HALLOWEEN OF DOOM IV
 
OBELYSKKH, BLACK SHAPE OF NEXUS, WALL, GALLONS OF MUD, GORGONOISID
D-Darmstadt, Bessunger Knabenschule (Halle) - 2. November 2013
(((O))) Nach den stimmungsvollen Austragungen 2009 und 2010, nach dem Ausfall 2011, und nach der von uns glatt verpennten Fortführung 2012, kam es 2013 für Peanut und mich zum dritten HALLOWEEN OF DOOM in Darmstadt. Halloween an sich war vorgestern, dafür war heute unser 21. Kennenlerntag. Heute vor 21 Jahren begann die wilde Ehe von Frau P. und mir. Fast ein Menschenleben her... Geschenke hatten wir bekommen: Unser Freundespärchen Simone und Micha hatte uns einen Kasten Bier und einen Strauß weiße Rosen aus Magdeburg-Anhalt mitgebracht. 5 ¼ Stunden waren die beiden auf der Autobahn unterwegs gewesen, und weitere 1 ½ Stunden mit der Eisenbahn von der verregneten Wetterau nach Südhessen folgten. Das ist Liebe zum Doom! - Mit Micha und den beiden starken Frauen zur Seite war ich Schlag 18.56 Uhr im Foyer der Knabenschule erschienen. Bis 19.00 Uhr kostete der Eintritt zehn, danach zwölf Euro. Während die drei Gefährten im Hof ihren Druck loswurden, hatte ich die vier Ermäßigungen sichergestellt. Ein Geist kommt schließlich selten allein... und die Mitarbeiter von „Starwhore“ gaben sich gewohnt selbstlos! Doch leider sollte es auch wieder zu erheblichen Verspätungen im Ablauf kommen, und zweitens standen - mit Ausnahme von Obelyskkh - viele Akteure auf der Bühne, die miteinander schon mal in der einen oder anderen Gruppe doomten, und sich heute gegenseitig aushalfen. Aber dafür gab´s viel richtigen Doom. Anfangs rund 50, später an die 80 Leute füllten den Saal luftig auf. Auch das Interesse war schon mal größer... Licht strahlte den Schriftzug HALLOWEEN of DOOM Vol. 4 auf den schwarzen Vorhang hinter der Bühne. Ferner wurde auf Effekte verzichtet. Kein Nebel, kaum Licht, nur Doom pur!
Mit einer Viertelstunde Verspätung begann der Reigen. GORGONOISID waren unter anderem mit Confused, Golden Gorilla und Black Shape of Nexus in Verbindung gebracht worden. Zumindest eins der Mitglieder kam mir aus den Konzertkellern zweier besetzter Häuser in Frankfurt bekannt vor: Hinter dem Dreadlockbassisten- und Sänger stand der Tonmischer, der viele Jahre auf den Punkkonzerten in Bockenheim und Rödelheim zum Einsatz kam. Die Troika von Gorgonoisid hielt als Notnagel für die Mädel von DARK THARR her, die ich so gern wiedergesehen hätte. Gorgonoisid fuhren eine unfertige Mutation aus Gerühre, Gehökel, Okuma, Metal, Blues und Sludge auf, die etwas an EyeHateGod erinnerte und auch mal bei Saint Vitus´ „Patra“ plünderte. Nach vierzig Minuten tiefstem Untergrund blieb die Erkenntnis, daß man anstelle von Dark Tharr gespielt hatte, aber kein gleichwertiger Ersatz war. Zumndest hielten die Frankfurter die erlaubte Zeit ein. Aber mehr hatten sie sowieso nicht auf der Latte.
Auch die Nächsten waren wieder kurzfristig in die Bresche gesprungen. Nachdem sie uns 2009 vom letzten Zug verhagelt wurden, bekamen wir UNION OF SLEEP diesmal wegen Rückzug aus privatem Grund nicht zu Gesicht. Mit GALLONS OF MUD enterte einer die Planken, der gleich im Anschluß noch einen Auftritt hatte. Frontmann Steve mußte sozusagen nur seine Kollegen Kay und Pippo zur Reise nach Darmstadt bewegen. Die Aufklärung, nicht Gorgonoisid, sondern Gallons of Mud aus Köln zu sein, erfolgte nach dem dritten Lied. Die selbsterklärten Dreckspatzen aus der Domstadt gaben sich heute etwas zuckriger als vor knapp einem Jahr in der Südkaserne Nürnberg. Zu ihren phantasievollen, entspannten Kompositionen, die man immer sofort wiederkennt, kam heute auch eine riesige Ladung Selbstvertrauen. Leider wirkte das Trio in der Weite der Bühne etwas schmächtig, dazu fehlte es etwas am Zerstörerischen. Trotzdem lieferten Gallons of Mud vierzig Minuten Stoner Doom voller Herz, Wärme und Ehrlichkeit.
Als WALL endlich aus dem Quark kamen, betrug der Rückstand auf den Zeitplan bereits dreißig Minuten. Dafür gab´s eine faustdicke Überraschung. Zwar hatte man nach wie vor das undoomigste, schlimmstmöglichste Gruppenemblem der Welt (Wall als zwei Trapeze und zwei Parallelogramme geschrieben), dazu trug der Chef ein verboten aussehendes rotes Hemd, aber man hatte sich stilistisch weiterentwickelt. Um nicht zu sagen: Wall waren kaum wiederzuerkennen. M, A, S, S und I (Anfangsbuchstaben der Musikervornamen) sind fortan mit Stimme unterwegs, und jene mischte den Sludge-Pop mit markerschütterndem Geschrei auf. Die ganze Performanz wirkte unglaublich ambitioniert, und kam wie ein eigenwillig sonniges Köln-Bonner Pendant zu Black Shape of Nexus daher. Zwei Gründe hielten mich vom Headbangen ab: Erstens war ich mit dem Material nicht vertraut. Und zweitens schwankten die Teile lose und verrätselt zwischen plattmachendem Doom und surreal lauter Populärmusik (final kam sogar noch Hip-Hop dazu). Damit war die Reise zur Erleuchtung gestört - und Simone waren Wall einfach zu laut.
22.05 Uhr hätten BLACK SHAPE OF NEXUS abgehen müssen. Der Fehlerteufel, ein falsches kleines Kabel, und ein weiterer halbstündiger Umbau machten alles zunichte. Aber mit dem Beginn um 22.45 Uhr und der eingeräumten Spieldauer durften wir das Kommando aus Südwest immerhin komplett genießen. Und dann mußte es gleich zum Anfang erneut Gebbo Gebinskys Gitarreneffekt zerhauen... Mist, so was passiert eben. Allerdings hatte man Seidel, Gebhardt, Bernhardt, Kuhn, Hauser und Wolf insgesamt schon besser erlebt. Leiblich abgespeckt wirkte die Quinte zwar drahtiger, aber in ihrer Ausstrahlung auch etwas verhaltener, puristisch geradezu. B.SON waren heute atmosphärisch nicht so wuchtig wie gewohnt. Das Dämonische, das Radikale fehlte etwas, auch körperlich. Vielleicht auch die Leiter nach oben. Eine verkehrt ausgeleuchte Bühne tat das ihre, um den ganz großen transzendentalen Moment zu verhindern. So blieben fünfzig Minuten Endzeitdoom auf Sparflamme. Aber die waren immer noch gut genug, sich am Ende des Tages - wie in einem Befreiungsschlag - bis zum Kontrollverlust die Nackenwirbel zu ruinieren. Und beim nächsten Mal werden auch die Büffel wieder wahnsinniger.
Wäre alles nach Plan gelaufen, hätten wir OBELYSKKH bis zum Ende gesehen. Bis zuletzt hatte ich gehofft, wenigstens noch ein bis zwei Spacedoomer zu erleben. Aber auch das war uns nicht vergönnt. Als wir zehn Minuten nach Mitternacht zum Aufbruch blasen mußten, standen Obelyskkh noch in den Löchern. Stunden zuvor hatte Stuart West mir ein Promo-Exemplar des phantastischen neuen Langeisens 'Hymn To Pan' geschenkt. Fast das gesamte Album wurde heute zelebriert. Wir sollten den Silberling mit Zeitverschiebung zum Frühstück daheim anhören. Die vier Sexverarbeiter aus Fürth in Aktion blieben unterdessen ein Geheimnis. Womöglich waren sie die Besten des Halloween of Doom... Die Organisation von „Starwhore“ gab tags drauf folgendes bekannt: „[...] Sorry an alle, die früher weg mussten und durch die Verzögerungen bedingt durch technische und menschliche Fehler, OBELYSKKH nicht mehr sehen konnten. Wir werden uns das nächste Mal etwas einfallen lassen, damit die Running Order auch eingehalten wird. Leider kam es auch noch zu einer Anzeige wegen Ruhestörung aus der Nachbarschaft durch die Verzögerung nach hintenraus. [...]
 
