GATLING, SAMAX, UNHEIL, DEINE MUDDER
D-Frankfurt am Main, Die Halle - 31. Dezember 2007
Unter dem Schlagwort „Neujahrsmassaker“ hat Silvester ´07 in Frankfurts sympathischstem Metalschuppen - Die Halle - eine Heavy-New-Years-Night stattgefunden. Für sechs Piepen plus Spende konnte man vom alten Jahr angemessen Abschied nehmen. Neben vier Gruppen war auch ein kleines Büfett mit Würstchen und Salat aufgefahren. Chris & Crew hatten erneut alles für einen geilen Schwermetallabend getan. Leider verloren sich im Keller der Wächtersbacher 84 dann aber ein weiteres Mal nur fünfzig Leute (Jungvolk und Freudeskreis). Der Metal ist in Frankfurt mausetot!
„Blut, Mutter, Blut!“ 20.05 Uhr hatten die fünf Offenbacher Alternativ-Metaller DEINE MUDDER losgelegt. Ein schrecklich unbegabter Sänger, kruder Straßencharme, abgedroschener Hardrock und von Metallica abgekupferte Riffs: Das war das, was von 35 Minuten Muddermucke hängen blieb. Ein paar Groupies hatten „Ausziehn, ausziehn!“ gefordert, wurden aber vom Fronter mit der Bemerkung, daß dessen Mutter anwesend sei, enttäuscht. Die letzte Nummer, „Generation of Desperation“, war zugleich die Beste in einem ziemlich faden Vortrag mit dem Charme einer Proberaumsitzung.
Als experimentellen Death Metal bezeichnen UNHEIL ihren Stil. Wenngleich nicht stiltypisch schwarzmetallisch gekleidet, so war das, was die Halle nun erlebte, rassenreiner Black Metal mit einer Verbeugung vor Venom. Die fünf Heavies aus Hainburg am Main bestachen mit roh knüppelnden Gitarren, Hochgeschwindigkeitsgetrommel, tiefem Gerumpel und finsteren Inhalten auf Germanisch, die meistens geröchelt und mitunter auch zweistimmig rausgeschrien wurden. Mr. Growly and the magic Fotzenleckers waren mit ihren Unheiligkeiten wie dem „Todbringer“ das Kommen wert. Leider vereitelte die Enge vor der Bühne das körperliche Ausleben. Nach 35 geilen Minuten war um 21.10 Uhr mit dem vehement geforderten „Abschlachtkommando“ Schluß mit Germanium Metallicum.
„When Samenmax your Samen fucks!!!!!!“ Treu dieser Myspace-Aussage und eisernen Ergüssen wie „Ficken 2“ und „Ficken 3“, ging es mit SAMAX aus Mainhattan moralisch jugendfrei weiter. Erste Amtshandlung der vier Frankfurter war es dabei, die Abspielliste von Unheil vom Boden zu reißen, nach Strich und Faden zu zerknüllen, und sie in die Ecke zu feuern (so was wie eine vorweggenommene Vergeltung an die Vorgänger, an die sie trotz Tragens eines Burzumhemds nicht rankamen). Rein klanglich brachten Samax einen Mix aus Death-Thrash-Geknüppel wie in den frühen Neunzigern und einigen progressiv-todesmelodischen Gitarren, die Opfer einer schlechten Aussteuerung wurden. Nach 35 teils rohrkrepierenden Minuten, nachdem mir ein allzu eifriger Headbanger mit seinen Loden zwei Flaschen Bier umgerissen hatte, und ein anderer aus dem Jungvolk untern Tisch gekotzt hatte (sein Kumpel durfte die Sauerei wegwischen), war auch die dritte Formation Geschichte.
Hurtig weiter in den Untergang - mit GATLING aus Offenbach. Gatling hatten solch´ blumige Nummern wie „Durchtriebene Natursektbräute reiten immer wilder“, „Ghost Fisterer“, „Fistfucking Anal Suffering“ und „Purulent Cunt Slime“ im Gepäck. Sie wurden zelebriert von einem gewissen Octocock, dem Sänger, dessen Mikro vormals ein Dildo war, und der erst nach einem dritten Harald-Juhnke-Gedächtnisschnaps Betriebstemperatur erreichte. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten machten Gatling in der Folge einen durchaus brauchbaren, derb-vulgären Grindcore in der Machart alter Carcass und verblichener Righteous Pigs. Chaotisches Maximalgeschwindigkeitsgewürge krachte auf asozial-schlüpfriges Pathologengeröchel. 23.35 Uhr war Sense.
 
Den Countdown 2007 erlebte ich mit meinem Mädel in einem Wagen der U-Bahn 7. Das eindrucksvollste Erlebnis der letzten Rauhnacht des Jahres sollte uns indes auf dem Heimweg am Fluß Nidda erwarten: Nebel in einer Dichte, daß man die Hand nicht vor Augen erblicken konnte, hatte sich über die Wiesen gelegt. Die Richtungslosigkeit in Verbindung mit den gedämpften Detonationen der letzten Feuerwerksböller erzeugte eine zwischenweltliche Stimmung. Mit dem Geist irgendwo im Nirgendwo und der Seele daheim in Dresden.....
 
 
.....Heiliger Vitus, 2. Januar 2008
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
UNHEIL
1. Vollmond
2. Cogito ergo sum
3. Schlaflied
4. Todbringer
5. Zurück nach Worms
6. Archimedischer Punkt
7. Wahrhaftigkeit
8. Trommelwirbel
9. Abschlachtkommando
 
GATLING
1. Durchtriebene Natursektbräute reiten immer wilder
2. Nameless
3. Expedition in die Mokka-Grube
4. Ghost Fisterer
5. Sick Pervert
6. Gagging Vomit Whore
7. She´s Not Coming Home Tonight
8. Fistfucking Anal Suffering
9. Purulent Cunt Slime
10. Napalm
11. Her Eyes Told Me
12. Der Haas