SAMSARA BLUES EXPERIMENT, BUDDHA SENTENZA, THE SIRKUS
D-Frankfurt am Main, Das Bett - 13. Dezember 2014
Nach dem Rohrkrepierer durch die Goth-Rocker beim „Cold Insanity Festival“ vor zwei Wochen, waren wir am heutigen verregneten Sonnabend im Dezember auf Versöhnung mit dem „Bett“ aus. Die geisterhaften Promoter und Booker des Klubs hatten unser Interesse durchs soziale Netzwerk angestachelt. Es kam zu einer Fortsetzung der Psych-Stoner-Heavyrock-Serie HIGH IN THE SKY. Die Hauptgruppe diesmal: Samsara Blues Experiment. An die hundert Personen waren gekommen: hauptsächlich Studierende, Freunde der Bands, ein Dutzend nach Stoner Rock Aussehende, und wie immer auch einige liebestolle Turteltauben und Arschgesichter ohne Interesse an der Musik. Erneut wurde der Beginn um vierzig Minuten hinausgezögert. Damit war das Ende von Samsara für uns von vornherein verloren: 0.55 Uhr rollte der Lumpensammler in Richtung Wetterau.
Die Vorgruppe war mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, afrikanischer Djembe-Trommel, Elektroklavier sowie Gesang angetreten. Und diese sechs brachten die Menge zum Staunen. Man tauchte tief in die späten Sechziger und frühen Siebziger ein, und frönte Doors-Psychedelic, Acid und Heavy Rock. Aber nichts war geklaut. Dafür agierte die junge Horde viel zu spleenig, rebellisch geradezu. Die Juvenilen aus Mainfranken sprühten vor Leidenschaft, sie hatten Feuer im Hintern, und schienen vor Esprit ständig kurz vorm Explodieren zu stehen. Es war ein Riesenzirkus über außergewöhnliche 55 Minuten, aber es paßte alles perfekt zusammen. Und über all dem Treiben thronte dieser kleine Mann mit der dunklen, traurigen Stimme, die von einer Auferstehung Jim Morrisons gar nicht so weit weg war. Die Vorstellung der einzelnen Mitglieder als THE SIRKUS erfolgte vorm letzten Lied. Jenes hieß „The End“ - und hörte sich auch fast so an. The Sirkus! Welch ein Paukenschlag ganz am Anfang!
Halb elf glitten BUDDHA SENTENZA vom Betreten der Bühne nahtlos in ihren Auftritt hinein. Der Gruppenname war Programm. Die Klänge rieselten friedvoll ins Ohr... und nach einem Kreislauf durchs Hirn ebenso friedlich wieder hinaus. Baa Baa Blacksheep, General Punishment, Amnesio Bodega, Pontifex Maximus und Jesus Malverde (sprich: Gitarre und Geige, Gitarre, Bass, Synthie und Trommel), kredenzten einen rein instrumentalen Mix aus Prog, Psych und Post-Metal. Und schon nach wenigen Takten stand fest, daß sie an die Ersten nicht heran kamen. Dafür geriet ihr knappes Stündlein über weite Strecken zu nichtssagend. Buddha Sentenza verzettelten sich in Sterneneffekten und freigeistig-selbstfinderischen Frickelein. Dazu wirkten alle außer dem zwergenhaften Latino mit der Pudelfrisur stocksteif und verklemmt. Seine stärksten Augenblicke hatte das Ensemble aus Heidelberg stets am Ende eines Stücks. Immer dann klang der Buddha fast wie Black Sabbath, und manchmal sogar pfeilschnell wie alte Metallica. Buddha Sentenza waren eine Gruppe, die man sich interessant trinken oder kiffen mußte.
SAMSARA BLUES EXPERIMENT waren die Erfahrensten. Mit Chris Peters hatte ich 2006 erstmals Kontakt, als er Herausgeber des Stoner-Magazins „Generated-X“ und Gitarrist von Terraplane war. Nach der Gründung von Samsara Blues Experiment 2008 suchten wir Auftrittsorte, egal wo auch immer. Mittlerweile hat Chris ein Jahrzehnt als Musiker auf dem Buckel und stand auf den Bühnen von „Stoned From The Underground“, „Roadburn“, „Rockpalast“ und, und, und... sogar an der Westküste der USA. Zur Gruppe gehört immer noch sein alter Weggefährte und Trommler Thomas Vedder, sowie Hans Eiselt, der diesjahr den Bass zupfte. Die Phase des „Experiment“s ist noch frisch. In Titeln wie „Army of Ignorance“, „Into the Black“ oder „Brahmin´s Lament“ überschnitten sich heute Psychedelic mit Progressive Rock, Heavy Blues mit Doom, knackige Gitarrengewitter mit entspannten Improvisationen ins Nirwana. Das Beste waren aber die staubtrockenen Stonerrocker der Sorte Fu Manchu, wie „For the Lost Souls“. Zu später Stunde schlugen die Wahl-Berliner ruhige, spirituelle Töne an. Samsara Blues Experiment punkteten mit Peters´ unverwechselbarem, lässig-sprödem Timbre, ihrer Routine an den Instrumenten, dem unentwegten Headbanging, einem gewissen Neunziger-Flair, und einer bedingungslosen Echtheit. Die Troika aus dem Osten kam einfach grundsympathisch rüber. Allerdings war etwas zu viel Gefühl im Spiel. Mehr Tiefe und Druck wären schön gewesen. Nach einer Stunde (um 0.45 Uhr) mußten wir los.
 
Der Abend im Bett endete für Peanut und mich in einem großen Ärgernis: Wegen eines Oberleitungsschadens in Friedberg blieb die letzte Bahn in Vilbel stehen. Zu unserem Glück fanden sich drei Leidensgefäen, mit denen wir uns zu fünft in ein Taxi quetschten. Nach einer verbotenen Fahrt durch die nachtschwarze Wetterau lagen wir um drei im Bett.
 
 
Heiliger Vitus, 16. Dezember 2014
.:: ABSPIELLISTE THE SIRKUS ::.
(21.10-22.05)
1. Elephant
2. Hieronimo
3. Jet
4. Arr. Dev.
5. Leika
6. T-Theme
7. Monkey
8. Blood Rust
9. The End