FVZZ POPVLI, EMPERORS LAIR
D-Frankfurt am Main, Dreikönigskeller - 5. Dezember 2023
Die Einlaßstempel auf unseren Handrücken waren noch nicht vollends verblasst, als fünf Tage nach dem Ritual von Beehoover und Wolfbird Twins schon das nächste Ding von Interesse stieg. Handzettel im „Ponyhof“ hatten Neugier aufs „FUZZ OVER FRANKFURT“ im nahen „Dreikönigskeller“ geweckt. Nicht der angekündigte „Psych Garage Rock“ der Hauptgruppe, vielmehr der „Stoner Fucking Doom“ des Supports war das Lockmittel. Je nach Zählweise tummelten sich mit Personal und Akteuren zwischen 16 und 22 Gesichter in Dr. Ladendorfs flutgefährdeter Grotte am Südufer des Mains. Mit Blick auf die Bekannten wußte man Bescheid. In dem Rauchergewölbe machten auch manche vom Glimmstengel Gebrauch, sodaß wir anderntags seit Jahren wieder mal nach kaltem, blauen Dunst stanken. Nachdem der Freundeskreis da war und sie sich mit dem schrulligen Klubchef geeinigt hatten - „Sollen wir dann loslegen?“ - „Es ist viertel nach neun, wir müssen ja auch nicht ewig warten!“ - ging´s zur Sache. Allerdings nicht ohne dem Versprechen an Nico, die Wasserflaschen komplett auszutrinken. Jener sorgte nicht nur für die richtigen Klänge am Mischpult, sondern auch für einen kollektiven Rausch und meinen ersten Roggen-Whiskey Made in USA. Distinguiert natürlich!
EMPERORS LAIR schienen also eine günstige Gelegenheit für ein neues hautenges Doom-Ereignis zu sein. Tagelang hatte deren stonerige Version von Creams „Sunshine of Your Love“ schon morgens beim Kaffee das Endorphin sprudeln lassen... Emperors Lair entführten uns in eine sattdunkle Sternenwelt, ihre Lieder um Einsamkeit und den Untergang der Welt schmeichelten sich ins Ohr. Viel Sorgfalt wurde dabei auf die philosophisch angehauchten Ansagen gelegt. Treu ihres superben Albums stand „House of the Righteous“ an vorderster Stelle. Damit war ein Stoner Doomer gleich zu Beginn verbrannt. Denn schon bei den ersten Klängen von „Gravity“ und der hellen, leicht nasalen Singstimme des Keyboarders und Sängers fühlte ich mich eher an Heavy Water Experiments´ Album 'Philosopher Queen' erinnert. Von Doom konnte da keine Rede sein. Eine Überdosis davon folgte in „Kronos“. Verzerrte Trossen paarten sich hier mit pulsierenden Bässen, stoischen Trommeln und gefühlvollen Vokalen. Das anschließende neue Lied „Eva“ sollte uns auf eine Reise ins Weltall mitnehmen und der Beginn einer neuen Ära sein. Ein Sternenschweif leitete es ein - es war eines mit viel Luft nach oben. Was auch für die Optik galt. Der hinter seinem Keyboard wie an einem Tisch stehende Fronter, das Phlegma der Gitarristen und ein aufgekrempelter Wollpullover sahen verboten aus. Doch dann - und mit dem Vermerk, daß es „nur so kurz ist, wie die, die es es geschrieben haben“ - wurde tatsächlich der cremige Ohrwurmhit „Sunshine of Your Love“ kredenzt. Mit dem spirituellen Titellied „Dare Mighty Things“ und dem massiv wabernden „The Elephant“ als Zugabe schloß sich „Die Höhle des Kaisers“. Schade, daß der finsterste Doomer, „The Mind´s Eye“, nicht gebracht wurde. Wie magisch könnten Emperors Lair an einem anderen Ort mit transzendentaler Illumination sein?!
Gegen den angedoomten Bummelzug aus Maintal waren die Nächsten ein raserischer Schnellzug. Und diese Musik konnte auch nur im engen, kleinen Dreikönigskeller funktionieren. Ansatz- und atemlos ging eingangs der elften Stunde der Fuzz ab. „We are FVZZ POPVLI! We are coming from Rome!“ lautete die gehechelte Vorstellung. Auch wenn Fuzzrock nie mein Spezialgebiet war, trösteten das Charisma und die verrückte Leidenschaft der Italiener über das gehetzte Tempo hinweg. Zumal die überdrehten Figuren, der bizarre Piepsgesang, und die herrlich schrägen Ansagen im ungelenken Englisch - jede begann mit „The next song is... and sounds like this...“ - schnell klarmachten, daß Perfektion nicht das oberste Gebot dieser Räuberpistole war. Pootchie, Datio Palatio und Doncalisto hießen die Akteure, und jeder in diesem quicklebendigen Dreibund hatte seine Macken, sein eigenes Aussehen, und sorgte für Chaos, Vor allem Gitarrist und Vokalist Poochie entpuppte sich als echte Rampensau, die immer wieder in der Meute riffte oder mit auf dem Tresen aufgestützten Ellbogen Bier verlangte. Ein Dutzend Lieder mit Adrenalinkicks im Vierminutentakt, darunter „Falstaff Beer“ von Cream, brachte das Trio aus der Ewigen Stadt. Die erste Zugabe „Cherry Bowl“ wich mit ihrem spacigem Unterton etwas vom Rest ab. Und nachdem der Klubchef erst „Es ist schon spät!“ gegrummelt, letztlich aber doch seinen Segen erteilt hatte, kam es eine halbe Stunde vor Mitternacht zum psychedelichen Urknall durch Jimi Hendrix´ „Purple Haze“. Poochie verabschiedete sich mit einem Gang durch die Kellerkinder und einem gebrochenen „Thank you!“. Yeah!
 
 
Heiliger Vitus, 8. Dezember 2023
.:: ABSPIELLISTEN::.
 
EMPERORS LAIR
(21.15-22.16)
1. House of the Righteous
2. Gravity
3. Kronos
4. Eva
5. Sunshine of Your Love [Cream]
6. Dare Mighty Things
7. The Elephant
 
FVZZ POPVLI
(22.20-23.25)
FP spielten ohne Setliste
u.a.
Falstaff Beer [Cream]
Lost in Time
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Cherry Bowl
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Purple Haze [Jimi Hendrix]