1000MODS, JUKE COVE
D-Dresden, Chemiefabrik - 4. Juni 2024
Runter vom Rad, raus aus dem Trikot und rein ins Räuberzivil: Das war mein Holterdiepolter des heutigen Abends. Bis um sechs war ich zum Training auf der Radrennbahn Heidenau. Von dort heim nach Pieschen gerast, gebraust, gegessen - und dann ab per pedes in die zwei Kilometer entfernte „Chemo“. Der Irrsinn sollte sich allerdings vierundzwanzig Stunden später beim Trainingsrennen erneut in Heidenau rächen. Doch mein Mädel wollte unbedingt hin - zur Not auch allein - und ich wollte sie nicht enttäuschen. Zweihundert Kunden hatten sich in den abendlichen heiligen Hallen der Leipziger Vorstadt versammelt, als wir uns pünktlich um acht einfanden.
Juke Cove
Mit einer Viertelstunde Verspätung bestritt die polnisch-russisch-deutsche Psych-Stoner-Doom-Troika JUKE COVE aus Leipzig den Aufgalopp. Es war das dritte Mal, daß Blondschopf Mateusz, Steinzeitmann Dima und der drahtige Maxim die Chemo beehrten. Auch wenn die Darbietung ihrer Alben 'Remedy' und 'Tempter' inklusive eines Liedes mit dem schaurigen Titel „Guillotine“ keine Neuerfindung des Genres war, überzeugte sie immer noch mit ordentlicher Qualität und Natürlichkeit. Sprituelle Abschnitte wechselten mit sperrigem Krautpsych und final auch magischem Stonerdoom. Dabei teilten sich die Osteuropäer an den Trossen den Gesang - beide mit heller Stimme, der urwüchsige Russe dabei manchmal auch etwas piepsig überdreht. Doch wie so oft bei Vorguppen, wurde der neben den 1000mods drapierte Merch von Juke Cove weitgehend ignoriert. Zumindest Gitarrist Mateusz verfolgte die Griechen jedoch bis zum Schluß.
1000mods
Halb zehn schlug die Stunde für den Kult aus dem Reich der Götter und Philosophen. Es war 2011, als die Hellenen 1000MODS ihren Geniestreich 'Super Van Vacation' rausbrachten. Während viele Kultgruppen ihren Ruf oft über Jahre aufbauen müssen, wurde 1000mods´ Mix aus hupenden Retrogitarren, hypnotischen Stonergrooves und alltäglichen Inhalten sofort als moderner Klassiker anerkannt. Aber auch am Kult geht die Zeit nicht spurlos vorbei. Es ist immerhin schon dreizehn Jahre her, daß Lieder wie „Road to Burn“, „7 Flies“, „El Rollito“ und allen voran „Vidage“ Koryphäen des Stoner Rock wurden. Äußerlich hatten sich Dani, Giannis, George und Labros kaum verändert. Und auch innerlich schien alles beim Alten: Die Griechen waren keine entrückten Wesen. Vielmehr vier unterschiedliche Figuren, die sicher wie wir alle Träume, Fantasien und Ängste haben. Wie 2015, als wir sie als Vorgruppe von The Atomic Bitchwax erlebten, agierte die Quadriga aus Korinth mit tiefem Krawumm und ohne Schnickschnack - aber diesmal auch etwas härter und gehetzter, was gewiß am Stoff jüngeren Datums lag. Doch der Auftritt hatte wohltuend keine Ansagen, er war routiniert, und hielt den anfänglichen Schwung bis zum Ende durch. Zwei klar definierte Sechssaiter - der eine massiv stonerig, der andere sommerlich britzelnd - und ein vehementes Schlagzeug prallten auf helle Vokale - die in der immergleichen Stimmlage auf Dauer allerdings etwas leierten. Doch mit den erwähnten Geistesblitzen schlugen die Griechen alle in ihren Bann. Jámas!
 
 
Heiliger Vitus, 6. Juni 2024
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
JUKE COVE
(20.15-21.05)
1. The Path
2. Remedy
3. Glow
4. Wait
5. Tempest
6. Xanadu
7. Guillotine
8. Ignite
 
1000MODS
(21.30-22.55)
1. Electric Carve
2. Warped
3. So Many
4. Loose
5. Low
6. Road to Burn
6. El Rollito
7. Pearl
8. The Son
9. Into the Spell
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10. Vidage
11. Super Van Vacation
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