FIREBALL MINISTRY, THE NERVES
D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 6. Juli 2004
Die schwäbische Extrem-Metal-Firma „Nuclear Blast“ hatte für die untypischsten seiner Zöglinge eine Reise in die Alte Welt organisiert. Die Stonermetaller Fireball Ministry aus USA tingelten durch Europa - und die wilden Punkrocker The Nerves machten dank ihrer Mitarbeit in Donzdorf den etwas unkonventionellen Pakt komplett. - Frankfurts kleine Batschkapp-Schwester „Nachtleben“ erreicht, tobte dort die Hölle. Sagenhafte 13 (in Buchstaben: dreizehn) Leute wollten sich ins „Ministerium der Feuerbälle“ fallen lassen.
THE NERVES starteten um 21 Uhr. Vier alte Männer aus Göppingen, die sich seit 1987 dem Punk verschrieben haben. Sonderlinge mit Fliegermützen aus schwarzem Leder, schwarzen Sonnenbrillen, schwarzen Lederjacken, schwarzem Denim, schwarzen Instrumenten, Totenkopfleibchen und einer Fledermaus im schwarzen Hintergrund. Verruchter geht´s kaum! Die Steampunker um Cpt. Proton auf ihrem halben Weg zur Hölle, dem „333 - Halfway To Hell“... Die drei Nummern zu Beginn hatten wir verbummelt. War jedoch nicht tragisch, tönt doch im Punk ohnehin ein Lied wie das andere. Warum sollten die Nerves etwas daran ändern? „Gods on the Screen“, „Creepy Stuff“ und den neuen „Disco Death“ knallten sie uns schnell, laut, geradeaus, mit Pfiff und etwas Surf vor den Latz - und ernteten höflichen Applaus dafür. Keine Spur indes von Pogo und Chaos. Einer sinnierte „Fußball ist vorbei. War jemand für Griechenland?“ Auch darauf keine Reaktion. Die netten Geister aus Württemberg zockten ihr Programm locker durch und schlossen - ohne Zugabe - mit „System Overload“ sowie dem Stück über die Ramones im Kosmos: „Space Invaders“.
 
In der Pause plapperte ich mit Nerves´ Nuclear-Blast-Händler Tom, trank Zauberelixier, und ein gewisser El Hulle amüsierte sich mit meiner Kirsche (Blondies unter sich). Das ist Sex, Drugs & Rocknroll!
ABSPIELLISTE THE NERVES
1. Castlemania
2. Scary Teeth
3. Coming Up
4. Gods on the Screen
5. Where´s Captain Kirk?
6. Creepy Stuff
7. The Charge
8. Disco Death
9. Burning
10. It´s Me
11. Plastic Frankenstein
12. N.V.A.
13. System Overload
14. Space Invaders
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15. Flies
16. R n R L L
17. Strychnine
Schlag zehn öffnete dann „The First Church of Rocknroll“ ihre heiligen Pforten. Die aus dem kalifornischen Redondo Beach eingeschwebten FIREBALL MINISTRY predigten Heavy Metal, Stoner Rock und Doom Rock. Die Kracher vom Neuwerk sorgten vom ersten Moment an für Funkenflug. „King“, „He Who Kills“ und „Choker“, ihre Namen. Der schrullige Frontmann Reverend James A. Rota II, die hochaufgeschossene, erotische Gitarristin Emily Burton, die irrsinnig headbangende Ex-L7-Bassistin Janis Tanaka, und Bulldozer John Oreshnick am Schlagzeug: vier Personen, jede ein Original für sich. Der Sound war satt und dabei nicht zu laut, und die nunmehr zwanzig Jünger feierten den dunkel leuchtenden Titts´n´Ass-Rock frenetisch ab. Das kauzige „Guts“ weckte die legendären Obsessed zum Leben, und „Daughter of the Damned“ reinkarnierte Judas Priest zur 'Turbo'-Phase. Dem sperrigen „Death Dealer“ von 'Où est la Rock' folgten der Höllengroover „In the Mourning“, der rustikale Wildwestrocker „Rollin´ On“ und die lässige Gruppenhymne „Flatline“. Mit „Two Tears“ gab es einen Stonerrocker mit staubtrockenen Trommeln im alten Fu-Manchu-Stil. Die Verlängerung bestand aus dem Ohrwurm „Master of None“, und dem ultra-doomig beginnenden und in einer Hommage an Black Sabbath ausufernden Klumpen „VIM“. Fireball Ministry besitzen allerhand Kulthits - „VIM“ thronte über allem. Nach einer Stunde waren alle Messen gesungen und die Reverenden erteilten Vitus 666 Absolution für die unvermeidliche Reise ins Nirgendwo.
 
 
Heiliger Vitus 666, 8. Juli 2004