LANDESMEISTERSCHAFT EINZELZEITFAHREN SACHSEN-ANHALT UND SACHSEN Sülzetal-Bahrendorf, 4. Mai 2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Prolog Viele Möglichkeiten bieten sich in die Jahre kommenden Sportlern bei den nachrückenden jungen Gegnern nicht: Das ist der Lauf der Natur. Eine ist es, anders zu trainieren. Eine andere, zu dopen. Eine dritte, es übers Material zu versuchen. Einzelzeitfahren stehen und fallen mit dem Zeitfahrmaterial. Ohne Zeitfahrmaschine und windschnittige Ausrüstung ist man nicht konkurrenzfähig! Ein eigenes hab ich nie besessen: Wer hat zehntausend Euro für ein paar Zeitfahren im Jahr? Letzten Frühling hatte mir der Dresdner SC eines geliehen: ein Ridley. Jenes kam an diesem Wochenende allerdings bei der Friedensfahrt der Junioren in Terezin zum Einsatz. Zwei Wochen vor der Landesmeisterschaft wollte unser Abteilungsleiter schauen, was er machen kann. Die Tage gingen ins Land... bis ich am Dienstag vorm Rennen mit meinem Sparringspartner Robert beim Bahntraining in Heidenau aufkreuzte - und dort Stefan traf. Der wollte anderntags Roberts freigegebenes Giant von dessen Wohnung abholen und zum Vereinsgelände bringen. Manchmal geschehen Wunder: Vier Tage vorm Wettkampf konnte ich das Rad meines Freundes testen. Fünfzig Meter. Aber es lief... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Start und Ziel waren am Ortsausgang von Bahrendorf. Von dort führte die Route nahezu durchgehend flach und kerzengeradeaus in südlicher Richtung durch die Äcker der Magdeburger Börde nach Borne. Nach viereinhalb Kilometern kam am Ortseingang von Borne eine Wendeschleife. Dann ging es wieder zurück nach Bahrendorf mit einer kniffligen Kehrtwende an der Ortsgrenze. Eben wie ein Brett war das Gelände. Doch die Landstraße war offen für den Wind und hatte einige Zieher, die weh taten. Bis zum Ziel in Bahrendorf standen achtzehn Kilometer mit vierzig Höhenmetern an. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auf die letzte Sekunde wurden die Startlisten bekanntgegeben: Am Vorabend des Rennens unterrichtete der Abteilungsleiter die Akteure über ihre Startzeiten und verteilte individuelle Warmfahrtabellen. Da ich mir Roberts Rad mit der Juniorin Lenka teilte (die damit Dritte wurde), blieb mir im fliegenden Wechsel eine knappe Stunde fürs Richten des Sattels, den Umbau der Pedale und das Warmfahren mit der Zeitmaschine... Der Dresdner SC reiste mit fünfzehn Sportlern verteilt auf zwei Busse an. Der Nachwuchs traf sich morgens um sieben am Klubgelände, Junioren und Masters halb neun. Zu acht orgelten wir dann in einem geliehenen Transporter nach Bahrendorf zu den Landesmeisterschaften, kurz nach zehn trafen wir ein. Unmittelbar hinter uns „Doc“ Rübling mit „Harti“ Goldbach entspannt im Van. Dabei schien Ersterer nicht nur durch ein Nasenpflaster motiviert bis in die Haarspitzen, nein, Uwe lieh mir neben einem Spezialhelm auch noch einen Zeitfahranzug der Nationalmannschaft - und verhalf mir damit womöglich aufs Treppchen... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittags um eins war es dann wieder soweit, standen sich die üblichen Verdächtigen wieder gegenüber. Wobei der als haushoher Favorit geltende Urkrostitzer-Fahrer Keller wie im Vorjahr fehlte. Dafür spuckte der unersättliche Hesse Viktoria Slavik den Ostdeutschen in die Suppe. Am START wartete eine Änderung: Statt wie bei einem normalen Straßenrennen, hielt ein Offizieller die ins Pedal eingeklickten Fahrer nach alter Schule am Sattel aufrecht. Damit waren die ersten Meter für alle gleich - auch für jene, die vor Nervosität nicht auf Anhieb ins Pedal finden. Mit nahezu Windstille und milden Werten waren die Bedingungen ideal. Der übliche Kampf um Leben und Tod in der weiten Ebene der Magdeburger Börde entbrannte. Er glich dem vor Jahresfrist. Von Anfang an hatte ich den vor mir Gestarteten, Kassels Ludwig, als kleinen Punkt im Visier. Am Ende der ersten von vier Viereinhalb-Kilometer-Geraden und nach der Buswendeschleife in Borne war der Rückstand um die Hälfte geschmolzen, und der Abstand zu den Unbekannten hinter mir gewachsen. Wobei Dauerrivale „Grossi“ Großegger seltsam entspannt unterwegs schien... Eingangs der dritten Geraden hatte ich Ludwig überholt. Die übrigen sieben Kilometer waren purer Kampf „contre-la-montre“ - gegen die Uhr. Trotz grundverschiedenem Material und einer bis auf Schuhe und Pedale fremden Ausrüstung, fuhr ich nahezu die selbe Zeit wie vor zwölf Monaten: 27:54 statt 27:59 Minuten für 18 Kilometer. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Finale Im Ziel stand Grossi. Der hatte dickere Reifen montiert und vergessen, die Vorderradbremse anzupassen. In der ersten Wende in Borne hatte er seinen Reifen zerschlitzt. Ein weiterer Kontrahent, Klaus Müller, war nach zwei krankheitsbedingt schweren Jahren noch nicht wieder auf dem Vorniveau. Er sagte, ich sei Dritter geworden und beendete damit meine achtmonatige Durststrecke. Doc Rübling schrammte um zwei Sekunden an Bronze vorbei. Extra für mich war aus den Nachbardörfern Altenweddingen und Osterweddingen mein Freundespaar Micha und Katrin zum Ziel gekommen. Bei einem kühlen Blonden warteten wir auf die Ehrungen. Ich konnte es noch immer nicht fassen, wieder auf einem Podest stehen und eine Würdigung durch Bronze geniessen zu dürfen. Ebenfalls Bronze ergatterte Jens Kunath bei den Masters 3, der unseren Neunsitzer die zweieinhalb Stunden von Dresden nach Bahrendorf und zurück gesteuert hatte. Halb sechs kehrten wir ins Dresdner Ostragehege zurück. Die anderntags angesetzte Landesmeisterschaft auf der Straße in Höckendorf als erstes vom Dresdner SC ausgerichtete Straßenrennen, mußte wegen einer nicht genehmigten Straße abgesagt werden. So blieb ein aufwühlender Sonnabend - letztlich nur ein kurzzeitiges euphorisches Gefühl... Danke Robert (fürs Rad) Jens, Paula, Jonathan, Justus, Ryan, Julius, Oskar (für die Zeit im Bus) Uwe (für die Ausrüstung) Stefan (für die Organisation) Micha & Katrin (fürs Kommen und das Bild) Peanut (für alles) Vitus, 6. Mai 2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: überwiegend klar, 12ºC, leichte Brise aus Westnordwest (9 km/h) Typ: Einzelzeitfahren Länge: 18 km Meldungen: 199 Im Ziel: 172 Elite: 7, U23: 7, Masters 2: 7, Masters 3: 7, Masters 4: 10, U19: 9, U17: 23, U15: 32, U13:13, U11: 11, Weibliche Klassen: 46 Masters 4 / Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt/Sachsen Meldungen: 12 Am Start: 11 Im Ziel: 10 1. Jens Matzel (RFC Markkleeberg) 26:14 2. Andreas Kluge (Chemnitzer PSV) 27:43 3. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 27:54 4. Uwe Rübling (Dresdner SC 1898) 27:56 5. Klaus Müller (Team Isaac Torgau) 28:58 6. Hartmut Goldbach (Dresdner SC 1898) 30:26 Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||