11. GROßER PREIS DER PARKSTADT WÖRLITZ
9. September 2023
Prolog
 
Nach einer verheerenden Woche, in der sich alles um unser in Zwenkau zerstörtes Auto drehte, war ich mental und körperlich angeschlagen. Unserem Volkswagen, der Peanut und mich zu zig Rennschlachten in West- und Deutschland gebracht hatte, war nur mit viel Geld wieder Leben einzuhauchen - zu viel Geld... Das Training wurde immer anstrengender. Alles war verspannt, schwer und ausgebrannt. Die mittwöchlichen Trainingsrennen auf der Radrennbahn in Heidenau nicht mitgezählt, war Wörlitz der dritte Wettkampf binnen zwei Wochen. Die Straße unser Zuhause!
.:: DIE STRECKE ::.
Das Rennen stieg auf einem brettflachen 1000-Meter-Rundkurs südlich des Gartenreichs „Wörlitzer Park“. Vom Bahnhof ging es linksrum über Bahnhofstraße, Bergstückenweg, Querstraße und Mühlweg zurück zum Bahnhof. Dreißigmal überquerten die Fahrer den Zielstrich vorm Bahnhof, bevor das Rennen endete. Eine Streckenführung durch eine Wohnsiedlung ist gut für Zuschauer, aber nicht ungefährlich. Enge Straßen, vier tückische Kurven (in der Summe 120!), abgepolsterte Laternenmasten, Schleusendeckel, Absperrgitter an der Zielgeraden, kaum Überholmöglichkeiten: Wenn es dann noch regnet - Gute Nacht, Wörlitz!
.:: DAS RENNEN ::.
Vorteile eines Rennens auf dem Dorf sind die Beschaulichkeit und Bodenständigkeit, Nachteil: der oft lange Transfer. Doch wir hatten Glück im Unglück (einmal wenigstens)!: Über die Versicherung der Unfallverursacherin wurde uns am Vortag des Rennens ein Leihwagen auf dem neuesten Stand der Technik an die Haustür gebracht. Hundertsiebzig Stukis auf der Autobahn fühlten sich in dem SUV Corolla fast schwerelos an. Ruckzuck hatten uns die Wege ein weiteres Mal elbabwärts geführt. Diesmal ins zweihundert Kilometer entfernte Wörlitz. Hier bot sich die gleiche Szenerie wie vor zwei Jahren: Viele Einheimische, hilfsbereit, interessiert und bewaffnet mit kühlem Gerstensaft und auch einer Wasserpistole, säumten die Bordsteine...
Bei sengender Sonne, staubtrockener Luft und keinem Lüftchen ringsum, erfolgte Punkt 13 Uhr der START zum Rennen der Mastersklassen 2, 3 und 4. Vierzig Fahrer hatten sich eingefunden, als Letzter rollte der von Rennleiter Lohr ausgerufene Favorit Grobleben in die Aufstellung am alten Bahnhofsgebäude. Von Beginn an ging es volle Lotte los, entflammte ein verbissenes Ringen um jede Position. Keiner zog auch nur einen Zentimeter zurück. Und dies dreißig Runden lang bei weit über vierzig Klamotten. Jeder Überholvorgang auf den engen Straßen barg ein hohes Risiko. Es hieß, sich auf die Rückennummern zu konzentrieren. Meine Rennklasse trug 200 aufwärts und kämpfte eher im Hinterfeld. Schon nach drei Schleifen rollte mit Bomball einer von der Straße. Damit waren es nur noch sieben. Oder wie es der Sprecher bei den Hobbyfahrern formulierte: „Sieben kleine Afroamerikaner. Aber das darf man ja heute nicht mehr sagen...“ Nachdem kleinere Gruppen vorne rausgefahren waren, und dem ausgesiebten Hauptfeld die Überrundung und damit das vorzeitige Rennende drohte, machten die neuen Masters-4-Kannibalen Keller und Matzel Ernst und zogen das Tempo sechs Runden vor Schluß mit einem energischen Antritt richtig hoch. Und so ging es ins Finale. Drei Runden vorm Schluß entbrannte der Endkampf. Der Düsseldorfer Wellner preschte an mir vorbei. Im Gegenzug distanzierte ich Großegger und sah zum fünften Mal in diesem Jahr als Vierter die ZIEL-Linie. Inzwischen konnte ich darüber nur noch lachen. Immerhin war ich nach Wörlitz in der Gesamtwertung aller deutschen Mastersfahrer auf die 78. Stelle vorgerückt. Team Ur-Krostitzer Fides triumphierte gleich dreifach: Bei den Masters 2 düpierte der Leipziger Grobleben die Konkurrenz mit Ansage, bei den Masters 3 schlug der undurchschaubare Wernicke den überführten Baumgarten, und in der Masters 4 gewann zum zigsten Mal Ex-Stehermeister Keller.
Finale
 
Kurioserweise hatte den Heidenauer Schößler vor zwei Wochen ein ähnliches Schicksal ereilt wie uns. Durch ein Mißgeschick war sein Auto derart zerstört worden, daß er zum Rennen in Zwenkau im Mietwagen kam. Wäre er in Zwenkau wiederum nicht vorzeitig abgereist, wäre statt unserem sein Leihauto gerammt worden. Denn Schößler parkte direkt hinter uns, und wäre damit unser „Schutzschild“ gewesen. Mehr Pech geht garnicht!
 
 
Vitus, 11. September 2023; Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 32ºC, leichte Brise aus Südsüdost (7 km/h), 37% Luftfeuchtigkeit
Typ: Rundstreckenrennen
Länge: 30 km
 
Voranmeldungen: 107
Masters 2: 10, Masters 3: 7, Masters 4: 8, U17: 15, U15: 20, U13: 19, U11: 18, Hobby: 6, Kinder: 4
 
Im Ziel: 92
Masters 2: 12, Masters 3: 11, Masters 4: 7, U17: 9, U15: 12, U13: 15, U11: 5, Weiblicher Bereich: 11, Hobby: 6, Kinder: 4
 
Masters 4
Meldungen:
8
Am Start:
8
Im Ziel: 7
1. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma)
2. Jens Matzel (RFC Markkleeberg)
3. Markus Wellner (RC Musketier Wuppertal)
4. Mario Voland (Dresdner SC 1898)
5. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig)
6. Schterion Nedew (Berliner RC Semper 1925)
 
Ergebnisse
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