JUNKHEAD, BROKEN
D-Frankfurt am Main, Elfer Music Club - 7. November 2003
Bad Homburg, Metalnacht 2002: Frische Band, geile Band, Broken. Broken standen nach besagtem Ereignis - in einer Reihe mit Tankard und den Onkelz - auf der Liste meiner Local Heroes! - - Zweiundzwanzig Monate später: Es war viel war passiert. Brokens linksliegender Alternascheisshippie Flow wurde von einem Schicksalsschlag lange außer Gefecht gesetzt. Nur die Götter wußten, ob er sich je wieder eine Gitarre über die Schulter hängt... Heute waren Broken da - mit Flow!... Um neun schlug ich im Klub „Elfer“ im Keller der Batschkapp ein. Flow und Alina waren schon da. Nachdem mir das Pärchen Tage zuvor beim Frankfurt-Marathon mit der Operation „Flüssiges Doom“ geholfen hatte, traf ich die supersympathische Alina heute mal nicht im Vorbeirennen. Basser Heiko und Drummer Marcus reichten mir die Hände. Wir haben in der großen Stadt alle ganz dicht beieinander gelebt - ohne daß der andere etwas davon ahnte: Alina arbeitete in der Muckibude nebenan, Flow wohnte nur eine Ecke weiter, Marcus mit mir sogar unterm selben Dach. Die Wege trennten sich... und Broken führte sie wieder zusammen. Eigentlich war dies ein Überraschungsgig. Waren doch ursprünglich nur „Junkhead + DJ Beaufrost“ angekündigt. Weil Junkhead jedoch den Übungsraum mit Broken teilen, hatte deren Sänger die Kumpels einfach als Vortrupp eingeladen.
Um 21.45 Uhr feuerten BROKEN mit „The Last Time“ vor dreißig Wichten den Startpeng ab. Dreißig drin im Keller. Dreißig draußen an Kicker und Billard. Vor der Bühne indes Leere. Klar, daß sich das ändern mußte. Die Stunde ab „Focus 10“ hab´ ich headbangend vor Broken verbracht. Die ja im Grunde schon ein Fossil sind: Bassist Rabenstein und Schlagzeuger Zimmermann waren von 1987 bis 1996 mit den Thrashern Think Of Misery Labelkollegen der Böhse Onkelz. Anfangs bei Onkel Nowotny und dessen Firma Metal Enterprises. Und ab 1992 - dank Weidners verzweigter Verbindungen - bei Bellaphon. Mit den Miserys war´s 1996 vorbei; Vokalist Eiler kam 1997 - und Broken waren geboren. Und was verführt ´nen Doomer zum Headbangen? Bissiger Metal mit abgefahrenen Melodien. Die Verquickung unterschiedlicher Welten machte den Reiz aus: der spirituelle Flow, der Metaller Heiko und der Streetpunk Marcus - ein Mix, der knallt! Broken sind eine jener Gruppen, die jahrelang unbeachtet und dennoch unverzagt im Untergrund arbeiten. All der Massenmüll von MTVIVA, all die Kindsmutanten und Metallicatransen: Vergiß sie! Gruppen wie Broken haben den Metal ins neue Jahrtausend gerettet! Metallica liegen schon lange unter der Erde. Doch einer hat das aggressive, leicht heisere Timbre von Hetfield geerbt: Flow. Und der stand heute lebendig in weißem Hemd vor uns. Wackelig zwar - aber er stand. Rückendeckung gaben Heikos wuchtige Schläge auf den Viersaiter und Marcus´ explosiver Trommelwirbel. Broken rappelten sehr taff, nicht zu laut und nicht zu leise. Mit einem Wermutstropfen: Die schöne grungige Psychedelika vom Demo fehlte völlig. Alles war neu. Neue Klangfarben in der Welt der „Gebrochenen“. Stille, von einer gewissen Traurigkeit getragene, fast schon doomige Passagen hatten sich hineingeschlichen. Wie in „Asleep“. Neben dem wilden Punkmetal strömten final einige schwere Blueser und zähe Crowbar-Groover. Diese dunklen Vibrationen brannten sich jedem Slowbanger tief in jede Faser seines Körpers. Broken schlossen mit „Hole“. Aber ich denk´ mal, daß die Band überall ist, nur nicht in einem Loch. Broken, supershine forever!
Flow, Heiko und Marcus klatschten sich mit den Komplizen von JUNKHEAD ab. Es war um elf, als Justin, Jojo, Mark, Boris und Stefan aus den Straßen von F die Bretter erstürmten, um rüden Hardcore Punk herauszudreschen. Im Handstreich geriet die zuvor von mir beherrschte Abdoomzone zur Kampfzone für die wilden Pogo- und Moshtänzer. Junkhead hatten ein phantastisches Jahr hinter sich: Durch Justins Tätowierjob bei Kevin-Russell-Spezi „Auge“ führte ein direkter Draht zu den Böhsen Onkelz - welche im Sommer 2003 unter dem Decknamen Los Tioz der anonymen Hallen- eine intime Klubtour folgen ließen. Junkhead durften für die Onkelz eröffnen! Den jungen Ruhm ließen sie sich heute Nacht aber nicht anmerken, und gaben sich vollends frei von Allüren. Junkhead waren allenfalls „Pornstars“. Dennoch - ´tschuldigung - mit Hardcore steh´ ich auf Kriegsfuß. Alina, Flow und meine Wenigkeit überließen die Heavy Lounge den Hartmännern...
 
... und quasselten in der nicht minder lauten Elfer-Kneipe weiter. Heiko kam dazu und erzählte von der Zeit, als die Onkäls noch Böhse waren. Von nicht vorgelegten Notenschriften und 700 Mark Strafe. Und wir stellten fest, daß wir beim legendären Onkelz-Konzert im Offenbacher Hinterhaus F63 (absurderweise über einem türkischen Kulturverein) ins selbe Licht sahen. Damals eröffneten Think Of Misery für die Onkelz! Lang ist´s her und schön war die Zeit. Später gesellte sich auch noch Jörg von Soleilnoir hinzu. Irgendwann zerstiebte sich alles vom Winde, auch Junkhead waren schon durch, als aus der Heavy Lounge Metallicas „Blackened“ drang! Der DJ Beaufrost schmiß ollen Thrash in den Schacht, ich machte keine Gefangenen mehr... und stolperte weit nach eins durch eine kalte Vollmondnacht zum Bus nach Heddernheim. Der letzte war längst weg. ´Ne Droschke mit ´ner übelriechenden Gestalt vom Orient brachte mich heim.
 
 

Heiliger Vitus, 9. November 2003, Bilder: Alina und Vitus
Eigentlich ein Doom-Addikt...
 
.:: ABSPIELLISTE BROKEN ::.
 
1. Last Time
2. Focus 10
3. Real
4. Slaves
5. Asleep
6. Wave
7. Tricks
8. Hole