DUTCH DOOM DAYS XIII
 
PROCESSION, CONAN, DREAD SOVEREIGN, MONUMENTS
NL-Rotterdam, Baroeg - 31. Oktober 2014
Prolog
 
Nach dem flauen Vorgänger, als sich am Schlußtag sechzig Leute bei den niederländischen Doomtagen verloren, schien das Ende der Festivalserie gekommen. Aber dann konnten Saint Vitus rekrutiert, und das Fest bei seiner 13. Ausgabe erstmals über drei Tage durchgezogen werden... Beim Facebook sagten mehr als 350 ihr Kommen zu; weitere 160 waren sich nicht sicher. Es wäre ein Heidengerammel geworden... Laut Ausrichter erschienen letztlich am Freitag etwa 150 Leute, am Sonnabend waren es um die 100, und am Sonntag strömten mehr als 200 ins „Baroeg“. Der Eintritt für das gesamte Ereignis kostete 50 Euro. Genug der Zahlen...
 
Freitag, 31. Oktober (1. Tag)
 
Nach 5 ½ Stunden hatte ich mit Goddess of Doom Peanut das angestammte Quartier neben der Erasmusbrücke erreicht. Alles Nötige an Stoff besorgt, kamen wir nach einer Fahrt mit der Tram vorbei an der inzwischen blickversperrenden - als „Ode an die moderne Architektur“ hochgezogenen - Wolkenkratzerwand „De Rottderdam“ an der Halte Molenvliet im Süden der Stadt an. Auf den letzten Metern zum Baroeg lag ferner ein Lidl mit kalifornischem Wein... Pünktlich halb sieben schlugen Peanut und ich in dem Ort auf, wo wir die kommenden drei Tage verbringen würden. Gleich am Eingang stießen wir auf einen Bekannten vom letztjährigen „Hammer Of Doom“, der inzwoschen von Nürnberg nach in Nottingham ausgewandert ist, und den einzigen Händlerstand betreiben durfte. Organisator Pims Empfang „Schön, dich bei uns zu haben!“ ging runter wie Honig. Kurzum: Wir waren wieder Zuhause und mußten auch gar nicht lange auf Doom warten...
Fünf Schwarzgekluftete mit Namen MONUMENTS bildeten die gewohnt heftige Eröffnung vor der gewohnt mickrigen Kulisse. Ein Dutzend zählte ich anfangs im Saal. Mitch, Ruben, Yuri, Dennis und Martijn ließen sich aber nicht beirren, und schlugen äußerst dunkelgraue Töne mit der Natur und der Esoterik als Hintergrund an. Hypnotisch britzelnde Gitarren trafen wie in einer Kombination aus Burzum und Barathrum auf wechselweise klare und gutturale Vokale, Trommeln und Bässe. Eine Klangwelt, die sich gewaschen hatte. Drei Black-Doom-Parabeln um jeweils zehn Minuten ließen die philosophische Tiefe im noch jungen Kommando aus Utrecht schon erahnen. Mit ihren 'December Sessions' bleiben die Monuments als würdiger Einstieg in Erinnerung - dem es heute nur etwas an Ausstrahlung fehlte.
DREAD SOVEREIGN hatten sich von der grünen Insel Irland nach Rotterdam durchgeschlagen. Primordial-Mitglied Nemtheanga hatte Sechssaiter Bones und seinen Ex-Kumpel Sol Dubh um sich geschart, um sich „nach Jahren des Hackens und Schlitzens“ auf der Gitarre in die Tiefen des Dooms zu stürzen. Das Trio aus Dublin spielte knackigen Doom Metal im Stile der Achtziger - der durch seine Gitarrenposiererei mitunter etwas überspitzt wirkte. Dank seiner rauhen, klaren Singstimme, den eingängigen, transparenten Melodien zwischen Heavy, Prog und Psych, und einer durchaus charismatischen, rauhbeinigen und authentischen Performanz, stieg der „Fürchterliche Herrscher“ trotzdem für viele zum heimlichen Sieger des Freitags empor.
CONAN standen für „FUZZ PACKING - AMP SMOKING - RIFF WORSHIPPING - CAVEMAN BATTLE DOOM“. Diese Majuskeln prangten von ihren Shirts. Frei auf Deutsch übersetzt: Vergrätzt verpackter, rauchende Lautsprecher und Melodien verehrender Höhlenmensch-Schlachten-Doom. Conan werden seit Jahren als neue Heilsbringer des UK-Metal gehandelt. Für mich waren die Herren aus Liverpool Nobodies. Besaß weder einen Tonträger und hatte sie auch nie in echt erlebt. Davis, Fielding und der vor zwei Wochen dazugestoßene Lewis spukten als geisterhafte Erscheinungen unter Nebel und schwarzen Kapuzen übers Geviert. Erst nach dem fünften Teil - dem Schlaglicht „Gravity Chasm“ - kam´s zur amtlichen Vorstellung „We are Conan from England.“ Davor und danach regierte eine Kombination aus Drone und Stoner Doom. Die drastischen klaren Schreie des Gitarristen vermengten sich mit dem Todesgeröchel des Bassisten und brachial entschleunigten Trossen und Knüppeln im Zeitlupentempo. Abgesehen von kleineren Hängern und Nichtigkeiten in der Machart von Sleep, haben Conan ein kleines Inferno entfesselt. Die erwähnten Heilsbringer waren sie allerdings nicht. Nach drei Teilen hatte sich das Baroeg merklich gelichtet. Eine halbe Hundertschaft hielt durch. Bemerkenswert, daß Conan längst vergangene Zeiten aufleben ließen, und ihr Album 'Blood Eagle' auch als Kassette für einen Fünfer verhökerten.
PROCESSION verachte ich von Mal zu Mal mehr. Im Grunde sind Plaza und seine Komparsen mittlerweile Verräter am Doom. Daß man seine Heimat (Chile) in Richtung Geld (Schweden) verläßt, ist schwer zu verstehen. Noch übler schlagen einem jedoch Meldungen auf den Magen, wonach man seine Seele (Doom) an den Mammon (Heavy Metal) verkaufte. Anno 2014 sind Procession verschlagene Handausstrecker, bei denen es außer Plaza und dem unerträglichen Oberposierer Pedersen keiner lange aushält. Rein klanglich boten die vier das gleiche Programm wie immer: epischen Doom, der von Mal zu Mal metallischer wird, und sich mit „Chants of The Nameless“ als Erinnerung an das Doom Shall Rise 2009 in unsere Seelen einschleichen wollte. Nach fünfzig Minuten war der Hauptakt der ersten Nacht durch. Mehr Metal ging kaum. Aber wir waren nicht für Metal gekommen!
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
MONUMENTS
(18.38-19.09)
Unbekannt
 
