UFOMAMMUT, LILI REFRAIN, ELECTRIC WHALE
ITA-Rom, Traffic Live Club - 27. März 2014
((( Ufomammut ))) Der Auftritt der italienischen Stoner-Doom-Legende wurde neben dem Marathonlauf und einem Rundgang durch das Marmorstadion zum Höhepunkt unserer Reise nach Rom. Ufomammut waren mir seit ihrem Erstlingswerk 'Godlike Snake' ein Begriff. Bereits 1999 hob sich die Gruppe aus dem Piemont durch seine kosmischen Ausschweifungen vom damals angesagten Stoner Rock ab. Es war ein Riesenwunder geradezu, daß Peanut und ich Ufomammut in unserer letzten Nacht in Rom noch erleben durften. Der Weg führte in ein Gewerbegebiet an der Schlagader Via Prenestina. Ein Taxi chauffierte uns zur Nummer 738. Dabei hatten wir Glück, nicht in den vom amerikanischen Präsidenten ausgelösten Stoßverkehr zu geraten. Obama besuchte heute den Vatikan und das Kolosseum. Roms Straßen waren bis in den Abend dicht! Letztlich waren wir eine Stunde zu früh. Doch rechts vom „Traffic Club“ befand sich eine Bar, in der sich die Zeit versüßen ließ. 21.45 Uhr begann der Einlaß. Jeder Besucher mußte sich mit Namen, Anschrift und Geburtsdatum in einer Liste eintragen. Der Eintritt betrug zehn Euro. Dafür bekam man einen personalisierten Klubausweis in die Hand gedrückt. In den schmalen Flachbau paßten rund 250 Leute. 180 bis 200 tummelten sich bei Ufomammut im roten Inneren. Alle Unkundigen erlebten eine weitere Seltsamkeit: Zu jedem Getränk wurde eine Quittung ausgehändigt. Der Becher Peroni kostete einen Fünfer. Neben Vinyl, Silberlingen, Shirts und Aufnähern, verkauften Ufomammut auch selbstkreierte psychedelische Graphiken.
Drei Lolitas mit den klangvollen Namen Giada Podestà, Francesca Cascasi und Valeria Tirabassi bestritten ab 21.57 Uhr das Vorspiel. Eines, daß sich gewaschen hatte! Zusammen nannten die drei Römerinnen sich ELECTRIC WHALE, und ebenjene zelebrierten reinrassigen Stoner Doom! Ich selber hatte mich nicht informiert. Entsprechend groß waren die Entgeisterung und der Verdruß einer entgangenen Vergnügung. Schöne langsame Gitarren, spartanische Trommeln, rauher Gesang, lange Haare, Tattoos, abgewetzte Klamotten, ein sympathisches Lampenfieber der Mädel: Als Doomsüchtiger hätte man in einen Veitstanz fallen müßen. Doch als der Kaltstart und alle Scheu überwunden waren, war auch schon alles vorbei! Coitus interruptus nach nur 19 Minuten! Das Spiel der Römerinnen war klasse, nur mit dem Reden wollte es nicht klappen. Mein dreimaliges Anwinseln nach den Namen der gespielten Lieder wurde von der Fronterin dreimal mit einem herablassenden „Electric Whale!“ abgeschmettert. Es ging jedoch um große Tiere. Das erste handelte von einem Wal, das zweite von einem Gorilla, das dritte von einem Büffel.
Nach acht Minuten Pause legte eine weitere blutjunge Dame aus Rom los. Mit schwarz-roter Tarnschminke, Kapuzenjacke, Kampfstiefeln und zornigem Blick trug LILI REFRAIN eine punkige Attitüde zur Schau. Was subversiv begann, geriet allerdings rasch ins Rutschen. Lilis Hauchen und Schreien wurde von ätherischen Frauenstimmen aus dem Off berieselt. Dazu passten die Bewegungen und die Klänge nicht so recht zusammen. Richtig peinlich wurde es, als Lili ihre Gitarre in die Luft reckte, das Instrument jedoch in Hendrix-Manier weiterfrickelte. Schwarze Magie, billiger Hokuspokus, oder dilettantisch getrickst? Auf jeden Fall war das so seltsam, daß es fast wieder Kult war. Rein stilistisch bot Lili Refrain einen experimentellen bis schrulligen Halb-Playback aus Folklore, Drone, Death Doom und Hardrock. Nach etwas zu langen 43 Minuten war der Mummenschanz vorbei.
Eine Viertelstunde vor Mitternacht kam´s zur Götterdämmerung. Rom wurde von den Stoner-Doom-Pionieren UFOMAMMUT erleuchtet. Lange Bärte, fliegende Mähnen, zermalmende Zeitlupenriffs, verzerrte Schreie, zen-buddhistische Ekstase, unterstützt von einer Trikolore aus grünen Bassboxen, weißem Nebel, rotem Licht und bewegten Bildern - ohne Projektionen kein Stonerdoom! -: Ab 23.45 Uhr erbebte der Traffic-Club unter der buchstäblichen Wucht von Poia, Urlo und Vita. Jene sind seit 15 Jahren unzertrennlich zusammen. Entsprechend lief ihr Auftritt wie geölt. Da Rom zugleich den Auftakt ihrer 'Magickal Mastery Tour' im Frühling darstellte, waren die Kräfte frisch und unverbraucht. Die Protagonisten hatten sichtlich Spaß - und ihre Gefolgschaft feierte sie ab. In der Luft schwebte Cannabis. Ufomammut lieferten ein packendes Geflecht aus psychedelischen Lichtspielen, schwerem Doom und rauschhafter Leidenschaft auf höchstem Niveau. Von 'Godlike Snake' bis 'Oro: Opus Alter': Jede ihrer acht Schallrillen wurde mit einem Stück berührt, ein Kracher jagte den anderen. Selbst die stonerigen, etwas milderen Passagen strotzten vor Hingabe und Urgewalt. Ufomammut gingen körperlich an die Grenzen. Besonders Sechssaiter Poia konnte man das im Grande Finale anmerken. Wir waren wohl alle ziemlich durch den Wind. Für Signorina Peanut und mich endete dieses Ereignis nach einer Fahrt durch die nächtliche City um 3.15 Uhr. ROMA O MORTE!
 
 
((((((Heiliger Vitus)))))), 30. März 2014
.:: ABSPIELLISTE UFOMAMMUT ::.
(23.45-1.09)
1. Mars
2. Oroborus
3. Stigma
4. Hopscotch
5. Destroyer
6. Sulphurdew
7. Eve
8. Hellcore
9. Stardog
10. God
11. Odio
12. Aureum
13. Demontain