INTO COFFIN
D-Frankfurt am Main, The Cave - 30. Juli 2016
Doom Over The Cave“: ein mythischer Titel im doomigen Purpur auf einem Plakat für eine einmalige Nacht; das Licht im Gewölbe unter der Innenstadt von Frankfurt stark heruntergedimmt; auf den Simsen längs des Raums Grablichter; die Bühne von blutroten Kerzen erleuchtet; ein Andenkenstand mit aus der Zeit gefallenen Musikkassetten; hin und wieder in die Luft gepusteter Nebel: Die Macher hatten für einen äußerst stimmungsvollen Rahmen gesorgt, mußten sich aber eingestehen, daß Doom in der Weltstadt niemand interessiert. - - Nach unserem Umzug vor zwei Wochen von der Wetterau zurück nach Frankfurt, nachdem über hundert Kisten ausgepackt und Haus und Garten einigermaßen auf Vordermann gebracht wwaren, bedeutete der Auftritt von Into Coffin für Peanut und mich ein Wiedersehen mit dem „Cave“ seit zwölf Jahren. Ein Wunder, daß der Klub die Zeit in einem der wenigen von der Abrißbirne verschonten Häuser im Areal rund um die Zeil überlebte. An die zwanzig Gäste hatten sich neben uns unter die Erde der Konsumtempel verirrt. Die Neugier der Bardame „Darf ich dich fragen, wie du auf die Veranstaltung gekommen bist?“ schien mehr als verständlich. Auch sonst grenzte es an eine Unmöglichkeit, daß „Mainhattan“ am heutigen Sonnabend überhaupt Doom erleben durften...
 
... denn 24 Stunden zuvor hatten die als Hauptakt gesetzten Black-Metal-Crusties DEPRAVATION aus Gießen ihr Kommen „aus persönlichen Gründen“ abgesagt. Die Suche nach Ersatz lief ins Leere. Dafür wurde der Eintritt von acht auf sechs Euro gesenkt, und die Verbliebenen umso ausgiebiger gefeiert.
INTO COFFIN zeigten sich keine Spur verbittert angesichts der Umstände. Obendrein bot die maximal entspannte Atmo maximalen Raum zum Headbangen! Halb zehn brach der Sturm mit einem Fiepen, Knarzen und Poltern aus den Lautsprechern los. Vorn thronten drei Langhaarige mit getarnten Gesichtern, Metalshirts, hautengen Jeans und Patronengurten und Eisenketten an den Hüften. Jene zelebrierten ein Fest für Anhänger von Legenden wie Burzum, Sunn oder Sleep. Die okkulten Weltraumkrieger S., G. und J. zermorphten geradezu mit ihrer Mission, sie sprühten vor Leidenschaft und Menschlichkeit, und verkörperten den Doom - sich mehr und mehr in einen manischen Rausch lavierend - als spirituelle Klangkunst, die sich nichts und niemand anbiedert oder unterwirft. Leidvolle Agonie und gequälte Heiserkeit (aus zwei Kehlen, manchmal zugleich) konglomerierten mit wuchtigen, kraftvollen Apparrillos und eindringlicher, transzendentaler Mimik zu einem alles umwerfenden Ereignis. Man konnte auch sagen: Die Ästhetik des Black Metal huldigte der Beseeltheit des Doom. Es dominierte die Kraft der Langsamkeit unterbochen von einigen raserischen Passagen. Nicht eine Ansage störte diesen Fluß. Dabei bestand die verprochene „Special setlist“ aus dem gesamten Bunkerwerk 'Into A Pyramid Of Doom' (sprich: fünf Titel in 56 Minuten), erweitert um „Crawling in Chaos“. Jedes Teil ein Treffer ins Schwarze! Am Ende standen 74 unvergessliche Minuten. Jede eine für die Ewigkeit. Oh, Frankfurt, daß du das erleben durftest!
Den für den Nachhall angesetzten Alternative-Metal-Hardcore-Tanz mit dem rotbekappten Fred Durst alias DJ Hammer von den Hörraumrockaz haben wir uns erspart... er hätte alles ruiniert... und stattdessen einen letzten Schluck an der einstigen Lieblingsbar „Nachtleben“ genommen. Dort hatten sich die Dinge leider dynamisch weiterentwickelt...
 
 

((((((Heiliger Vitus)))))), 1. August 2016
.:: ABSPIELLISTE INTO COFFIN ::.
(21.33-22.49)
 
1. The Entrance
2. Stargate Path
3. Into a Pyramid of Doom
4. The Deep Passage for the Infinity of the Cosmos
5. Crawling in Chaos
6. Black Ascension