BLACK PYRAMID, BRUTUS, HEAT, LO-PAN, CLIFFSIGHT
D-Frankfurt am Main, Das Bett - 30. April 2015
Frankfurts kleines Pendant zu Roadburn, Desertfest & Co., die Stoner-, Psych- und Heavy-Rock-Reihe SKY HIGH FESTIVAL, ging in der heutigen Walpurgisnacht in ihre schätzungsweise achte Runde. So genau weiß es wohl niemand, da sie nicht durchnumeriert wurde. Zumindest sollte die heutige Ausgabe eine der heftigeren werden... Die Karawanen von Black Pyramid und Lo-Pan sowie von Heat und Brutus trafen im Frankfurer Westen aufeinander. Dazu gesellten sich die regionalen Vertreter Cliffsight. Veranstalter Kostis kannte auch die Reihenfolge ihres Auftritts, rasselte sie aber in einem Tempo runter, daß ich sie auch beim zweitenmal nicht verstand. - Peanut und ich waren aus drei Gründen ins „Bett“ gefahren. Erstens suchten wir einen Austragungsort für unser geplantes Doom-Festival 2016. Zweitens wollten wir die Massachusetts-Stoner-Doomer Black Pyramid sehen. Und Drittens wollten wir uns die Kante geben. Nach einer Verpflegung beim Chinesen an der Ecke, tauchten wir zum Preis von 20 Euro zum versprochenen Beginn von 20 Uhr 30 im Klub ein. Dort verloren sich durchgezählte 25 Personen, auf dem Höchststand (bei Heat) waren es um die 150. Neben Lee am Pult, zwei netten Girls am Bier, sowie „Rockstage Riot Rheinmain“-Reporter Micha, erschien auch ein flinker Dreadlockmann aus Hochheim: Unser Bekannter Tim peilte für den zehn Tage später steigenden Mainz-Marathon eine Endzeit von 2:45 Stunden an. Wahnsinn! - und plötzlich war meine alte Wunde aufgebrochen: RUNS END, BUT BEING A RUNNER NEVER STOPS...
„Schönen guten Abend, Sky High! Schön, daß ihr alle da seid!“ Mit leichtem Zeitverzug begannen CLIFFSIGHT das Vorspiel. Leider hatte sich beim Wiedersehen nach fünf Jahren - als sie am selben Ort für Sleepy Sun eröffneten - überhaupt nichts verändert. Trotz sichtlicher Bemühung und trotz trippiger Lichteffekte war die Inszenierung aus dem hessischen Hanau schal und ohne jeden Charme. Auch mit den Teilen ihres zweiten Albums 'Kokoro' lieferten Cliffsight einen Mischling aus Heavy, Prog- und Psychedelic Rock, der etwas sprunghaft und sinnfrei dahinplätscherte. Alternativen Rock habe ich nie verstanden. Ihre stärksten Momente hatten Cammerzell, Topitsch, Prasche und Schein, wenn sie sich dem Stoner Rock annäherten - was heute nur am Ende in „Metamorphosis“ geschah. Was blieb, war eine erneute Enttäuschung.
Von einem ganz anderen Kaliber waren die Nächsten. Mit ihren kolossalen, geradezu bedrohlich schweren Körpern, hatten Vokalist Martin und Sechssaiter Thompson, Trommler Bartz, sowie der fast leichtgewichtige neue Gitarrist Zamabrano Mächtiges auf der Startrampe. 'Colossus' war Programm, so hieß das Album. Die Heavy Stoner Rocker LO-PAN aus Columbus, Ohio wirkten wie die Reinkarnation von Pearl Jam, Soundgarden und Kyuss in einem, hier in einer deutlich ausschweifenderen, leicht angestonerten bis angedoomten Version, und dies in typisch amerikanischer Machart. Insgesamt fuhren Lo-Pan sechs fulminante Geschütze mit Wucht und Bums auf, von denen der Zehminüter „Bird of Prey“ herausstach. „The Duke“ beschloß danach die Schau. Wenngleich sie nach dem Auftakt etwas in den Routine-Modus fielen, waren Lo-Pan für so mach einen die Sieger der Nacht. „See you next time!“
