4. GROßER PREIS DER STADT TRIER
12. Mai 2024
Prolog
 
Nach eins und zwei und drei kommt vier: Nach 2019, 2022 und 2023 fand nun der vierte Grand Prix von Trier statt. Und im dritten Jahr in Folge stand „Augusta Treverorum“ auch in meinem Rennkalender. Erneut wurde in der Stadt an der Mosel eine riesige Radsportsause gefeiert - zwischen Porta Nigra und Dom, durch rasante Kurven, über Paris-Roubaix-Pflaster und mit vielen, vielen Radsportfans... Nach einem dritten und einem sechsten Platz in den Vorjahren, hatte ich diesmal deutlich mehr und intensivere Trainingskilometer. Die Chancen schienen wiederum gut aufs Treppchen. Vielleicht ließ sich die Zeit noch einmal zurückdrehen...
.:: DIE STRECKE ::.
Mit einer Kulisse gespickt aus drei Welterbestätten, Millionen geschichtsträchtiger wie gefürchteter Kopfsteinpflastersteine, mitunter nur drei Meter schmalen Sträßchen, sechs turbulenten Kurven, und dies immer hauteng an riesigen Zuschauermassen, übertraf der Kurs in Sachen Originalität viele andere locker. Der Start erfolgte mit Blick auf den Kirchturm von Sankt Gangolf in der Simeonstraße, der Achse zwischen Porta Nigra und Hauptmarkt. Vom Hauptmarkt führte eine scharfe Linkskurve von der Sternstraße durch den Domfreihof vorbei am Trierer Dom und der Liebfrauenbasilika. Dann ging es auf dem mörderischen Kopfsteinpflaster der Wind- und Flanderstraße durch den Rindertanzplatz und vorbei an der römischen Torburg Porta Nigra. Von der Porta schließlich führte die Simeonstraße zweihundertfünfzig Meter lang ins Ziel. Die Runde maß 1,2 Kilometer, sie war flach und zu achtzig Prozent gepflastert. Wenn es regnet - Gute Nacht in Deutschlands ältester Stadt!
.:: DAS RENNEN ::.
Nach dem Neubau der Schiersteiner Brücke führte unsere Reise diesmal nicht durch labyrinthische Umleitungen rund um den Frankfurter Flughafen und Mainz, sondern auf der kurzen Nordroute durch Wiesbaden und den Hunsrück nach Trier. Dachten wir...! Doch die zweihundert Kilometer von Frankfurt zum Start gerieten zu einer Marter aus Baustellen und einer Endloskarawane Blech, die erst vor Luxemburg endete. Wir waren erneut drei Stunden ohne eine ruhige Minute unterwegs. Dafür blieb uns die aufreibende Parkplatzsuche inmitten der Trierer Innenstadt erspart. Denn wir standen auf dem selben Platz wie in den Vorjahren: dem Besucherplatz des Hauptsponsors SWT. Geschmeidig verlief ebenfalls die Nachmeldung in der Glockenstraße. Erstmals kamen Transponder des Zeitnehmers DS Ergebnisdienst zum Einsatz. Ebenfalls neu war die von vierundzwanzig auf sechsunddreißig Kilometer verlängerte Renndistanz für die Masters 4. Mit zwanzigmiütiger Verspätung ging es halb drei los.
Ich selbst hatte das Rennen direkt nach dem START eröffnet und die Schar aus zehn Männern und elf Elitefrauen über die ersten beiden Runden angeführt. Eingangs Runde drei zog ein halbes Dutzend vorbei, darunter Sopp und Heintz, die die Rennen der Vorjahre so deutlich dominierten. Nun trafen wir uns auf Augenhöhe in einer turbulenten Schlacht auf Kopfsteinpflaster. Es war kein Pflaster, wie viele es kennen, sondern kantiger, gröber, mit größeren Abständen. Ein Computer flog durch die Luft. Mehrmals brachten mich die Fugen zwischen den Steinen am Hauptmarkt an den Rand eines Sturzes. Bis in der scharfen Kurve von der Wind- in die Dominikanerstraße zwei Frauen auf das Pflaster krachten. Ich nutzte den Schreck und machte mich aus dem Staub. Der Kölner Trautmann und Sopp aus Wuppertal setzten sich mit den zwei Diven Ventke und Leis schnell bis auf einen maximalen Vorsprung von fünfzig Sekunden aus meinem Blickfeld ab. Kein Sichtkontakt bestand auch zum eine Minute hinter mir fahrenden Heintz, der vor zwei Jahren das komplette Feld mit einem unmenschlichen Soloritt überrundet hatte. „Du bist Dritter“, feuerte Peanut mich an. Dreiundzwanzig der dreißig Runden, also achtundzwanzig Kilometer, bestritt ich als Solist. Zum Schluß sammelte die Spitze bereits Abgehängte wieder auf und drohte sie nach vorn zu fahren. Wind kam auf! Doch alles ging gut, und final kam ich sogar bis auf zwanzig Sekunden an die Spitze ran. Im ZIEL-Sprint erwies sich dann der aus der Masters 3 aufgestiegene Trautmann, der diesjahr schon achtmal aufs Podest stürmte, als der Stärkste. Sopp wurde Zweiter; ich ergatterte nach der Sachsenmeisterschaft im Zeitfahren vor einer Woche erneut Bronze. Und zwar mit einem weichen Reifendruck von fünf bar.
Finale
 
Nach zehn Stunden auf Achse endete für Peanut und mich der dritte Tag in Trier. Es war wiederum einer in einmaliger Atmosphäre umgeben von tausendjährigem Fluidum. Wie schon die beiden Vorgänger morphte der GP von Trier nette Menschen, herrliches Wetter, ein wahnsinniges Rennen und eine alles überwältigende Siegerehrung umrahmt von der malerischen Trierer Altstadt zu einem wunderschönen Tag beim stimmungsvollsten Radrennen von Deutschland!
 
 
Danke & Cheers
Meine Peanut, dem BESTEN MENSCH DER WELT
Meine Mutter, die am Muttertag bestimmt von oben zugeschaut hat
 
 
Vitus, 14. Mai 2024, Bilder: Holger Radifo
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 23ºC, mäßiger Wind aus Südost (17 km/h)
Typ: Rundstreckenrennen
Länge: 36 km
Zuschauer: Tausend
 
Am Start: 183
CT+Elite-Amateure: 33, Amateure: 35, Masters 2+3: 17, Masters 4: 10, U19: 7, U17: 4, Elite-Frauen: 11, Hobby: 31, Kinder: 35
 
Im Ziel: 139
CT+Elite-Amateure: 20, Amateure: 20, Masters 2+3: 15, Masters 4: 10, U19: 5, U17: 3, Elite-Frauen: 9, Hobby: 25, Kinder: 32
 
Masters 4
Meldungen:
11
Am Start:
10
Im Ziel: 10
1. Dirk Trautmann (RV Komet Delia 09 Köln) 55:41
2. Jürgen Sopp (RC Musketier Wuppertal)
3. Mario Voland (Dresdner SC 1898) + 0:23
4. Steffen Heintz (RSC 1984 Betzdorf) + 1:30
5. Gerald Meiß (Team Baier Landshut) - 1 Rd.
6. Michael Donner (RRG Osnabrück)
 
Ergebnisse
Rad-Net
 
Das Video zum Rennen
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