DREAD SOVEREIGN
(19.36-20.24)
Intro
1. Thirteen Clergy To The Flames
2. Heroin
3. Pray to the Devil in Man
4. We Wield the Spear of Longinus
5. The Devil´s Venom
6. Cathars To Their Doom
 
CONAN
(20.59-21.55 / ohne Gewähr)
1. Crown of Talons
2. Total Conquest
3. Foehammer
4. Hawk as Weapon
5. Gravity Chasm
6. Horns for Teeth
7. Krull
8. Satsumo
9. Grim Tormentor
 
PROCESSION
(22.38-23.32)
Intro
1. Damnatio Memorae
2. Conjurer
3. Chants of the Nameless
4. Raven of Disease
5. To Reap Heavens Apart
6. Destroyers of the Faith
7. Death and Judgement
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8. The Road to the Gravegarden
Gefühle entlockte mir nur das obligatorische „Doom Over The World“ von Reverend Bizarre. Doch das kam aus der Konserve. Unser Rückzug gestaltete sich kostspielig. Mangels Bus und Bahn mußten wir ein Taxi rufen. Doch die waren heute rar, und ließen uns zwanzig Minuten in der Kälte stehen. Als endlich eins kam, erhielt der Kutscher Anweisung, sofort zum Baroeg zurückzukehren. Wir wurden „an einem sicheren Ort“ im betonen Nirgendwo abgeladen. Bei der Rückkehr ins Hotel duftete unser Flur stark nach Haschisch. Die Nacht wurde indes alles andere als entspannt: Nach eins war unser elektronisches Türschloß durchgeknallt und brummte fortan durch den ganzen Stock. Zum Schlafen wurden wir erst einen Stock tiefer verfrachtet... und nachdem der Nachtportier die Batterie entfernt hatte, durften wir mitten in der Nacht wieder zurück ins Bett in „Kamer 636“. Am Morgen erfolgte noch ein Umzug in die „Kamer 626“.
 
 
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((((((Heiliger Vitus)))))), 9. November 2014