THE MONTESAS, THE LOMBEGO SURFERS, THE BLACK KNIGHTS
D-Frankfurt am Main, AU - 19. September 2003
In fünf Wochen würde ich den Frankfurt-Marathon rennen. Konzis waren Gift. Aber heute weilten die Lombegos in der Stadt. Vier Jahre zuvor hatten Frl. P. und ich die Surf´n´Roller aus der Schweiz im Dresdner „Starclub“ vor Dead Moon gesehen. Wiedersehen Pflicht! Um zehn waren wir in der „AU“. Dreißig Piepel genossen die letzten Schlucke des Jahres im Freien an der „Furcht Bar“. Nicht so gut besucht war der Konzertkeller. Nur zwei verloren sich am Kickertisch: Lombego-Tony und der mitgereiste Händler aus der Schweiz. Letzter stellte sich erst als Robert vor - und als er mein Eyehategod-Shirt sah, waren ruckzuck Doom-Brücken geschlagen! Denn Rob spielt bei den Sludgern Barbecue, teilt mit Tollwuet den Proberaum, ist Spezi von Voodooshocks Greili, war beim Gig von Hidden Hand, hat mit dem Shepherd-Kanzler philosophiert etc etc... Auch Gruppenkopf Tony hatte alle Zeit der Welt für uns. Der aus Boston stammende Exil-Ami, schwärmte in einem skurrilen Mix aus Schwyzerdütsch und Englisch von seinen alten und neuen Auftritten mit Dead Moon in Dresden. Und er gestand, daß er beim Abschied von Dresden heimlich eine Träne vergoß...
Halb elf stieg der Vortrupp in den Ring. Showtime für THE BLACK KNIGHTS. In Dämmerlicht und unter weißen Kapuzengewändern mit Kruckenkreuzen waren sie aufmarschiert, die Schwarzen Ritter. Eine Art Rockabilly-Boogie-Punk-Trash lieferten sie, etwas Schwitziges mit Südstaatenflair und einem subversiven „I Hate“ zum Auftakt. Die mit morbiden Grunzlauten verkündete Schrägheit darauf hörte sich sinngemäß so an: „The next song is from a very famous person. I can´t remember who it was.“ Nummer drei im rasend runtergeholzten Programm trug den Titel „Black Knight in Love“ und nach „Bring out The Boogie“ war´s Sense für die Geistermänner. Vier Nummern binnen zehn Minuten. Ein sehr merkwürdiger Auftritt. Im Kostüm steckten drei Mitglieder der Montesas.
Aloha from hell! THE LOMBEGO SURFERS enterten die Planken. Ausgezehrte Zwerge, doch mit Herzen von Riesen. Tony, Pascal und Rolle. Und die waren wirklich ewiggestrig. Ein bißchen Minipli, Strähnchen, ein bißchen Vokuhila, Denim, Kutten - und Tangas. Fies sind sie also auch. „Nehmt die Perücken ab!“, lästerte jemand. Aber nein, nein!: Die Lombegos sind Kult seit 1988! Ich selbst hatte ihren Mix aus Surf, Garage und Punk 1999 bewundert, und - Asche aufs Haupt - besaß keine Platte. Pascal schenkte mir die Abspielliste und so kann ich Titel beisteuern. Mit „I Got Hip“ machte ein Kauzrocker in Dead-Moon-Manier den Anfang. Pascal schlug cool wie Lemmy den Bass, Rolle hämmerte trocken auf die Trommeln ein, und Tony ließ den Sechssaiter dröhnen und sang die deftigen Garagenrocker „Is That All“ und „In Their Eye“ dazu. Mit „I Want Out“ kam das erste Lied vom Neuwerk 'Seven Pleasures'. Ebenjene stehen für Anger, Gluttony, Indolence, Stinginess, Arrogance, Jealousy und Lust. Zwei Instrumentale schlossen sich an, vielleicht die schönsten Momente im Kosmos der Lombegos. Wilde Achterbahnen à la Tarantino und Surfen durch Springfluten mit dem „Wave Runner“ folgten. Und wieder startete die Bande aus Boston und Basel einen instrumentalen Streifen im Gehirn - nun mit der „3rd Stage“. „Frankfurt is known for the hot weather“: diese ironische Ansage galt dem „Cool Life“. Das punkige „Hang Around“ krachte aus den Speakern. Und mit einem „Song vom ersten Punk“ wurde dem jüngst gestorbenen Altmeister des Country gedacht. Der „Ring of Fire“ schloß in einem „Thank you, Johnny Cash! What will we do without him?!“ Danach wurden wir in die „Headhunters Cove“ geschickt, es folgte bluesige Melancholie mit „Mesquite“, „Shark Man“ und „Destination Blue“, und auch Bonanza ritt wieder durch den „Reverends Ride“. Für die inzwischen sechzig Besucher rockten die Lombegos final noch drei weitere von der Leine. Ein „Song from a punk from New York City“ rundete die Schau zur Geisterstunde ab. Er galt der Punkmutti Patti Smith: „Pumping My Heart“. Surf on, Lombegos!
Wird Sixities-Beat das nächste Ding im Untergrund? Die mit schwarzen Anzugshosen, weißen Halstüchern, roten Hemden und Orgel bekleideten THE MONTESAS waren Verfechter dieses Stils. Die Kasselaner starteten mit „What You Gonna Do“, dem „Sharp Man“ und „Sugar Ice“ ihren 'Midnight Beat'. Die AU verströmte nun Stubenflair und die vier gelackten Figuren taten beatend, bebopend, shakend, surfend und twistend alles, um aus der jungen Nacht ein fröhliches Stehbankett für achtzig Partysanen zu machen. Ihr katalanischer Sänger Bontempi hauchte: „Still! Ordnungsamt?!“... aber die Gesetzeswächter ließen gewähren! Mit dem von den Montesas zelebrierten, quietschbunten Bonbonschein der Nachkriegsmusik kann ich nichts anfangen. Eigentlich wollten wir auch nur die Lombegos sehen. Ich gesellte mich noch mal zum Merch-Boy Rob. Der steckte mir die Demo-CD seiner Band Barbecue zu und ermutigte mich, Schlagzeug zu spielen. Wir verloren uns in Bier und Doom. Die Montesas servierten Süßigkeiten wie „Lonely“ und etwas vom „Hoochie Coochie Man“, und daß sie „Born to Rock“ seien, und unterlegten ihre Nostalgiechose mit unzähligen „Yeah“s. Halb zwei traten wir - den Tank voll Tiki und Twist und in Rücksicht auf meine Glykogenbunker - den Rückzug an. Der letzte Beat war geschenkt.
 
 
Heiliger Vitus, 21. September 2003
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
THE BLACK KNIGHTS
(22.35-22.45)
u.a.:
I Hate
 
LOMBEGO SURFERS
(22.55-0.00)
1. I Got Hip
2. Is That All
3. In Their Eye
4. I Want Out
5. Indian Pipe
6. Tiki Zone
7. Wave Runner
8. 3rd Stage
9. Cool Life
10. Hang Around
11. Ring of Fire (Johnny Cash)
12. Makes No Difference
13. Walk Alone
14. Walk Away
15. Headhunters Cove
16. Mesquite
17. Shark Man
18. Destination Blue
19. Cross The Line
20. Wrap It Up
21. Grab It
22. Reverends Ride
23. Voodoo Z
24. Slurp
25. So Low Down
******
26. I´m Right
27. Sausage Link
28. Pumping My Heart (Patti Smith)
 
THE MONTESAS
(0.20-XXX)
u.a.:
What You Gonna Do
Sharp Man
Sugar Ice