OFFENE LANDESMEISTERSCHAFT EINZELZEITFAHREN SACHSEN-ANHALT U. SACHSEN
Sülzetal-Bahrendorf, 3. Mai 2025
Prolog
 
Statt beim Zeitfahren in der Magdeburger Börde wollte ich diesjahr eigentlich beim deutschen Radklassiker ESCHBORN-FRANKFURT starten, hatte Mitte März für 156 Euro einen der letzten 200 von 10
 000 Startplätzen ergattert. Zeitgleich erschien die Ausschreibung der Sachsenmeisterschaft im Zeitfahren. „Mario, du kannst das Ridley haben!“, bot mir der Abteilungsleiter des Dresdner SC angesichts meiner fehlenden Zeitfahrmaschine an. Aus sportlicher Sicht, und da Landesmeisterschaften für Lizenzfahrer im Grunde Pflicht sind, war Bahrendorf für mich damit geritzt, Mitte April konnte ich meinen Startplatz von Eschborn-Frankfurt sogar noch via Kleinanzeigen verscherbeln. Dann rückte die Rennwoche heran. Mittwoch kurvten wir zu dritt privat von Dresden zum BDO Bike-Departement-Ost-Cup auf der Leipziger 400-Meter-Bahn. 60 Runden Vollgas beim Punktefahren: eine super Vorbereitung in legendärer Umgebung, alles lief glatt. Bis am Nachmittag vorm Rennen eine Vorbelastung mit der Zeitfahrmaschine angesetzt war, und - Horror! - das Ridley nicht im Rollenraum hing. Laut Regionaltrainerin war es gerade vom Sportgymnasium Chemnitz zurück nach Dresden gekommen, und in Betrieb eines Juniorenfahrers. Zur Not stünden jedoch zwei Ersatzräder bereit. Die endgültige Aufteilung sollte nach Bekanntgabe der Startlisten erfolgen.
.:: DIE STRECKE ::.
Start und Ziel des Zeitfahrens waren am Ortsausgang von Bahrendorf. Von dort zog sich die Strecke kerzengeradeaus in südlicher Richtung durch die Äcker der Magdeburger Börde nach Borne. Nach viereinhalb Kilometern kam am Ortseingang von Borne eine Wendeschleife. Dann ging es wieder zurück nach Bahrendorf mit einer kniffligen Kehrtwende an der Ortsgrenze. Eben wie ein Brett war das Gelände. Doch die einsam gelegene Landstraße war anfällig für Wind und hatte einige Zieher, die weh taten. Bis zum Ziel in Bahrendorf standen achtzehn Kilometer mit vierzig Höhenmetern an.
.:: DAS RENNEN ::.
Wie im Vorjahr erschien die Startliste mit den einzelnen Startzeiten keine zwölf Stunden vor den Rennen! Demnach sollte ich das Ridley vom Juniorenfahrer Benito übernehmen - dessen Zielankunft gegen 12.40 Uhr erwartet wurde - und der seinerseits aufs Scheibenhinterrad der Juniorin Lenka wartete. Mein Start war 13.03 Uhr. Damit blieben mir im fliegenden Wechsel inklusive Einstellung des Sattels zwanzig Minuten zum Einrollen auf dem Zeitrad. Der Dresdner SC reiste mit achtzehn Sportlern verteilt auf zwei Busse und zwei Privatfahrzeuge an. Der Nachwuchs traf sich morgens um sieben vorm Heinz-Steyer-Stadion, Junioren und Masters halb neun. Im unverwüstlichen Ford-Neunsitzer saßen außer mir drei Jungs aus der Chemnitzer Sportschule, darunter der ehemalige Deutsche Bahnmeister Eric Ansorge. Fahrerin war die neue Regionaltrainerin Paula. Zu siebt orgelten wir also nach Sülzetal, nach zweieinhab Stunden trafen wir ein. Unmittelbar hinter uns „Rübe“ Rübling. Diesmal allein, ohne den fiebernden „Harti“ Goldbach. Wie in einer Kopie des Vorjahres lieh der Doktor mir neben einem Spezialhelm auch noch einen Zeitfahranzug der Nationalmannschaft - um sich damit selbst zu benachteiligen... Allerdings verzichtete ich diesmal nach einem Rat des Trainers von Venusberg auf die Farben Schwarz-Rot-Gelb. Womöglich ist man nicht jedes Kampfrichters Freund. Eine Disqualifikation wollte ich nicht riskieren.
Mittags um eins war es dann wieder soweit, stand sich der „Inner Cycle“ wieder gegenüber. Wobei die Leipziger Siegaspiranten Keller und Matzel fehlten. Dafür spuckten mit dem Niedersachsen Nagel und dem Hessen Slavik erneut zwei Wessis den Ostdeutschen in die Suppe. Der START erfolgte wie im Vorjahr: Ein Offizieller hielt die ins Pedal eingeklickten Fahrer nach alter Schule am Sattel aufrecht. Damit waren die ersten Meter für alle gleich - auch für jene, die vor Nervosität nicht auf Anhieb ins Pedal finden. Mit nahezu Windstille und kühlen Werten ähnelten auch die äußeren Bedingungen denen vor Jahresfrist. Von Anfang an hatte ich den sechzig Sekunden vor mir gestarteten Mannschaftskollegen Rübling als kleinen Punkt im Visier. Vor jenem wiederum klaffte nach dem Nichterscheinen des Kasselers Ludwig ein psychologisch ungünstiges, unüberschaubares Loch von zwei Minuten. Am Ende der ersten von vier Viereinhalb-Kilometer-Geraden und nach der Buswendeschleife in Borne war der Abstand auf „Rübe“ nahezu unverändert. Dafür nahten der bullige Chemnitzer Kluge und speziell Urgewalt Viktor „Viktoria“ Slavik bedrohlich von hinten heran. Eingangs der dritten Geraden wurde ich von einem Masters-3-Akteur und in dessem Windschatten von Slavik überholt. Die übrigen sieben Kilometer waren purer Kampf mit den beiden Zugpferden immer im Blick. Trotz ähnlichen Bedingungen waren meine 18 Kilometer vierzig Sekunden langsamer als in den Vorjahren. Der Motor wird nicht jünger...
Finale
 