„Hallo, wir sind HEAT aus Berlin, mit Brutus eine Woche auf Tour, und jetzt zu Gast beim Sky High Festival!“ Welche Klischees fallen einem zum Retro-Rock ein? Bestimmt Gitarren, lange Haare, Koteletten und Bärte, knallige Hemden, Denim, Schweiß und schöne Frauen. Heat - die übrigens nicht wie Berliner sondern wie Anhaltiner klangen -, gelang es, alle Attribute mit Liebe, Leidenschaft und Glaubwürdigkeit zu vereinen, und so eine weitere starke Gruppe des Genres zu sein. Nur wer braucht eine weitere Auferstehung von Blue Cheer, Atomic Rooster und den Siebzigern? Aber ich will nicht nörgeln! Die Quinte aus dem Osten hatte hohen Schauwert, einen eindringlichen Sänger mit beschwörend weit aufgerissenen Pupillen, progressiven Grips, und sie zog ihr Ding wie aus einem Guß unbeirrt durch. „Die nächsten sind Brutus. Da könnt ihr euch schon mal auf was gefaßt machen!“ Nach „Loving Devotion“ war Sense. Peace! und Guck, guck...
Der Sänger betrunken und immer mit Flasche in der Hand, der Rest lustlos bis weggetreten: Das waren die hoch gepriesenen BRUTUS. Mit ihrem psychedelischen, an Grand Funk erinnernden Hardrock stilistisch ähnlich gelagert wie die Tourgesellschaft aus Ostdeutschland, ruinierte sich die Horde aus Norwegen und Schweden selbst. Doch da lagen sie weitgehend auf einer Linie mit dem Verfasser. Brutus waren reißerisch, krawallig, mitunter auch wie so eine Art Übungsraum-Mucke, und nicht unter drei Promille auszuhalten. Der Stromerzeuger lief, Miss Elin bekam die viagraverstärkte Peitsche durch „Blue Pills“, einzig der Kampfhund war heute Nacht Gassi! Riff, riff...
Darryl Shepard, Gein und Clay Neely, die Psychedelic War Metaller BLACK PYRAMID aus USA, für die wir in die große Stadt gefahren waren, wurden Opfer des viel zu späten Beginns, und der Tatsache, daß sie als Hauptattraktion erst um 0 Uhr 45 durchstarten konnten. Nach Brutus hatte der Exodus begonnen. Als wir beim ersten Stück gehen mußten, war die Halle nahezu entseelt. Dies durfte sich der Veranstalter auf sein Fähnlein schreiben. Immerhin ergatterte ich noch die letzte Kopie der Platte 'Doomsayer“ von The Scimitar, einer Splittergruppe von Shepard und Gein. Das Ende war für Peanut und mich grausam. Black Pyramid hatten Besseres verdient! Nachts um kurz vor eins stolperten wir zur Begrüßung des Frühlings und des Sommers in eine verregnete Walpurgisnacht...
 
 

Heiliger Vitus, 1. Mai 2015
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
CLIFFSIGHT
(20.37-21.08)
1. Rascal Girl
2. Golden State
3. When The Sun Goes Down
4. Alter Ego
5. In Times Gone By (When I Was Young)
6. Metamorphosis
 
LO-PAN
(21.22-22.06)
Titel unbekannt
 
HEAT
(22.23-23.08)
Titel unbekannt
 
BRUTUS
(23.29-0.23)
1. Hypotized
2. Big Fat Boogie
3. Mystery Machine
4. Hey Mama
5. Golden Town
6. Blue Pills
7. Solution
8. Personal Riot
9. Brutus Is A Hellhound
10. Feel Free
11. Can´t Help Wondering Why
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12. Stagnant Pool [Leafhound]
13. Swamp City Blues
 
BLACK PYRAMID
(0.45-2.00)
1. Stormbringer
2. Mercy´s Bane
3. Open the Gates
4. Issus
5. Aphelion
6. Void Traveler
7. Swing The Scimitar
8. No Life King
9. Visions of Gehenna