Als es zur Sache ging, waren Micha, Simone, Peanut und ich bereits unterwegs. Die restliche Nacht haben wir im letzten Zug nach Frankfurt und in unserer Höhle in der Wetterau verbracht. Halb fünf verlosch das Licht. - - Am späten Sonntagmittag mußten die Freunde die lange Heimfahrt über den Harz ins Bördeland antreten.
 
Ein donnerndes „Doom Over The World“
Micha, Simone, Peanut
Starwhore Corp.
Stuart Bootsy West (Obelyskkh)
Allen aufgetretenen Gruppen
 
 

((((((Das wandelnde Gespenst)))))), 5. November 2013; Bilder: Vitus & Peanut
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
GORGONOISID
(19.16-19.56)
Unbekannt
 
GALLONS OF MUD
(20.25-21.02)
1. Bullhead
2. Wingman
3. Dirt Priest
4. Aims & Arrows
5. 21 Grammes
6. Howl
 
WALL
(21.29-22.15)
Unbekannt
 
BLACK SHAPE OF NEXUS
(22.45-23.35)
Unbekannt
 
OBELYSKKH
(0.10-XXX)
1. Mount Nysa
2. Hymn to Pan
3. The Ravens
4. Heaven´s Architrave
5. Horse
6. Horned God
7. The Man Within