NEBULA, EL CACO
D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 10. März 2002
Mitten im eisernen Marathontraining, nachdem ich am Vormittag vierunddreißig Kilometer durch die Natur gelaufen war, lud abends Frankfurts Szeneschuppen „Nachtleben“ zu einem Trip ins puffrige Dämmerlicht. Die Stonerrocker Nebula aus Los Angeles, USA und El Caco aus Lillestrøm, Norwegen waren angerückt. Sie hatten geschätzte zweihundert Leute in die Innenstadtfiliale der „Batschkapp“ gezogen. Damit war der Keller unter der Konstablerwache zum Bersten voll. Viva Klaustrophobia!
 
EL CACO waren ein weißer Fleck auf der Landkarte. Skandinavien ist einsam, die Tage sind kurz, die Nächte kalt und schwarz. Doch wenn ein Trupp aus dem Nordland anrückt, ist heißer Rock garantiert. So auch bei den „Dieben“, wie „el caco“ übersetzt heißt. 'Viva' hieß das Album, das Sänger und Viersaiter Osa, Sechssaiter Anders und Trommler Thomas vorstellten. El Caco ballerten die ersten zwanzig Minuten, daß die Bühne nur so krachte. Ein rasender, die Trommelfelle erschütternder Stonerrocker jagte den anderen. „Oh Yeah!“ war der eingängigste betitelt. In der zweiten Hälfte wurden die Männer etwas milder, melancholischer und rundum gediegener. In die Musik schmuggelte sich jetzt ein Tex-Mex-Charme, der von exotischen Tribals und Queens-of-the-Stone-Age-Tendenzen durchzogen war. „Mescaline“ war solch ein Stück. Der Fulminanz schadete das nicht, im Gegenteil: El Caco kamen vehement bis zum Ende! Und durch seine Nähe zu einem gewissen Josh Homme stach der Frontmann noch heraus. El Øyvind Osa war staubtrocken, herrlich rauh und trotzdem unglaublich melodisch. Viva el caco!
Nebula, Nebula, Nebula! Nebula kann aus riesigen Gaswolken bestehender Kometenstaub sein. Oder auch Sternennebel. Hinter Nebula können aber auch drei von vier ehemaligen Mitgliedern von Fu Manchu stecken, sprich: Pioniere des Stoner Rock! Zehn nach zehn fiel der Peng für NEBULA. Seit 1998 tingeln die Amigos von der Westküste der USA nun als Nebula durchs Land. Davor hatten sie allerdings schon die drei ersten Alben von Fu Manchu eingespielt. Nach der 'Let It Burn'- und der 'To The Center'-Tour war das mein dritter Trip zu Nebula. Und alles war beim Alten. Es waren dieselben, Psycho Blues und nun auch Heavy Rock zaubernden Wüstenfüchse, die heute Teile ihres Neuwerks 'Charged' kredenzten: Ruben Romano als der quicklebendige Kerl hinterm Schlagzeug, der Lava aus dem Bass strömen lassende Mark Abshire, sowie der den verruchten Latinlover mimende Gitarrist Eddie Glass. „Do It Now“ bedeutete den Start. Einige etwas seicht heruntergeschrammelte Nummern im Stile von Blue Cheer, MC5 und The Stooges schlossen sich an. Doch ab der Mitte zündeten die Sternenrocker die Nachbrenner. Fortan schwirrten „I Need Somebody“ und durchgebrannte Psych-Raketen wie „Freedom“, „Full Throttle“, „Anything from You“, „Travellin´ Man´s Blues“ und „Let It Burn“ durchs Nachtleben. Junge Menschen strahlten und tanzten. Und nicht nur der Verfasser dieser Zeilen wurde zum entrückten Schütteln des Schädels hingerissen. Wie schön war doch die Welt so von allen Geistern verlassen unterm Beton der Konsti..... Nebula endeten mit der bluesigen „Smokin´ Woman“, und ich hatte einen weiteren Krieg gegen die Moloko-Milch verloren. Mag sein, daß Nebula nicht die Tiefe von Kyuss oder die Wucht von Fu Manchu besitzen. Dafür verfügen sie über einen ganz eigenen, spröden Charme. Sympathisch ohne Ende sind sie allemal, und für ihre Taten an der Fuzz-Front sollten Nebula nun endlich belohnt werden!
 
 

El Vitus, 11. März 2002 (Das Bld entstand am 7. Juni 2000 auf der To-The-Center-Tour mit Roadsaw im Nachtleben Frankfurt)
.:: ABSPIELLISTE NEBULA ::.
1. Do It Now
2. Sonic Titan
3. Antigone
4. To the Center
5. Long Day
6. Giant
7. Freedom
8. Rocket
9. Anything from You
10. Full Throttle
11. You Mean Nothin´
12. Let It Burn
13. All the Way
14. Travelin´ Man´s Blues
15. Elevation
16. Instant Gravitation
17. Down the Highway
18. I Need Somebody [The Stooges]
19. Shaker
20. Nervous Breakdown
21. Fall of Icarus
22. Smokin´ Woman