FATAL ARRIVAL
D-Dresden, Heavy Duty - 9. Januar 2016
Wehe dem, der vertrieben wird und keine Heimat hat!... Nach der fatalen Entmietung von Gräfin Peanut und mir durch Fremdlinge, zwang uns das Schicksal in der ersten Januarwoche zu einer verzweifelten Suche nach einem Neustart in meiner Heimat Dresden. Aber was heißt schon „Heimat“, wenn man 1984 in den Westen abgehauen ist - und seit einunddreißig Jahren dort wohnt?!... Nachdem wir zehn Jahre (!) nicht in Dresden waren, fanden wir Unterschlupf in einer alten Villa im Schweizer Viertel, die als eine der wenigen die Luftangriffe in den letzten Kriegstagen überstand, und schon damals vielen Dresdnern Zuflucht vorm Feuersturm bot. Verwöhnt wurde unsere rastlose Immobilienjagd durch eine Nacht im „Heavy Duty“. Nach aufreibenden Maklertelefonaten, einem Rundgang durch die beschmierten Fassaden der Äußeren Neustadt (wie ich sie noch nicht kannte), und einem Besuch der Frauenkirche, waren wir völlig übernächtigt noch mal in die Neustadt zurückgekehrt. Erstmals wurde am „HD“ Eintritt fällig. Ein Kerl unter Bart und Mütze stand in beißender Kälte auf der Straße und kassierte drei Euro. Drin erstrahlte alles wie ehedem. Sechzig Kunden mit langen Haaren, Rockerkutten und Gorilla-Monsoon-, Heavy-Duty- oder anderen Metalshirts, stellten die Kulisse. Als ersten durfte ich Klubchef Willi herzen. Willi gab mir Wärme und Sicherheit. Ferner stand in der „Südkurve“ der Frontmann von Gorilla Monsoon ganz in natura. Jack Sabbath verdrückte sich mit mir ans Tischlein hinterm Tresen zu Peanut - um eine gefühlte Stunde mit uns über die Dresdner „Szene“ und deren Draht zum Doom zu quatschen. Im Zuge der allgemeinen Zerrüttung hatte ich leider jedes Wort verloren. Später brachte mich auch noch mein Schwippschwager, „der Lange“, als zweiter Chef auf den Stand der Geschicke im „HD“. Eine der Barmiezen kredenzte uns helles Bier, Goldener Reiter und die Forderung „Dafür krieg´ ich Sechs von dir!“ Absoluter Ausnahmezustand für den Kopf! Ich hatte mich richtig erschrocken, als die ersten Klänge unten im Saal ertönten...
Punkt 22 Uhr 13 legten FATAL ARRIVAL los. F. „The Priest“ Lehmann, M. „Stormroder“ Roder, Signorina DalSegno und S. Tautorus lieferten nostalgischen Heavy Metal wie in den Achtzigern. Die Burschen und das Mädel aus Freiberg machten mächtig Speed und kombinierten messerscharfe melodische Gitarren und räudige Vokale, die von plötzlichen, sirenenhaften Schreien im Stile von King Diamond durchdrungen waren. Von Minute eins an flogen Fäuste, und die auf und vor der imaginären Bühne rotierenden Haare machten das Heavy Duty zum heftigsten Ort der Stadt. Das Ganze sprudelte nicht gerade vor Einzigartigkeit oder Aura über, gab aber immer ein Gefühl von Echtheit und alten Idealen. Schade, daß die Fatals mit Beginn der Trauer um Lemmy ab 23.30 Uhr MEZ (Sabbath war extra für die Liveschalte im Netz nachhause gegangen), statt einen Titel von Motörhead „Seek and Destroy“ von Metallica coverten. Dafür gab der weitgehende Verzicht auf die gellenden Schreie dem Auftritt ab der Hälfte mehr Tiefe und Dynamik. Die Sachsen spielten erfrischend, bewiesen Stehvermögen, und belferten ihre letzten Riffs erst nach achtzig Minuten ab. Nach Judas Priests „Victim of Changes“ wurde in der Zugabe noch mal „Seek and Destroy“ ausgeliehen. Ferner bestand die Schau aus neun, teils unveröffentlichten Eigenkompositionen. - Hinterher sagte mir der Sänger, daß Fatal Arrival gern experimentieren und deswegen auch hohe Schreie einsetzen.
Nach einem Jacky und einem letzten Reiter mußten wir flutachtartig los. Um 0 Uhr 23 fuhr die letzte Straßenbahn an der Louisenstraße ab. Doch es war kein Abschied für immer: Die Crew vom Heavy Duty will die Metalheads in Dresden mindestens bis 2020 unter heavy Heavyklängen mit Goldenem Reiter und anderem Zaubertrank verwöhnen!
 
Danke
Willi
Langer
Jack Sabbath
Peanut
Fatal Arrival
 
Ihr wart das Licht dieser Tage!
 
 

Heiliger Vitus, 12. Januar 2016
.:: ABSPIELLISTE FATAL ARRIVAL ::.
(22.13-23.32)
1. Stand up and Fight
2. Fatal Arrival
3. Captured in Hate
4. Soldiers of Fortune
5. Archivist of Death
6. Seek and Destroy [Metallica]
7. Snakeskin Vagabond
8. Tales of Woe
9. Jewellery Woman
10. My Time will come
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11. Victim of Changes [Judas Priest]
12. Seek and Destroy [Metallica]