BRAVE BLACK SEA, PENDEJO
D-Frankfurt am Main, Das Bett - 24. Juni 2014
Nach umzugsbedingt anderthalbjähriger Abstinenz vom Bett hatte der Ex-Lieblingsort mal wieder ein Vergnügen auf dem Plan, dem Peanut und ich nicht widerstehen konnten. Ehemalige Mitglieder der amerikanischen Wüstenfüchse Kyuss, Slo Burn und Queens of the Stone Age gaben sich die Ehre im Westen Frankfurts. Gleich nach dem Schulterbiß von Suarez und Italiens WM-Aus gegen Uruguay hatten wir uns auf den Weg gemacht... und pünktlich zum Beginn kurz nach neun schlugen wir zum Preis von 20 Euro (Abendkasse: 23 Euro!) vorm Flachbau in der Schmidtstraße auf. Klubbetreiber Diedrich erkannte uns nach der langen Zeit sofort wieder...
Vor dreißig MILFs und DILFs rockten zuerst ¡PENDEJO! - nicht aus Lateinamerika, sondern aus Amsterdam, Holanda - das Bett. Pendejo (zu Deutsch: Arschloch) muteten wie ein Zeitensprung in die Neunziger des vorigen Jahrhunderts an. Drei bärtige Langhaarige (einer davon in Toner-Low-Shirt) malträtierten Gitarren und Schlagzeug, dazu bezirzte ein Tätowierter mit dicken Cojones und loser Klappe das Mikro. Und dabei wirkte der Vokalist neben den Stoner-Heavies fast etwas blass. Rein optisch. Denn El Pastuso bestach nicht nur mit rarem spanischem Gesang, sondern auch mit amüsanten Ansagen. Es ging natürlich um Frauen und andere Drogen. Dazu peppte der El den Sound mit einer Trompete auf. So kopulierten bluesig entrückte Bläserpassagen mit prallen Ideen. Manchmal gingen El Pastuso, Er Juan, Monchito und Pepellin heftig nach vorn los, überwiegend spielte es sich aber in langsamen, wuschigen Bass-Gefilden ab. Die Höhepunkte waren „Juanita“ und das final herausgewichste „La Chica Del Super No Se Puede Callar“. „Chica“ war - im Gegensatz zu den tanzenden Brettern neben mir - einer Dame mit „Curvas“ (Rundungen!) gewidmet, es war durch die Trompete gesungen (!), und es endete mit einer durch den Staub gezogenen, verzerrt ausklingenden Stonergitarre.
Nach einer halbstündigen Kunstpause, und nachdem die Akteure das Bier, den Flachmann und eine Gallone Tennessee-Whiskey an den richtigen Stellen drapiert hatten, kam´s zum zweiten Akt. Neben dem bulligen Schweiger Clint Cunningham am Bass (der gab sich die ganze Zeit mit zugeklebtem Mund!) glänzten drei Profis aus dem kalifornischen Wüstenstädtchen Palm Desert: Sänger und Gitarrero Damon Garrison hatte 1996 bei John Garcias Kyuss-Nachfolger Slo Burn den Tieftöner gespielt; Leitgitarrist Chris Hale (mit Kußmund am Hals) war auch schon bei Slo Burn für die Sechssaitige zuständig; und Alfredo Hernández machte als Trommler bei Kyuss, Queens of the Stone Age, Orquesta Del Desierto, Mondo Generator sowie den Stonerrock-Erfindern Yawning Man auf sich aufmerksam. Mit BRAVE BLACK SEA boten sie Alternativ-Rock mit leichter Stoner-Kante. So fügten sich die verflossenen Legenden in ein Programm, welches in erster Linie mit den „Queens“ flirtetete. Die Gitarren tönten hochenergetisch, mittsommerlich und rein, dazu wuchtete Hernández stoisch die Knüppel, und vorn gab Garrison (in Bundeswehrhemd mit „Hermano“ auf dem Rücken) mit drahtigem Charme und räudig-laszivem Organ den Frauenschwarm. Der Auftakt verlief etwas flach und nicht gerade schreiend originell, dazu knirschte der Stecker der Floor-Tom - doch treibende Rocker wie „This is This“ oder das atemraubende „Running Away“ machten alles wieder gut. Warum Milch trinken? Warum Saft trinken? „Shots“ sollte die schwitzende Meute trinken (auch aus der Flasche der Helden!). Einen faden Beigeschmack hinterließen einzig der Wucher für Eintritt und Tonträger, sowie der Wegfall von einem der zwei geplanten Mysterien am Ende - vermutlich „Pilot the Dune“. Das Erregendste in dieser Nacht war die Neuauflage von Slo Burns „July“ aus dem Jahre 1996 (wenngleich der wichtigste Mann heute fehlte).
 
Während die Musiker ihre Ausrüstung in Transporter bugsierten, waren Peanut und ich halb zwölf die Letzten im Bett. So was wie eine „Letzte Runde“ gab es nicht, wir saßen plötzlich auf dem Trockenen. Beim Umstieg an der Galluswarte haben wir an einer Trinkhalle inmitten von Fußballanhängern noch den Sieg der Griechen in letzter Minute über die Elfenbeinküste miterlebt.
 
 

Heiliger Vitus, 25. Juni 2014
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
¡PENDEJO!
(21.05-21.45)
1. El Verano del ´96
2. ¡Dos!
3. Arrecho Vengo
4. Flotadores
5. Uñero
6. Amor Y Pereza
7. 47
8. Juanita
9. Camarón
10. La Chica Del Super No Se Puede Callar
 
BRAVE BLACK SEA
(22.16-23.11)
1. Abandon Ship
2. The Five Visitors
3. Bandana Republic
4. Ghosts
5. Silence is Golden
6. Beginner´s Luck
7. This is This
8. The Road
9. Running Away
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10. Mystery Song #1 (=July [Slo Burn])
11. Mystery Song #2
12. Fragments