Mit einer BRONZE-Medaille durfte ich einen für nicht mehr möglich gehaltenen Podiumsplatz feiern. Es hat über acht Monate gedauert bis zum nächsten sportlichen Erfolg. Es fühlte sich natürlich großartig an. Hoffentlich geht es jetzt so weiter. Sieger Kiefl erklärte mir seinen Wechsel vom Landesverband Brandenburg nach Sachsen mit der Auflösung seines bisherigen Klubs Bad Liebenwerda. Damit steigt die Konkurrenz in Sachsen immer weiter an. Eine traurige Geschichte war Bahrendorf erneut für Rübe. Nachdem ich ihn im Vorjahr um zwei Sekunden geschlagen hatte, trennten uns diesmal fünf. Seine tiefe Enttäuschung konnte er nicht verbergen. Durch die gegenseitige Unterstützung sind wir und Bahrendorf inzwischen schon auf fast emotionale Weise miteinander verbunden. Wegen meiner Ehrung verschob sich die Rückreise der sechs Jungs im Bus um eine halbe Stunde. Eric Ansorge siegte im Rennen der Junioren. Nichts war es indes mit Sau raus lassen. In wenigen Stunden ging es ins brandenburgische Klettwitz.
 
 
Danke von ganzem Herzen
Paula, Benito, Eric, Jonathan, Justus, Ryan, Tom-Willy (für die Zeit im Bus)
Uwe (für den Helm)
Paula (für die Organisation)
Peanut (für alles)
 
 
Vitus, 5. Mai 2025
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: bewölkt, 14ºC, leiser Luftzug aus Nord (4 km/h)
Typ: Einzelzeitfahren
Länge: 18 km
 
Meldungen: 229
Elite: 13, Masters 2: 16, Masters 3: 8, Masters 4: 8, U23: 4, U19: 18, U17: 23, U15: 28, U13:16, U11: 12, Weibliche Klassen: 48, Hobby: 35
 
Im Ziel: 210
Elite: 9, Masters 2: 14, Masters 3: 8, Masters 4: 7, U23: 3, U19: 15, U17: 20, U15: 25, U13:16, U11: 12, Weibliche Klassen: 46, Hobby: 35
 
Masters 4 / Offene Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt/Sachsen
Meldungen:
8
Am Start:
7
Im Ziel: 7
1. Carsten Nagel (RSG Göttingen) 25:32
2. Viktor Slavik (Melsunger TG 1861) 25:54
3. Uwe Kiefl (SSV 1952 Torgau) 26:20
4. Bernd John (RV Einigkeit Rodenbach 1910) 26:26
5. Andreas Kluge (Chemnitzer PSV) 28:12
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 28:37
 
Masters 4 / Landesmeisterschaft Sachsen
Meldungen:
4
Am Start:
4
Im Ziel: 4
1. Uwe Kiefl (SSV 1952 Torgau) 26:20
2. Andreas Kluge (Chemnitzer PSV) 28:12
3. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 28:37
4. Uwe Rübling (Dresdner SC 1898) 28:42
 
 
Ergebnisse
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