende Streicher zaubern getragene Melodien. Unterdes malt der Kopf Bilder von tropfnassen Katakomben und erlöserischen Engeln. Traurigkeit und Trauer. Bis der Tod mich überholt...
Fail to see... Will not feel... Can't even remember how to... Feel... Pain...
VERSUS THE STILLBORN-MINDED - Audibly Bleeding (Independent, 2004)
Abstrakte Aufmachung, abstrakte Klänge, abstrakte Protagonisten: In Pergamentpapier gehüllter Sludge kredenzt von fünf Doomboys aus Nürnberg. Bedeutet: mit Boris, Satti, Sturmkind, Torsten und Robin eintauchen ins Karma des Doom. Ein puristisches Schlagzeug, ein grummelnder Bass, zwei Doomgitarren und ein gequält raspelndes Organ: Mehr tut es nicht not. Versus sind ein gigantischer Koloss gleich einem sich im Todeskampf windenden Wal. Mal aufbäumend, dann wieder versteinert, mal weinend, und am Ende still. Inhaltlich geht es um Selbstzerstörung, Kritik am Menschen und dessen Abgründe, sowie auf Drogen gründende Illusionen.
How could it be, the eye of the storm cannot be peaceful / It always beholds destruction, so do the most of us
WARNING - The Strength To Dream (The Miskatonic Foundation, 1999)
Eine meiner feuchtesten Perlen. Fünf elegische Dramen in fünfzig verzweifelten Minuten. Ich bin kein Sensibelchen; weinen muß ich aller Jubeljahre mal. Doch hier ist alles anders. Gleich der wehmütige Beginn um eine zerbrochene Liebe läßt es mir eiskalt den Rücken herunterlaufen. Niemand leidet so wie Pat Walker. Was als Schmerz beginnt, wird von Minute zu Minute dramatischer. Der Gesang wird von Resignation überwältigt, er bebt - und erstickt in Schluchzen. Apparillos voller melancholischem Charme begleiten ihn und lösen Trauer und Kummer aus. Dieses Album ist so echt, die Gefühle so niederdrückend, daß es einen zerreißt!
Remember me, speak thy name/Do you feel my cold hand touch your face?/Please give your love for me again
WINTER - Into Darkness (Nuclear Blast, 1990)
Auf Winter stieß ich durch einen Langhaarigen aus der Frankfurter Metalszene, der den führenden Plattenladen am Main Anfang der Neunziger mit Winter quälte. Der Kerl war genauso aus der Zeit gefallen wie Alman, Flam und Gonclaves. Die New Yorker waren die Ersten, die gegen den Untergrund anliefen. Ob Punk, Hardcore, Power oder Death Metal: es mußte schnell sein. Winter waren zwischen den Stilen - nur viele Gänge runtergeschaltet. Mit derben Trossen, gegurgelten Vokalen und postapokalyptischen Visionen, die den Sludge und Death Doom auf ewig inspirierten. Nach paar Auftritten lösten Winter sich auf und wurden Mythos als die Türme noch standen.
The stench of rotting corpse fills the air, streets now flow with rivers of blood
WORSHIP - Last CD Before Doomsday (Weird Truth, 2004)
Zu einem Mondpreis erstanden: der Silberling zum Demoband von 1999. Rar wie die Blaue Mauritius! Mit den todessehnsüchtigsten und konsequentesten Liedern aller Zeiten. Als die CD erschien, lebte der Sänger nicht mehr. Der deutsch-französische Zweibund Worship wirkte mit minimalen Mitteln. Die langsame, depressive Endzeitgitarre vom Doommonger, dazu Fucked-up Mad Max´ bestialisches, von purem Nihilismus getriebenes Gegrunze, erzeugen eine Aura, daß einem die Haare zu Berge stehen. Man nennt es Funeral Doom. Nach der Aufnahme sprang die Stimme des Armageddon, der Beschwörer des Mondkultes, Max Varnier, in den Tod.
Denn die Zeit wart gekommen / Die Welt zu ertränken / In ihrer ewigen Finsternis
30 gottbegnadete Lieder
¤ Apostle of Solitude - Sincerest Misery (1.000 Days)
¤ Benediction - Forget in Fire [Anvil]
¤ Burzum - Jesus´ Tod
¤ Cathedral - Ebony Tears
¤ Crowbar - I Have Failed
¤ Evoken - To Sleep Eternally
¤ Fallen - Now That I Die
¤ Frowning - Murdered by Grief
¤ Hellhammer - Triumph of Death
¤ Loss - Silent and Completely Overcome
¤ Mirror of Deception - Yearn
¤ Mournful Congregation - Tears from a Grieving Heart
¤ Nortt - Hedengangen
¤ Ophis - Kennel of Estrangement
¤ Opium Warlords - The God In Ruins
¤ Pallbearer - Given to the Grave
¤ Paradise Lost - Shattered
¤ Reverend Bizarre - Burn in Hell
¤ Saint Vitus - Living Backwards
¤ Skepticism - Sign of a Storm
¤ Slayer - South of Heaven
¤ Solitude Aeturnus - Destiny Falls to Ruin
¤ The Temple - Until Grief Reaps Us Apart
¤ Thergothon - Who Rides the Astral Wings
¤ Type O Negative - Der Untermensch
¤ Until Death Overtakes Me - Missing
¤ Urfaust - Der hässlichste Mensch
¤ Weissglut - Alles was dein Herz begehrt
¤ Winter - Destiny
¤ Worship - Worship
Stand: 31. Juli 2024