PENDEJO, BANDA DE LA MUERTE
D-Dresden, HD - 19. Oktober 2019
Diese Nacht hatte zwei Stars: Pendejo, die uns 2014 im „Bett“ in Frankfurt verzückten. Und den Konzertort, das ehemalige „Heavy Duty“, der nun „HD“ hieß. Nachdem Willi und der „Lange“ keine Kraft mehr und das Duty aufgegeben hatten, war der Laden im Sommer durchgewischt worden. Statt „Heavy Duty“ prangte das Schild „HD - Die Rock & Metalbar“ an der Fassade. Der Eingangsbereich mit der Bar präsentierte sich heller, lichter, eher wie ein Bistro als Metalbar. Der Zapfhahn im Rocker-Charme war abgebaut. Im Konzertraum befand sich eine zweite, kleine Bar mit Händlertisch. Die „Bühne“ war an der selben Stelle und ebenerdig wie ehedem. Weitgehend erhalten blieben auch die historischen Konzertplakate, teils aus den Achtzigern. Richtig ins Zeug geworfen hatten sich die neuen Betreiber treppauf mit den Klos. Jene wurden blitzblank neu eingebaut. Drehendes Grillfleisch wurde auch nicht erblickt. Vorm Geviert tummelten sich anfangs achtzehn Leute, bei Pendejo um die dreißig.
Den Eröffner gab die „Gruppe des Todes“ BANDA DE LA MUERTE aus Buenos Aires. Der reißerische Name wollte weder zu der Truppe noch zur Musik passen. Mit ihrem lateinamerikanischen Flair sprengten die Argentinier jede Schublade und überschritten die Grenzen des Hardcore Punk, Alternativ Rock und Heavy Metal zugleich. Hupende Stoner-Rock-Melodien sickerten durchs Krachgewand, ebenso eine Spur prähistorischem Black-Sabbath-Dooms, während einem die rabiate Kampfhund-Attitüde ihres Fronters - in dem viel Zorn zu köcheln schien - den Schädel zu brechen drohte. Jeder Ton war mit roher, wilder Leidenschaft gespielt, Geprägt war der Auftritt nicht zuletzt von den Akteuren selbst, die mit ihrer unorthodoxen Erscheinung, den kruden Bärten und finsteren Augen, auf deutsche Sinne äußerst exotisch wirkten. Für meinen Geschmack wären die Herren Xon, Garde, Foresi und Gomez im Hardcore Punk besser aufgehoben, weil Südamerikaner Hard Rock oder Metal gar nicht spielen können. Das Letzte war ein Kurzes, sehr Schnelles. Es hieß „Cerdos“ (zu Deutsch: Schweine). Aus ihrer Heimat hatten sie eigens für die Tour mit Pendejo entworfene Shirts mitgebracht.
¡PENDEJO! bliesen ihre Trompeten schon mal auf dem Weg vom Pennplatz - der früheren „Boofe“ im zweiten Stock - durchs Treppenhaus hinunter zur Bühne warm. Wie eingangs erwähnt, hatte uns die Kapelle aus Amsterdam vor fünf Jahren mit ihrem originellen, Cojones-forcierten Stoner Rock ziemlich begeistert. Obwohl sie fast das gleiche Programm wie damals spielten, klang alles anders. Pendejo (= Arschloch) hatten sich von allen stonerrockigen Wurzeln abgewandt, um unter dem Einfluß ihrer Brüder aus Argentinien eine Art Heavy-Rock-Billiggeballer mit zum Teil zwei Trompeten zu machen, den sie Heavy Latin Rock nannten. Und zwar in einem Mix aus schrecklicher Selbstliebe und abgewichster Routine. Während die Gitarristen stereotyp ihre Mähnen warfen, einer der Trompeter für lässige Päuschen von der Bühne sonstwohin verschwand, und der holländische Sänger räudig seinen Wortschatz auf Spanisch runterschrubbte, tauchten auch einige zwielichtige Gestalten auf, die meine Stimmung immer weiter runterzogen. Manche wollten Hooligans sein, ein anderer stellte sich erst sturzbetrunken und war dann plötzlich stocknüchtern. Mit jeder Minute sank meine Laune in diesem Schmierentheater - bis die brutale Demontage alter Ideale nach einer Stunde endete. Das war einfach alles Käse, Pendejo. Juego terminado!
 
 

Heiliger Vitus, 23. Oktober 2019, Bilder: Peanut
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
BANDA DE LA MUERTE
(21.14-22.00)
u.a.:
Parte De Mi Historia
Cerdos
 
¡PENDEJO!
(22.18-23.18)
1. Flotadores
2. ¡Dos!
3. Bulla
4. 47
5. La Vagancia (No Me Cuesta)
6. El Espejo
7. Hacia La Luz
8. El Verano del ´96
9. Arrecho Vengo
10. Don Germán